CORRECTIV.Ruhr

So sind die Mieten in NRW gestiegen

Die Mietpreise in NRW steigen. Seit fünf Jahren wird es immer teurer für die Mieter – ein deutschlandweiter Trend, der sich vor allem im Ruhrgebiet zeigt. In NRW ist Köln die teuerste Wohngegend, wie eine Auswertung von CORRECTIV.RUHR ergibt.

von Simone Ahrweiler , Simon Wörpel

© Ivo Mayr








Schön ist es ja im Rheinland – aber auch teuer. Münster siedelt sich ebenfalls ganz oben an und in Dortmund steigt der Quadratmeterpreis um fast 21 Prozent. Am günstigsten wohnt der Nordrhein-Westfale in Höxter. Am teuersten in Köln und Düsseldorf.

Die hier aufbereiteten Daten stellt das Forschungsinstitut Empirica in Bonn zur Verfügung, das nach eigenen Angaben „die mit Abstand größte Sammlung von Immobilieninseraten in Deutschland“ analysiert hat. Laut den Empirica-Daten sind die Mieten in den vergangenen fünf Jahren deutschlandweit um etwa 15 Prozent gestiegen.

Das Institut betrachtet die auf Internetbörsen angezeigten Angebotsmieten. Daraus entstanden ist eine Datenbank über die Mietpreisentwicklung in Deutschland. Mit diesen Daten hat CORRECTIV.Ruhr nun eine interaktive Karte erstellt, in der jeder nachschauen kann, wie die Entwicklung in seinem Landkreis war.

In unserer Visualisierung sind zwei Zahlen miteinander verbunden. Die rosafarbene Skala bildet den Anstieg der Mieten ab. Die blaue Farbskala bildet das bereits erreichte Mietniveau ab. Je dunkler eine Region ist, desto weiter oben befindet sie sich auf beiden Skalen: die Mieten sind schon hoch, steigen aber immer noch. Im violetten Feld an der Spitze sind die Mieten bereits sehr hoch, steigen aber noch weiter.

Zurück zu den Preisen: In Höxter kostet der Quadratmeter im Schnitt nur 4,55 Euro. Auch im Hochsauerlandkreis wohnt es sich noch recht günstig. Die teuerste Miete in NRW zahlen zurzeit Bewohner in Köln: Der Quadratmeterpreis liegt bei über zehn Euro. Das sind gut 1,20 Euro mehr  als noch vor fünf Jahren.

Nur etwas günstiger sind Düsseldorf mit 9,86 Euro und Bonn mit 9,27 Euro. Damit ist das Rheinland die teuerste Wohnregion in Nordrhein-Westfalen. Auch in der Studentenstadt Münster müssen Mieter mit einem ähnlich hohen Quadratmeterpreis rechnen. In den Universitätsstädten ist der Wohnraum traditionell rar und die Miete entsprechend hoch.

Doch Düsseldorf lockt nicht nur Studenten ans Rheinufer: Die Stadt zählt laut einer Studie der Unternehmensberatung Mercer von 2016 zu den lebenswertesten Städten der Welt – noch vor Brüssel, Stockholm oder Berlin.

2012

2016

Mietpreis pro m²

Für Nordrhein-Westfalen verzeichnet Dortmund den höchsten Mietpreisanstieg im Laufe der letzten fünf Jahre: Der Quadratmeterpreis stieg um knapp ein Fünftel auf 6,40 Euro. Den geringsten Anstieg erfuhr der Mietpreis in Bottrop und Remscheid um gut fünf Prozent. Insgesamt zahlen Mieter im Ruhrgebiet pro Quadratmeter zwischen 5,15 Euro in Hagen und 6,40 Euro in Dortmund.

Im Vergleich zu Städten wie Köln und Düsseldorf war die Wohnungslage im Ruhrgebiet bisher entspannt. Viele Städte beschäftigte hier nicht die Mietpreisbremse, sondern vielmehr der Wohnungsleerstand. Doch die Bevölkerungszahl wuchs in den letzten Jahren und so gibt es mittlerweile auch dort wieder eine wachsende Nachfrage. Vor allem nach den wenigen Sozialwohnungen, aber auch nach Ein- und Mehrfamilienhäusern.

Ruhrgebiet

Region um München

Ruhrgebiet: Herne, Oberhausen, Essen, Gelsenkirchen, Duisburg, Bochum, Dortmund

Region um München: München, Dachau, Ebersberg, Fürstenfeldbruck, München (Kreis), Starnberg

Wie unterschiedlich die Mietentwicklung innerhalb Deutschlands sein kann, zeigt ein Vergleich zwischen dem Ruhrgebiet und der Region München. Im Ruhrgebiet sind die Mieten niedrig und steigen auch nur moderat – bis auf Ausreißer. In der Region München waren die Mieten vor fünf Jahren doppelt so hoch wie im Ruhrgebiet, heute sind sie teilweise dreimal so hoch.

Die Mietpreisbremse hat bislang an der Preisentwicklung nichts geändert. Das Gesetz ist ein Versuch von CDU, CSU und SPD, das Wahlversprechen des „bezahlbaren Wohnraumes“ einzuhalten. Seit 2015 gilt sie für 22 Kommunen in Nordrhein-Westfalen, darunter auch Köln, Düsseldorf und Münster. Wer in diesen Städten eine bestehende Wohnung neu vermietet, darf pro Quadratmeter maximal einen Aufschlag von zehn Prozent auf die ortsübliche Miete verlangen.

Doch Mieter beklagen sich, dass die Mieten weiterhin unbezahlbar sind, die Mietpreisbremse nicht greift wie vorgesehen. Darüber hinaus haben Mieter kaum eine Chance, ihr Recht einzufordern. Denn um nachvollziehen zu können, ob der Mietpreis, den sie zahlen, dem gültigen Gesetz entspricht, müssen sie wissen, wie ihre Miete berechnet wird, sprich: Inwiefern sich diese von der des Vormieters unterscheidet. Das herauszufinden ist aufwendig und vor Gericht auch kostspielig. Und bevor der Mieter nicht klagt, wird für den Vermieter auch keine Nachzahlung fällig.

Zum Abschluss der Untersuchung noch ein Vergleich der Mietpreise mit der Einwohnerdichte von Landkreisen und Städten in NRW. Je weiter eine Stadt rechts oben in der Grafik angezeigt wird, desto höher sind sowohl die Mietpreise als auch die Einwohnerdichte. Die höchste Einwohnerdichte in NRW gibt es in Herne mit über 3000 Einwohner auf einem Quadratkilometer.

Einwohner

Recherche: Meret Silver, Andrew Silver
Visualisierungen: Simon Wörpel