Fußballdoping

Spanische Dopingärzte als Fußball-Betreuer

Kaum ist man mal ein paar Tage im Urlaub, schreibt gleich die Süddeutsche Zeitung über Doping im Fußball. Der Grund ist Luis Garcia del Moral. Der Spanier hat Armstrong zu fünf Toursiegen verholfen. Und er hat Fußballteams betreut.

von Daniel Drepper

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Del Moral arbeitete von 1999 bis 2003 als Teamarzt für US Postal. Bei der Tour hatte er einen kleinen Raum im Teambus, abgetrennt durch Schiebetüren, in dem er den Fahrern Dopingsubstanzen oder Blut verabreichte. Mehrere Fahrer berichteten, del Moral hätte sie dazu gedrängt, Substanzen zu nehmen. Das Wall Street Journal hat das Doping rund um Armstrong seit Jahren recherchiert. Einer der Fahrer sagte den Reportern, del Moral habe ihm zu verstehen gegeben: Wenn du nicht dopst, bist du kein Profi.

Del Moral hat den Dopingfahndern zufolge weiter Sportler betreut, nachdem er 2003 bei US Postal aufhörte. In Valencia arbeitete er nicht nur an der Universität, sondern auch für ein Beratungsinstitut, dass sich um alles kümmert, was das Sportlerherz begehrt: von Ernährung über Personal Training bis hin zu Sportmedizin. In dieser Klinik hat del Moral laut US-Anti-Doping-Agentur (USADA) bei Radsportlern Blutdoping durchgeführt. Außerdem hat er den Radfahrern geholfen, durch Infusionen ihre Blutwerte so zu manipulieren, dass sie bei Tests nicht auffallen. Und er hat den Fahrern EPO, Testosteron, Corticosteroide und Wachstumshormon verabreicht. Für all das ist er von der USADA am 10. Juli lebenslang gesperrt worden. Del Moral ging gegen diese Sperre nicht vor, weist aber alle Schuld von sich.

Und nun zum Fußball: Del Moral hat auch für den FC Valencia und den FC Barcelona gearbeitet. Auf der englischen Webseite des Beratungsinstitutes ist bis heute zu lesen, dass Del Moral medizinischer Berater für verschiedene Fußballklubs ist. „Medical Adviser for various football teams, most notably Barcelona CF and Valencia CF“ steht dort. Zur Sicherheit habe ich mal einen Screenshot gemacht:

Denn: Auf der spanischen Webseite des Institutes ist Luis Garcia del Moral mittlerweile gelöscht. Dass früher auch auf spanisch mit ihm und seinen Verbindungen zu Barca und Valencia geworben wurde, beweist ein älterer Screenshot der Seite, den ich geschickt bekommen habe, Danke dafür.

Die Verbindung von Dopingarzt del Moral in den Fußball ist in verschiedenen Medien berichtet worden, auch von Agenturen wie der dapd. Thomas Kistner hat sich des Themas in einem Kommentar für die Süddeutsche Zeitung angenommen. Kistner zieht auch die Verbindung zu Blutdoping-Arzt Eufemiano Fuents, der Profiklubs in Spanien betreute, und fragt, „warum die Creme der spanischen Fußballklubs, darunter laut Fuentes auch Barcelona, um Fachdienste eines Gynäkologen buhlte?“

Von Del Moral zu Fuentes gibt es nicht nur eine thematische Verbindung, auch eine persönliche. Denn Dopingarzt Del Moral hatte ganz offenbar sehr gute Kontakte in Spanien. Einer davon war Walter Viru. Der soll der Kopf eines Doping-Netwzerks gewesen sein, ähnlich dem von Eufemiano Fuentes. Im November 2009 durchsuchte die spanische Polizei 15 Arztpraxen, Apotheken und Wohnungen und fand dabei große Mengen an Wachstumshormonen, Epo und anderen Dopingmitteln. Auch Virus Haus war bei dieser „Operacion Grial“ durchsucht worden, dazu hatte die Polizei Viru und zehn weitere Personen festgenommen.

In einem Interview mit der französischen Sportzeitschrift L’Equipe beschrieb Ex-Radprofi und Whistleblower Jesus Manzano im Jahr 2007, dass Del Moral ein guter Freund von Walter Viru gewesen sein soll. Viru habe Del Moral damals sogar gewarnt, wenn Dopingkontrolleure auf dem Weg zum Team US Postal waren, berichtete Manzano.

Eigentlich sollte Walter Viru nicht erst bei der Operacion Grial im November 2009 sondern bereits bei der Operacion Puerto im Jahr 2006 verhaftet werden. Die spanische Polizei hatte damals aber nicht genug Beamte für den Fall. Viru hatte gemeinsam mit Eufemiano Fuentes die Radsportler des Profiteams Kelme betreut. So schließt sich der Kreis. Del Moral, Viru, Fuentes: Der Weg vom Doping im Radsport zum professionellen Fußball ist erstaunlich kurz. Und erstaunlich vielfältig.