Mafia

Die kalabresische Connection

von David Schraven

Das Netzwerk international aktiver Finanzbetrüger rund um den Italiener Marco Russo hat nach Informationen von CORRECTIV Kontakte ins Umfeld der kalabrischen Mafia „’Ndrangheta“. Entsprechende Vorwürfe gehen aus Dokumenten der italienischen Polizei hervor.

Das Netzwerk rund um Russo hat nach unseren Recherchen über Jahre Wertpapiere gefälscht, darunter Bundesschatzbriefe, und diese dann an Firmen weitergereicht. Siehe auch unsere Geschichte: „Kredithaie“. Die Firmen hinterlegten die wertlosen Papiere als angebliche Sicherheiten für Investitionskredite. Allein in einem Fall ging es um ein Volumen von weit mehr als 500 Millionen Euro. Erst wenn die Sicherheiten eingelöst werden sollten, flog der Betrug auf. Marco Russo wurde in dieser Sache von einem italienischen Gericht schuldig gesprochen. Das Urteil ist noch nicht rechtsgültig. Der Anwalt von Russo bestreitet, dass sich sein Mandant schuldig im Sinne der Anklage gemacht hat. Russo selbst gab in dem Verfahren zu, die Wertpapiere gefälscht zu haben.

Nach unseren Recherchen unterhielt Russo darüber hinaus Kontakte in das Umfeld der kalabresischen Mafia ‚Ndrangheta. Demnach überwies eine spanische Geschäftspartnerin von Russo mindestes einmal Geld auf das Konto eines in Italien und in England verurteilten Betrügers, der nach Ansicht der Anti-Mafia-Behörde in Turin zur kalabresischen Mafia gehörte. Nach Ansicht der Ermittler unterstand er dem Paten Pasquale Marando.

Daneben gibt es weitere Beziehungen zwischen dem Russo-Netzwerk und der kalabrischen Unterwelt: Russo selbst wurde 2002 wegen Geldwäsche angezeigt. Und zwar zusammen mit dem Ehemann der bereits genannten spanischen Geschäftspartnerin. Russos Anwalt bezeichnet dies als „Geisterprozess, der nie begann“. Von offizieller Seite werden die Ermittlungen jedoch bestätigt. Eine von beiden Seiten sagt die Unwahrheit.

Im nächsten Fall unterhält Marco Russo Geschäftsbeziehungen zu einem Mittelsmann der Mafia, der bei Ermittlungen mit Waffenhandel und Geldwäsche polizeilich aufgefallen ist. Dieser Mittelsmann soll zum ‚Ndrangheta-Clan der Piromalli aus Gioia Tauro gehört haben. Russo habe ihm gefälschte Checks zugespielt, sagten Ermittler. Russo und der Mittelsmann wurden 2002 in Mailand wegen Betruges und Bildung einer kriminellen Vereinigung von der Polizei bei der Staatsanwaltschaft angezeigt.