Fußballdoping

Leverkusen geht gegen Doping-Regeln vor

Freitagmittags Meldung an die UEFA

von Daniel Drepper

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Die Meldung geistert seit Samstag durch die deutschen Medien (FAZ, Deutschlandfunk etc.). Leverkusen hat gegen die Dopingregeln der UEFA verstoßen. Die erste Meldung hatten wir via @robertkempe schon Freitagfrüh bekommen. Zu viel zu tun, blöd gelaufen. Trotzdem will ich die Geschichte nochmal aufgreifen. Unglaublich, aber im Fußball Alltag: Michael Ballack war am betreffenden Tag nicht beim Training, also wurde er auch nicht getestet.

Freitagmittags Meldung an die UEFA
Leverkusen hat während der Saison 2011/2012 drei Mal die Angaben zu den Trainingszeiten der kommenden Woche zu spät bei der UEFA abgegeben. Jeweils freitags um 12 Uhr müssen die Angaben bei der UEFA sein. Leverkusen habe die Frist zwei Mal um wenige Minuten und einmal um eine Stunde verpasst, sagte mir Pressesprecher Dirk Mesch. Leverkusen habe das Problem erkannt, die Abläufe geändert und wolle die Vorschriften in Zukunft ernster nehmen.

Das Fass zum Überlaufen brachte der 23. September 2011, der Tag vor dem Auswärtsspiel bei Bayern München. Zunächst kamen Kontrolleure der Nationalen Anti Doping Agentur NADA beim Training der Leverkusener vorbei, wenige Minuten später standen auch die UEFA-Kontrolleure auf der Matte (was by the way nicht für effektive Absprachen in Sachen Dopingkontrollen spricht).

Michael Ballack hatte laut Bild-Informationen wegen einer Grippe einige Tage Trainingspause gehabt und sollte am Freitag wieder ins Training einsteigen, kehrte nach Absprache mit der medizinischen Abteilung aber auf halbem Weg um. Laut Bayer-Pressesprecher Dirk Mesch ging diese sehr kurzfristige Krankmeldung auch aufgrund der zeitgleich stattfindenden NADA-Kontrolle zunächst unter. „Wir haben das direkt verbal an die UEFA-Mitarbeiter vor Ort weitergegeben, aber erst 45 Minuten später per Fax an die UEFA.“

Sind 45 Minuten „unverzüglich“?
Krankmeldungen müssen jedoch unverzüglich an die UEFA weitergegeben werden. Über dieses „unverzüglich“ streiten jetzt Bayer und UEFA. Sind das fünf Minuten? Oder 45?

Doping-Verstöße werden bei der UEFA über fünf Jahre aufsummiert. Der Ballack-Fall „ist die zweite Nichteinhaltung der Regeln des Vereins“, schreibt die UEFA, also nach den drei verspäteten Freitagsmeldungen. Ob Bayer Leverkusen die 25.000 Euro zahlen muss, entscheides das CAS am 30. November.

Ballack war nicht im Training, also wurde er nicht getestet
Die Meldung über die Meldepflicht-Verstöße ist ganz schön eingeschlagen. Dabei ist die Geschichte dahinter meiner Meinung nach viel spannender: Was meldete Bayer eigentlich verspätet an die UEFA? Die Trainingszeiten der Spieler. Außerhalb des Trainings werden die Fußball-Profis nicht getestet. Michael Ballack ist am betreffenden Tag nicht getestet worden, weil er nicht beim Training war. Er ist unbehelligt nach Hause gefahren. Die Umkehr wurde offenbar kurzfristig — als die NADA-Kontrolleure schon vor Ort waren — von der medizinischen Abteilung so verfügt.

Wie groß die Lücken bei den Dopingkontrollen im deutschen Fußball noch immer sind, haben wir hier aufgeschrieben. Dass es auch bei der Fußball-EM im Sommer Lücken gab, steht hier. Immerhin nimmt die UEFA Blutkontrollen. Das macht der DFB nicht. Vielleicht ändert sich das bald.