Faktencheck

Pflastersteinwurf in Euskirchen: Wie die Seite „Truth 24“ eine Polizeimeldung verdreht

In Euskirchen in Nordrhein-Westfalen werfen Unbekannte einen Pflasterstein auf zwei Bahnreisende. Die Polizei bittet die Bevölkerung bei der Suche nach den Tätern um Hilfe. Doch die Seite „truth24.net” verbreitet die Polizeimeldung mit einer falschen Überschrift.

von Cristina Helberg

Die zwei Reisenden, die mit einem Pflasterstein beworfen wurden, waren im RB24 von Köln in Richtung Kall unterwegs. (Symbolbild).© hpgruesen / pixabay

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Die Seite „truth24.net” verbreitet eine Polizeimeldung mit falscher Überschrift. Die Polizei distanziert sich von der Darstellung.

„Bundespolizei sucht Pflastersteinwerfer!“, steht über der Pressemitteilung, mit der die Polizeidirektion Sankt Augustin Zeugen um Hilfe bittet. Am 22. April bewarfen Unbekannte zwei Reisende am Bahnhof in Euskirchen mit einem Pflasterstein. Der Zug der Linie RB24 von Köln in Richtung Kall hielt gerade am Bahnhof, als durch die offene Zugtür ein Pflasterstein flog. Er verfehlte laut Polizeimeldung nur knapp den Kopf eines Mannes, der zusammen mit einer Frau im Türbereich stand.

Falsche Überschrift – Polizei distanziert sich

Die Seite „truth24.net“ verbreitet die Pressemitteilung der Polizei, allerdings mit einer neuen Überschrift. Statt dem Originaltitel „Bundespolizei sucht Pflastersteinwerfer!“, schreiben die Autoren „Horde Schwarzafrikaner attackiert Zug mit Pflastersteinen“. In einer zweiten Überschrift ist von einem „vagabundierenden Muslimmob“ die Rede. CORRECTIV hat mit der Polizei gesprochen.

Den Beamten ist der Artikel der Seite „truth24.net“ bereits bekannt. „Die Überschriften haben die Autoren der Seite offenbar selbst zusammen gestellt. Davon distanzieren wir uns“, sagt Bernd Küppers, Pressesprecher der Polizei Aachen. Er verweist auf die offizielle Pressemeldung der Polizei zu dem Vorfall. Dort werden die Verdächtigen so beschrieben: „Der Steinwurf soll aus einer Entfernung von 3-4 Metern aus einer 4-köpfigen Männergruppe erfolgt sein. Der Steinewerfer wird auf ca. 25 Jahre, schlank und mit dunkler Hautfarbe beschrieben. Die Gruppe soll aus Männern südländischen oder afrikanischen Typs bestanden haben.“

Für ihre abweichende Beschreibung der Verdächtigen als „Horde Schwarzafrikaner“ oder „vagabundierender Muslimmob“ bleiben die Autoren des „truth24“ Artikels jede Quellenangabe schuldig.