Fußballdoping

Breno: Ermittlungen gegen die Bayern

"Im Klub einfach mitgenommen"

von Daniel Drepper

Der Brasilianer Breno Vinicius Rodrigues Borges sollte einmal Bayerns Abwehr führen, jetzt führt sein Gerichtsprozess zu Ermittlungen gegen die Münchner. Zu drei Jahren und neun Monaten Gefängnis ist Breno gestern verurteilt worden, weil das Gericht der Überzeugung war, dass er sein Haus angezündet hat. Portwein, Bier und Whiskey soll Breno an besagtem Abend getrunken, dazu das Schlafmittel Stilnox genommen haben. Letzteres könnte den Bayern jetzt Probleme machen.

„Im Klub einfach mitgenommen“
Breno hat im Prozess ausgesagt, er habe das Medikament in größeren Mengen aus dem Medizinschrank des FC Bayern genommen, dieser habe den Spielern stets offen gestanden. „Ich habe zuletzt immer eine Schachtel zu Hause gehabt, die habe ich mir im Klub einfach mitgenommen“, zitiert die Süddeutsche Zeitung aus dem Prozess. Auch Brenos ehemaliger Manager hatte im Prozess ausgesagt. Schon vor knapp zwei Wochen berichtete er: „Ich habe mehr als einmal zumindest von ihm gehört, dass er das Mittel nimmt und dass es vom Verein der Bayern kommt.“

Stilnox wird nur gegen schwere Schlafstörungen eingesetzt und soll höchstens an sieben bis zehn Tagen genommen werden. Die Behandlung sollte vier Wochen nicht überschreiten. Falls doch, ist eine regelmäßige ärztliche Kontrolle erforderlich. Es scheint nicht so, als sei die bei Breno gegeben gewesen. Das Medikament ist nur auf ärztliche Verschreibung erhältlich. Schon nach wenigen Wochen können Konsumenten abhängig werden, vor allem bei Leuten mit psychiatrischen Störungen oder Alkoholabhängigkeit. Für Breno eine bittere Kombination.

Erste Indizien offenbar gegen die Bayern
Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft München I gegen die Bayern. Der Vorwurf: Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz. Oberstaatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch sagte dem Deutschlandfunk: „Uns liegt eine erste Zeugenaussage hier vor, dass er sich dort ein bestimmtes Schlafmittel besorgt haben will, aber das bedarf noch genauerer Prüfung.“

Vor Gericht berichtete Staatsanwalt Nikolaus Lanz, ein Physiotherapeut der Bayern sei bereits vernommen worden. Ein Beipackzettel eines Schlafmittels sei gefunden worden. Zudem habe der leitende Physiotherapeut des Clubs angegeben, dass es das Präparat in der medizinischen Abteilung gebe. Vor Ort ist die Staatsanwaltschaft nach eigenen Angaben tatsächlich auf einen unverschlossenen Medizinschrank getroffen, berichtet Spiegel-Online.

Die Staatsanwaltschaft hatte ihre Ermittlungen bereits nach den Aussagen von Brenos Ex-Manager vor knapp zwei Wochen aufgenommen, Brenos Erklärung in der Verhandlung am Dienstag war eine weitere Bestätigung für den Anfangsverdacht. Derzeit prüft die Staatsanwaltschaft die Erklärung des Vereins. Erstmal habe man das Verfahren gegen Breno abschließen wollen, so Oberstaatsanwalt Steinkraus-Koch.

Bayern streiten ab
Ex-Sportdirektor Christian Nerlinger und Bayerns Pressesprecher Markus Hörwick streiten verschiedenen Medienberichten zufolge ab, dass Spieler jemals freien Zugang zu Schlafmitteln hatten. „Diese Aussagen entbehren jeglicher Grundlage“, zitiert die SZ Nerlinger. „Grundsätzlich gibt es beim FC Bayern keine Schlafmittel.“ Markus Hörwick blieb bei dieser Aussage laut Spiegel-Online sogar noch am Dienstag, obwohl die Staatsanwaltschaft mit Beipackzettel und der Aussage des Physiotherapeuten längst andere Informationen hatte.

„Der #FCBayern wusste davon nichts!!!!!!“ twitterte Sky-Reporterin Carolin Blüchel vorgestern aus der Verhandlung. Die Staatsanwaltschaft scheint sich da nicht so sicher zu sein.