Fußballdoping

Unterschrieben: Mini-Blutkontrollen in der Bundesliga

von Jonathan Sachse

© Nigel Trebelin / AFP

„Die NADA hat gestern den Vertrag mit dem DFB unterzeichnet“, schrieb uns eine Mitarbeiterin der NADA am Dienstag. Die genauen Bestandteile des Vertrages dürfe sie nicht kommentieren. Nur so viel:

„Die NADA entscheidet, welche Kontrollart bei Trainingskontrollen durchgeführt wird. Sie wird dabei auf die wichtigen Urinkontrollen nicht verzichten und diese sinnvoll mit Blutkontrollen ergänzen. Dabei wird es bei rund 15 % der gesamten Trainingskontrollen Bluttests geben. Insgesamt wird es bei dem bisherigem Umfang von 500 Trainingskontrollen bleiben.“

Wir rechnen mal kurz durch: 15% bei 500 Proben. Das wären nur 75 Blutproben und 425 Urinproben, die von der NADA pro Jahr im Training genommen werden und das bei knapp 1.000 Spielern. Der Großteil der Blutkontrollen dürfte bei Nationalspielern genommen werden. Alle anderen Spieler haben somit kaum etwas zu befürchten, zumal sie ohnehin nur während der offiziellen Trainingszeiten getestet werden. Überraschende Besuche zu Hause gibt es im Fußball nur für Nationalspieler.

Mehr Kontrollen wären nur möglich, wenn der DFB mehr Geld bereits stellt. Doch der weigert sich. Das ist erstaunlich, kosteten den DFB die bisherigen Kontrollen (ohne Blut) geschätzt doch nur etwa 350.000 Euro – bei einem Rekordumsatz von mehr als zwei Milliarden Euro sind das weniger als 0,02 Prozent der Einnahmen.

Bei einem Hintergrundgespräch in der DFB-Zentrale in Frankfurt am Main spricht der DFB von insgesamt 700.000€ die für Dopingkontrollen in Wettbewerben- und im Training ausgeben werden. Etwas mehr als 200.000€ sollen dabei nur an die NADA fließen. Der Zuschuss an die NADA ist noch niedriger, als von uns ursprünglich kalkuliert.

„Eine Steigerung der Probenzahlen wäre sicherlich denkbar, jedoch hat die NADA mit der erstmaligen Einführung von Blutkontrollen im Fußball den richtigen Weg für die stetige Weiterentwicklung des Doping-Kontroll-Systems eingeschlagen“, schreibt uns die NADA.

Eine stetige Entwicklung, die in Zeitlupe verläuft. Sollte der DFB nichts am eigenen Kontrollsystem verändern, werden neben den löchrigen Trainingskontrollen auch in den Wettbewerben die meisten Spieler kaum getestet werden. Für deutsche Fußballer lässt sich die Häufigkeit der Kontrollen relativ leicht umrechnen. 1644 mal ist der Urin deutscher Fußballer im Jahr 2012 laut Jahresbericht der Nationalen Anti-Doping Agentur NADA nach einem Spiel getestet worden. Eine große Zahl. Das Problem: Die Zahl der zu testenden Sportler ist noch viel größer. Der DFB – der die Wettkampfkontrollen nicht von der NADA, sondern von eigenen Ärzten durchführen lässt – testet in insgesamt 13 Spielklassen: in der ersten, zweiten, dritten Bundesliga, in allen drei Regionalligen, in der Frauen-Bundesliga, in sechs Junioren-Bundesligen (je drei bei A- und B-Jugend) und im DFB-Pokal. Das sind geschätzte 5000 Spieler. Jeder Athlet muss im Schnitt nur alle drei Jahre sein Urin abgeben. Wobei beim DFB gilt: Je stärker die Liga, desto häufiger Kontrollen.

Der lange Weg zu den ersten Blutkontrollen in der Bundesliga wurde im letzten Jahr hier ausführlich begleitet.

Mehr Hintergründe zu den Problemen im deutschen Fußball in der Anti-Doping Arbeit haben wir in den letzten Tagen in zwei Geschichten für die Deutsche Welle und 11freunde aufgeschrieben.

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