Faktencheck

Ist doch nur Satire?

Die Antifa versucht, Plakate der Alternative für Deutschland zu beschädigen. Da die Bilder aber hinter Panzerglas stehen, scheitert ein mutmaßlicher Randalierer nach dem Anderen. Diese Nachricht verbreitet die AfD Hamburg-Nord gerade in sozialen Netzwerken. Nur: Die Fotos, die die Geschichte belegen sollen, sind ein Fake. Dafür hat die AfD eine recht dürftige Begründung parat.

von Karolin Schwarz

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Bewertung
Die Nachricht ist frei erfunden, die Bilder sind nicht echt. Die AfD behauptet, es handele sich um Satire.

Die Debatte um beschädigte Wahlplakate erhitzt seit Wochen die Gemüter. Nun berichtet die AfD Hamburg-Nord von einem neuen Fall auf Facebook: Die Antifa sei angeblich an gut geschützten Plakaten in Hamburg gescheitert, es habe mehrere Verletzte gegeben.

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„Gebrochene Hand- und Sprunggelenke, Bänderrisse, Verstauchungen“ — nichts davon ist passiert.

Die Geschichte stimmt nicht, die Fotos stammen aus einer Werbekampagne eines Panzerglas-Herstellers aus dem Jahr 2006. Darauf weisen zahlreiche Facebook-Nutzer und die Facebook-Seite „Hooligans gegen Satzbau“ hin. Die Montage stammt offenbar vom Twitter-Account „Daily Fake News“. Kein Grund für die Seitenbetreiber, das Foto zu löschen. Sie quittieren die Hinweise lediglich mit einem sarkastischen Statement: „Eure Kritik geht uns wirklich zu Herzen. Wir schämen uns“, garniert mit einem Emoji. In einem weiteren Statement heißt es, man hätte gehofft, der Post sei als Satire zu erkennen gewesen.

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Per Rückwärts-Bildersuche lässt sich der Ursprung des Bildes herausfinden.

Die Kommentare der AfD-Anhänger lassen jedoch auf einen kalkulierten Aufreger schließen. Zudem wird das Foto weiterhin aller paar Minuten geteilt und mit wütenden Kommentaren versehen. Die Hinweise unter dem Post der AfD wurden offenbar nicht wahrgenommen.

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Das falsche Foto wird weiterhin wütend kommentiert.

Das passt zum Statement des AfD-Pressesprechers Christian Lüth. Als dieser vor einiger Zeit auf einen weiteren Fake angesprochen wurde, reagierte er knapp: „Wenn die Message stimmt, ist uns eigentlich egal, woher das Ganze kommt oder wie es erstellt wurde. Dann ist es auch nicht so tragisch, dass es Fake ist.“ Im vergangenen Jahr fiel die AfD in Stade durch einen ähnlichen Fall auf.