Militär

Nein – Theresa May droht Russland nicht mit Atom-Krieg wegen der Skripal-Affäre

Mehrere Medien behaupten, die britische Premierministerin Theresa May drohe Russland mit Atom-Krieg, als Reaktion auf die Vergiftung von Sergei Skripal und dessen Tochter. Das stimmt allerdings nicht.

von Tania Röttger

Die britische Premierministerin lebt und arbeitet in der Downing Street, Hausnummer 10.© PublicDomainPictures/Pixabay

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Die Behauptung im Titel des Artikels stimmt nicht.

Seit der Geheimdienstmitarbeiter Sergei Skripal in der südenglischen Stadt Salisbury vergiftet wurde, liegen er und seine Tochter im Krankenhaus. Bisher wird spekuliert, dass die russische Regierung dahinter steckt. Mehr als 20 Länder, darunter Deutschland, haben russische Diplomaten ausgewiesen, die sie als Geheimdienstmitarbeiter ansehen.

Das „Contra-Magazin“ schreibt in einem Artikel vom 28. März 2018: „Wie die britische Zeitung ‚Daily Star‘ berichtet, drohte Premierministerin May im Zuge der Skripal-Affäre damit, dass sie nicht zögern werde Atomwaffen einzusetzen, sollte Großbritannien Russland den Krieg erklären.“ Auch die Webseite „News for Friends“ behauptet dies mit Verweis auf den „Daily Star“.

Dort ist die einzige Quelle eine Aussage von Teresa May, die sie im Juli 2016 im britischen Parlament gemacht hat.

Fragestunde im Parlament

Es ging um den Wert der nuklearen Abschreckung. May sagte, sie sei „wichtiger Bestandteil“ der nationalen Sicherheit.

George Kerevan von der linken Scottish National Party (SNP) fragte May, ob sie persönlich bereit wäre, einen Atomschlag zu autorisieren, der „100.000 unschuldige Männer, Frauen und Kinder töten könnte“.

May antwortete: „Ja.“ Der Zweck der Abschreckung sei ja gerade, dass „unsere Feinde wissen müssen, dass wir bereit wären, sie zu benutzen“.

Kein Bezug zu Skripal

Hierauf beziehen sich die Artikel, die Aussage ist allerdings mehr als ein Jahr alt und stand zwar im Zusammenhang mit Russland – und der Krim-Annexion –, hatte aber nichts mit Skripal zu tun.

Ein Sprecher von Mays Büro in Number 10 Downing Street schreibt dementsprechend per Email: „Offensichtlich fand die Debatte vor mehr als einem Jahr statt, und daher sind ihre Zitate weder in Bezug noch eine Antwort auf den Vorfall in Salisbury“.

Die Artikel erwähnen auch noch „Military Chiefs“, die vor dem „realen Risiko“ eines Krieges mit Russland warnen. Die Quellen werden nicht näher beschrieben. Und selbst wenn es die Warnungen gab, ist ihr Zusammenhang mit Theresa Mays Aussagen über die Atomwaffen von 2016 weit hergeholt.