Faktencheck

„Halle Leaks“ berichtet falsch über Krätze-Fälle in Querfurter Schule

Der Blog „Halle Leaks“ schreibt, Flüchtlinge hätten die Krankheit Skabies (Krätze) in eine Querfurter Schule eingeschleppt. Die Krankheit sei zuvor deutschlandweit ausgerottet gewesen. Diese Behauptungen haben wir geprüft - und können sie widerlegen.

von Caroline Schmüser

© Screenshot halle-leaks.de

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Die Krankheit Skabies war in Deutschland nie ausgerottet. Im speziellen Fall der Querfurter Schule „Quer-Bunt” waren die Verursacher der Ausbreitung Kinder ohne Migrationshintergrund. Bei 6 Fällen kann nicht von einem „Ausnahmezustand” die Rede sein.

Am 02. März 2018 veröffentlichte „Halle Leaks“ einen Artikel mit folgender Schlagzeile: „Durch Flüchtlinge eingeschleppt – Seuchenalarm durch Krätze-Epidemie in Querfurt“.

Laut „Halle Leaks“ befindet sich die Querfurter Sekundarschule „Quer-Bunt“ im Ausnahmezustand – denn die Skabies (Krätze) würde in Querfurt umgehen. Schuld daran seien die Flüchtlinge. Die Krankheit sei in Deutschland ja schon lange ausgerottet gewesen.

Die Informationen entnimmt „Halle Leaks“ einem Post in der Facebook-Gruppe „Stadt Querfurt — ohne politische Zensur — Antithesis est Establishment“.

Wir haben mit der Sprecherin des Landkreises Saalekreis sowie dem Schulleiter von „Quer-Bunt“ gesprochen. Wir standen ebenso in Kontakt mit dem „Berufsverband der Deutschen Dermatologen“ (BVDD), und haben uns auf der Website des Robert-Koch-Instituts über die Krankheit informiert.

Die Aussagen von Halle Leaks“ können wir nicht bestätigen.

Kein verstärktes Auftreten der Krankheit im Landkreis Saalekreis

Auf Anfrage teilte uns Schulleiter Frank Morgenstern der Sekundarschule Quer-Bunt“ mit, dass es an seiner Schule in Querfurt nur 6 Fälle von Skabies gegeben habe. Von einem Ausnahmezustand könne laut Morgenstern daher nicht die Rede sein.

Pressesprecherin Kerstin Küpperbusch des zuständigen Landkreises Saalekreis teilte uns mit, es handle sich bei den Erkrankten um Einzelfälle, bei denen jedoch ein zeitlicher und räumlicher Zusammenhang erkennbar gewesen sei. Geflüchtete seien nicht die Quelle gewesen.

Dies konnte uns auch Herr Morgenstern bestätigen: Es sei bekannt, welche Schüler die Krankheit in Umlauf gebracht hatten. Einen Migrationshintergrund haben die aber nicht.“

Man gehe davon aus, dass die Ansteckung durch direkten Hautkontakt erfolgte. Es wurden außerdem Maßnahmen eingeleitet, sodass es bisher zu keinem weiteren Erkrankungsfall in der Schule gekommen sei.

Insgesamt sei in den Schulen des Saalekreises kein verstärktes Auftreten von Skabies erkennbar, konnte Frau Küpperbusch bestätigen. Einzelfälle würden in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten und Schulen immer mal wieder auftreten. Diese ständen jedoch nicht in Zusammenhang mit den Erkrankungsfällen in der Querfurter Schule.

Die Krätze wird durch intensiven Hautkontakt übertragen

Die Skabies ist eine ansteckende Hautkrankheit, die durch den Befall der Skabiesmilbe verursacht wird.

Die folgenden Informationen haben wir der Website der Robert-Koch-Instituts (RKI) entnommen. Das RKI ist die zentrale Einrichtung der Bundesregierung auf dem Gebiet der Krank­heits­über­wa­chung- und prävention.

Die Skabies wird durch intensive Haut-zu-Haut-Kontakte übertragen. Daher wird die Krankheit oft an Familienmitglieder, enge Freunde und Sexualpartner übertragen.

Häufige Erkrankungen oder Ausbrüche würden dort auftreten, wo Personen über längere Zeit zusammenleben, betreut oder medizinisch versorgt werden, und in denen enger Haut-zu-Haut-Kontakt üblich ist.

Insbesondere in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten, Schulen oder Pflegeheimen ist daher die Ausbreitung von Krätze möglich.

Die Krätze war in Deutschland nie ausgerottet

Die Krankheit Skabies war weltweit, auch in Deutschland, nie ausgerottet.

Dies konnte uns Dr. Ralph von Kiedrowski vom „Berufsverband der Deutschen Dermatologen“ bestätigen. Die Skabies trete in Deutschland immer wieder auf.

Auch Zahlen, die das RKI auf seiner Website veröffentlicht, bezeugen das.

Laut RKI gibt es orientierende Informationen zur Häufigkeit und Zunahme von Skabies-Befällen aus Diagnosen in Krankenhäusern. Die genauen Zahlen kann man auf der Website der „Gesundheitsberichterstattung des Bundes“ nachlesen.

Wir haben die Daten in einem Diagramm veranschaulicht:

Fälle von Skabies 2.png

CORRECTIV

Das Diagramm zeigt, dass deutsche Krankenhäuser beispielsweise auch im Jahr 2000 eine erhöhte Anzahl von Skabies-Fällen diagnostizierten.