Faktencheck

Künstliche Intelligenz: Wie ein Fake-Foto einer Explosion am Pentagon um die Welt ging

Auf Twitter verbreitete sich ein gefälschtes Bild von einer angeblichen Explosion am Pentagon, das offenbar mithilfe Künstlicher Intelligenz erstellt wurde. US-Behörden enttarnten die Fälschung schnell – doch im Internet verbreitete sie sich weiter.

von Kimberly Nicolaus

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Fachleute gehen davon aus, dass eine Künstliche Intelligenz dieses Fake-Foto generierte. Die angebliche Explosion nahe dem Pentagon hat es nicht gegeben. (Quelle: Twitter; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Ein Bild zeige, dass es nahe dem Pentagon in Washington eine Explosion gegeben habe.
Bewertung
Manipuliert. Das US-Verteidigungsministerium und die örtliche Feuerwehr meldeten, dass es eine solche Explosion nahe dem Pentagon nicht gab. Nach Einschätzung von Fachleuten wurde das Foto mithilfe von Künstlicher Intelligenz erstellt.

Am 22. Mai tauchte ein Bild einer angeblichen Explosion nahe dem Pentagon bei Twitter auf. Laut Medienberichten gerieten dadurch die Aktienkurse in den USA kurzzeitig ins Wanken. Die angebliche Explosion hat es jedoch nicht gegeben.

Die Meldung verbreitete sich schnell auf Twitter, unter anderem soll sie der russische Propaganda-Sender RT und der Fake-Kanal „Bloomberg Feed“ verbreitet haben. Auch pro-russische Telegram-Kanäle griffen die Falschmeldung auf – einige zogen sie nach wenigen Stunden zurück. Denn das Bild ist nicht echt, sondern wurde mithilfe Künstlicher Intelligenz erstellt.

Das Twitter-Profil „Bloomberg Feed“ verbreitete die Falschmeldung zur angeblichen Explosion nahe dem Pentagon. Das Profil ist inzwischen gesperrt. (Quelle: Twitter; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Verteidigungsministerium und örtliche Feuerwehr meldeten: Keine Explosion am Pentagon

Gegen 10 Uhr Ortszeit in Washington häuften sich die Beiträge zur angeblichen Explosion, die offizielle Entwarnung folgte um 10:27 Uhr. Die für den Schutz des Pentagons zuständige Bundesbehörde und die örtliche Feuerwehr schrieben in einem Twitter-Beitrag: „Es gibt keine Explosion oder einen Zwischenfall im oder in der Nähe des Pentagons und es besteht keine unmittelbare Gefahr oder Risiko für die Öffentlichkeit.“

Die örtliche Feuerwehr und die Pentagon Force Protection Agency gaben Entwarnung: Es gab keine Explosion am Pentagon (Quelle: Twitter; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Zudem dementierte Phillip Ventura, ein Pressesprecher des US-Verteidigungsministeriums, die Explosion gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Auch ein diensthabender Polizist am Pentagon sagte der US-Tageszeitung Los Angeles Times, dass es am Montagmorgen keine gemeldeten Zwischenfälle gegeben habe. 

Ein Blick auf die Details im Bild hilft, die Fälschung als solche zu erkennen. 

Einschätzung von Fachleuten: Künstliche Intelligenz erstellte Bild der angeblichen Explosion am Pentagon

Das Pentagon ist der Hauptsitz des Verteidigungsministeriums der Vereinigten Staaten und das Gebäude sieht völlig anders aus, als auf dem Fake-Bild. Das belegen etliche Fotos auf Google Maps.

Das Pentagon ist ein fünfeckiger Betonbau, der keine Ähnlichkeiten mit dem Gebäude auf dem Fake-Foto aufweist. Auch in der näheren Umgebung steht ein solches Gebäude nicht. (Quelle: Google Earth; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Nick Waters, Journalist beim internationalen Recherchenetzwerk Bellingcat schrieb auf Twitter: „Ich bin mir sicher, dass dieses Bild (…) von einer Künstlichen Intelligenz erstellt wurde.“ Das sei zum Beispiel am Zaun erkennbar, der mit den Absperrungen verschmilzt. 

Auch Renée DiResta, Forschungsleiterin am Stanford Internet Observatory, bezeichnete das Bild auf Twitter als KI-generiert. Weitere Hinweise, dass es sich um keine echte Fotoaufnahme handelt: Der Sockel der Laterne ist verrutscht und die Säulen sind ungleich breit.

Bei genauerem Blick auf das Bild gibt es Hinweise darauf, dass das Bild künstlich generiert ist: Der Zaun verschmilzt mit den Absperrungen (grün), der Sockel der Laterne ist verrutscht (gelb) und die Säulen sind ungleich breit (rot) (Quelle: Twitter; Screenshot und Markierungen: CORRECTIV.Faktencheck)

Weiteres KI-Bild soll Explosion am Weißen Haus zeigen

Neben der angeblichen Aufnahme einer Explosion am Pentagon kursierte noch ein zweites Bild, das auch eine schwarze Rauchwolke neben einem weißen Gebäude zeigt. Laut den Beiträgen in Sozialen Netzwerken soll es sich ebenfalls um eine Explosion handeln, doch dieses Mal am Weißen Haus, dem offiziellen Sitz des US-Präsidenten. 

Doch auch dieses Gebäude sieht nicht aus wie das echte Weiße Haus. Ein Vergleich mit offiziellen Bildern des Gebäudes zeigt, dass die Fassade des Hauses auf dem manipulierten Bild ganz anders aussieht. Die vor dem Gebäude parkenden Autos haben eine seltsame Form – ein Hinweis, dass das Bild mithilfe einer KI erstellt wurde. Zudem sind auf dem Dach des Gebäudes verschwommene Artefakte zu erkennen – das sind Teile eines künstlich erzeugten Bildes, die nicht echt aussehen.

Auf Twitter kursierte auch ein Bild (links), das angeblich eine Explosion nahe dem Weißen Haus belegen soll, doch das Gebäude sieht in Wahrheit (rechts) ganz anders aus (Quelle: Twitter / Pixabay; Screenshot, Collage und Markierung: CORRECTIV.Faktencheck)

Immer häufiger verbreiten sich im Internet Bilder, die mithilfe von KI-Werkzeugen erstellt oder bearbeitet wurden. So wurde in der Vergangenheit zum Beispiel eine fiktive Festnahme von Donald Trump dargestellt oder Wladimir Putin, der angeblich vor Xi Jinping auf die Knie ging. Twitter versieht einige solcher Beiträge inzwischen mit einem Hinweis, dass sie manipuliert wurden. 

Tipps zum Erkennen eines manipulierten oder mit einer KI erstellten Bildes:

  • Wenn Sie unsicher sind, ob ein Ereignis so stattgefunden hat, wie es auf einem Bild zu sehen ist: Suchen Sie mit Stichworten nach potenziellen Medienberichten zu dem Ereignis.
  • Achten Sie, wie oben beschrieben, auf Ungereimtheiten und Details in dem Bild.
  • Suchen Sie, wenn möglich, nach der ursprünglichen Quelle für das Bild. Helfen kann dabei manchmal auch eine Bilderrückwärtssuche. Wie die funktioniert, können Sie hier nachlesen.

Redigatur: Viktor Marinov, Sarah Thust