Fußballdoping

Schweinsteiger: Zu verletzt, um zu spielen?

"Da beiße ich mich durch"

von Daniel Drepper

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Schweinsteiger hat eine Seuchensaison hinter sich. Im November brach er sich das Schlüsselbein. Anfang Februar knickte er im Pokalspiel gegen den VfB Stuttgart in Minute fünf nach einem Zweikampf mit Georg Niedermeyer um, zwölf Minuten später ging er vom Platz. Diagnose: Bänderriss.

Einen Monat später, Meisterschaft und Champions League gehen in die entscheidende Phase, kehrt Schweinsteiger zurück. Presse, Fans und Verein hatten sehnsüchtig auf sein Comeback gewartet, Schweinsteiger sei Bayerns letzter Trumpf. Schweinsteiger quälte sich offenbar halbfit durch die restlichen Spiele. Im Champions-League-Finale setzte es gleich zu Beginn noch eine leichte Verletzung der Wade, mit der er weitere 115 Minuten spielte und einen Elfmeter verschoss.

„Da beiße ich mich durch“
Schweinsteiger hat durchgezogen, jetzt, vor dem EM-Halbfinale, tut ihm noch immer sein Knöchel weh, die Verletzung aus dem Februar, fast fünf Monate alt.

„Um ehrlich zu sein, macht mir mein Knöchel sorgen. Das ist nicht optimal verheilt. Aber die Zeit ist noch nicht gekommen, wo ich mich schonen kann. Wir haben hoffentlich noch zwei Spiele, da beiße ich mich durch. Danach muss ich allerdings sehen, dass ich endlich mal wieder ganz gesund werde.“

Das sagte Schweinsteiger der Welt am Sonntag. Vor dem Griechenland-Spiel habe er nur das Abschlusstraining mitmachen können. Trotz Verletzung spielt Schweinsteiger die EM zu Ende.

Auch die ARD berichtete gestern über Schweinsteigers Probleme. Seine Aussagen:

„Man kann es im Spiel eigentlich durch das Adrenalin und durch das ganze Drumherum kann man das schon ausblenden. Ich mein, ich hab’s gegen Real Madrid oder gegen Chelsea in der Champions League auch geschafft. Ich geh‘ über den Schmerz auch hinweg und wenn es eh immer so ist, dass man den Mitspielern helfen kann, dann tu ich das, egal, ob ich was hab oder nicht. Natürlich merkst du manchmal bei der ein oder anderen Drehung, dass es weh tut, aber darüber musst du wegkommen. Das wichtigste ist, dass auf dem Platz elf Spieler stehen. Da muss sich jeder für den anderen den Arsch aufreißen. Egal, welcher Stand es ist. Das ist für mich das Entscheidende, das man als Mannschaft einfach jeder für den anderen kämpft.“

„Der für den DFB seine Gesundheit auf’s Spiel setzt“
Bastian Schweinsteiger lebt diese Kämpfernatur vor bei dieser EM, sagt der ARD-Reporter, dessen Namen ich nicht gefunden habe. Schließlich brauche ihn die Mannschaft. Schweinsteiger sei ein emotionaler Leader, so Löw; der für den Titel seine Gesundheit auf’s Spiel setzt, so der Reporter.

Schönes Schlusswort, hätte nicht Matthias Opdenhövel den Beitrag im Anschluss extrem journalistisch eingeordnet. So schlimm könne das mit Schweisteigers Verletzung ja nicht sein, immerhin sei der ja aktuell beim Friseur gewesen und wer Zeit für den Friseur habe, dem könne es doch auch gesundheitlich nicht all zu schlecht gehen.

Ich habe DFB-Arzt Tim Meyer per Mail gefragt, wie schwer Schweinsteigers gesundheitliche Probleme seien und von was es abhängig sei, ob Schweinsteiger heute Abend spielen kann. Da Schweinsteiger davon spricht, „über den Schmerz hinweg“ zu gehen, habe ich Meyer gefragt, bis zu welcher Grenze er das als Arzt verantworten könne.

Ich habe außerdem gefragt:

Hat Bastian Schweinsteiger wegen seiner Knöchel- und Wadenprobleme während dieser Europameisterschaft und/oder der Vorbereitung Medikamente bekommen? Falls ja: Was für Medikamente?

Hat Bastian Schweinsteiger Schmerzmittel und/oder Entzündungshemmer wie Glucocorticoide bekommen? Falls ja: Welche Schmerzmittel und/oder Entzündungshemmer hat Bastian Schweinsteiger wie häufig bekommen?

Hat Bastian Schweinsteiger vor einem Spiel Schmerzmittel und/oder Entzündungshemmer bekommen? Bekommt Bastian Schweinsteiger vor dem heutigen Spiel gegen Italien Schmerzmittel und/oder Entzündungshemmer?

Harald Stenger, Pressesprecher der Nationalmannschaft, hat schnell und freundlich geantwortet, an einem Spieltag ließen die Abläufe keine Zeit für Pressearbeit, er bittet um Verständnis. Ich habe darum gebeten, dass mir meine Fragen morgen beantwortet werden und werde das dann hier nachreichen, sobald die Antworten eintrudeln.

Zum Thema Schmerzmittel hatte ich zuletzt die Studie von Jens Kleinert veröffentlicht: Warum nehmen Fußballer Schmerzmittel? Tim Meyer hatte mir dort auf eine Anfrage allgemein zu Schmerzmitteln im DFB-Team geantwortet. Meyer schrieb mir unter anderem: „Unsere Behandlung ist auf der medikamentösen Seite stets zurückhaltend. Schmerzmittel nutzen wir äußerst sparsam und überhaupt nicht zum Zweck des Herstellens einer Spielfähigkeit. Spieler, denen wir vor jedem Spiel Schmerzmittel geben, gibt es bei uns nicht.“