Fußballdoping

Kortison-Befund Marque: Gibt es eine Ausnahmegenehmigung?

Gab es eine therapeutische Ausnahmegenehmigung für Marque? Für die NADA ist diese Frage für die Bewertung der positiven Dopingproben von zentraler Bedeutung, um über eine Sanktion für den Drittliga-Spieler entscheiden zu können. Die Entscheidung des DFB erwartet Sie in Kürze.

von Jonathan Sachse

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Gestern haben wir hier über die positive A- und B-Probe im Urin des Saarbrücker-Abwerhspielers Francois Marque berichtet. In einem Gespräch beim Sportradio360 hatten wir die Gelegenheit kurz Dr. Andrea Gotzmann, Vorstandsvorsitzende der NADA, dazu zu befragen.

Die getestete Substanz sei ein Kortison-Abkömmling, bestätigte Gotzmann. Eine Substanz, die nur im Wettbewerb verboten sei. „Man kann therapeutische Ausnahmegenehmigung (TUE) stellen. Man muss jetzt klären, ob das in diesem Fall stattgefunden hat. Das wird bei der Anhörung beim DFB stattfinden, sodass man diesen Fall einordnen kann“, beschrieb Gotzmann den Ablauf. Da es sich um eine „spezifische Substanz“ handle, würden man auch beim Strafmaß differenzieren. „Das ist jetzt Aufgabe des DFB.“

Nachdem das zuständige Labor den DFB über den positiven Befund informierte, lag dem DFB sehr wahrscheinlich bei seiner Erstprüfung kein TUE für den Spieler Marque vor. Sonst wäre kein Ergebnismanagementverfahren vom Fußballverband eröffnet worden. Der genaue Ablauf des Verfahrens ist kompliziert und würde bis zu einem Dopingverstoß durch mehrere Instanzen gehen, die in der Rechts- und Verfahrensordnung (pdf) des DFB geregelt sind. Sollte es soweit kommen, entscheidet am Ende das DFB-Sportgericht über das genaue Urteil, was anschließend von der NADA theoretisch angefochten werden dürfte.

In welcher Form der Wirkstoff Kortison verabreicht im Wettkampf und Training verabreicht werden darf, ergibt eine einfache Abfrage in der Medikamentendatenbank der NADA. Die NADA verweist bei Anfragen zur genauen Substanz an den DFB, da dieser für das Ergebnismanagement zuständig ist. Vom DFB haben wir aktuell noch keine Antwort erhalten.

Update 15:45 Uhr, Antwort DFB-Sprecher:
„Der DFB-Kontrollausschuss ermittelt in dieser Angelegenheit. Bitte haben Sie daher Verständnis, dass wir zu laufenden Verfahren auch in Bezug auf die Dauer des Verfahrens keine Angaben machen können.“

Update 16:43 Uhr, Telefonat mit Dr. Rainer Koch, Vorsitzender DFB-Anti-Doping-Kommission:
Der Fall liege aktuell beim DFB-Kontrollausschnuss. Dieser prüfe nun wegen einer möglichen Ausnahmegenehmigung. Mit der NADA habe es bereits im Dezember ein Gespräch diesbezüglich gegeben. Danach würde entschieden werden, ob ein Verfahren eingeleitet wird, was durch mehrere Instanzen bis zum DFB-Sportgericht gehen könnte.

Von Gotzmann wollten wir wissen, ob die NADA bei einer positiven Wettbewerbskontrolle, die der DFB selbst durchführt, direkt vom Labor das Ergebnis erfährt. „Die NADA wird immer parallel informiert. Das Labor ist verpflichtet die Ergebnisse anonym über die Codenummer an die WADA, als auch an die NADA zu berichten“, beschreibt Gotzmann die Kommunikation. Wann genau der DFB und die NADA das erste Mal über die positiven Proben von Marque gesprochen haben, beantwortete sie nicht, sagte aber: „Wir sind im engen Austausch mit dem DFB. Da wird nichts unter den Teppich gekehrt.“

Neben Gotzmann wurde von Moderator Johannes Knuth (SZ) auch noch der Ex-Radprofi Jörg Jaksche dazu geschaltet, ein geständiger Ex-Kunde bei Dopingdoktor Fuentes. In etwa einer halben Stunde haben wir auch grundsätzlich über die Lücken im Doping-Kontrollsystem gesprochen. International „herrscht wenig wenig Harmonisierung“, meinte Gotzmann. Sie sprach konkret Brasilien an, wo gegenwärtig keine Dopingkontrollen im Training durchgeführt werden. Sie hofft auf positive Veränderungen mit dem neuen WADA-Code im Jahr 2015. „Dort wird es dann auch technische Dokumente und Vorschriften geben, welche Zusatzuntersuchungen zum normalen Standardverfahren in Wettkampf- und auch Trainingskontrollen durchzuführen sind.“

Jetzt könnt Ihr das komplette Gespräch hier Nachhören:

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