Alte Apotheke

Die Stadt, die Apotheke und die Betriebserlaubnis

Das Gesundheitsamt Bottrop will nun endlich wissen, welche Rolle die Mutter des Angeklagten Peter Stadtmann in der Alten Apotheke hatte und wem die Keller gehören. Es geht um die Betriebserlaubnis der Alten Apotheke.

von Marcus Bensmann

© Correctiv.org

Nach Informationen von CORRECTIV sammelt das Gesundheitsamt Bottrop Informationen über die Rolle der Mutter von Peter Stadtmann in der Alten Apotheke. Der Grund, die Stadt Bottrop prüft erneut, die Betriebsgenehmigung der Alten Apotheke. Nach der Verhaftung von Peter Stadtmann hatte die Mutter des Angeklagten die Genehmigung trotz erheblicher Bedenken der Bezirksregierung Münster erhalten.

Ihr Sohn Peter Stadtmann muss sich seit November 2017 im Prozess vor dem Landgericht Essen wegen des Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz und Abrechnungsbetrug verantworten. Bei einer Verurteilung drohen Peter Stadtmann über zehn Jahre Haft.

Peter Stadtmann hatte die Apothekenleitung 2009 von seiner Mutter übernommen. Aber Zeugen beschrieben vor Gericht immer wieder die dominante Rolle der Mutter — auch nach der Übernahme. Die Zeugen sprachen von einer „Doppelherrschaft“ durch Mutter und Sohn.  Die Mutter wurde vor Gericht  als „Herrscherin des Kellers“ bezeichnet. Ihr gehört in der Alten Apotheke ein Privatkeller, in dem abgelaufene Krebsmedikamente gehortet wurden.

Die Fragen des Dr. Margas

Nun will es das Gesundheitsamt Bottrop ebenfalls genau wissen.

Ende Februar 2017 gingen Briefe des Gesundheitsamtsleiters Christian Marga an die Zeugen und ehemaligen Mitarbeiter der Apotheke. Darin werden sie zur Rolle der Mutter in der Alten Apotheke nach der Übernahme durch den Sohn befragt.

„Gibt es Bereiche im Betrieb der Apotheke“, für die die Mutter des Angeklagten „federführend zuständig war?“, heisst es in dem Brief an die Zeugen.

Besonders auffällig ist die Frage nach dem Keller. Der Amtsleiter des Gesundheitsamtes fragt, ob sich im Keller der Apotheke Räume befunden hätten, die nicht der Apotheke sondern der Mutter des Angeklagten zuzuordnen seien.

Der Stadt und der Keller

Diese Frage überrascht. Denn dem Gesundheitsamt und der Stadt Bottrop müssten Akten vorliegen, in denen ein Kellerraum ausdrücklich als Privatkeller für die Mutter des Angeklagten bezeichnet wird.  

CORRECTIV liegen Fotos vor, die zeigen, dass in diesem Keller abgelaufenen Krebsmittel gehortet wurden. Bei der Razzia standen abgelaufene und gültige Krebsmittel zusammen im Labor. Zeugen berichten, dass abgelaufene Krebsmittel aus dem Keller der Mutter verwertet worden seien.

Zudem berichten Zeugen im Prozess, dass die Mutter wusste, dass ihr Sohn ohne die nötige Schutzkleidung im Reinlabor der Apotheke die Krebsmittel zubereitete.

Geprüft wird seit Wochen

Auf die Anfrage der DKP-Fraktion im Stadtrat von Bottrop nach der Entziehung der Betriebserlaubnis für die Alte Apotheke zitiert die WAZ am 24.02 den Stadtsprecher Pläsken, dass die Betriebserlaubnis der Alten Apotheke seit Wochen geprüfte werde. Aber die Briefe an die Zeugen wurden erst vier Tage später verschickt.

Die Anfrage von CORRECTIV zum Stand des Verfahrens will der Stadtsprecher von Bottrop wegen des „laufenden Verfahrens“ nicht beantworten. „Es ist zu befürchten, dass dessen sachgerechte Durchführung durch die Erteilung der begehrten Auskünfte vereitelt, erschwert, verzögert oder gefährdet wird.“, schreibt der Stadtsprecher Andreas Pläsken.