Fußballdoping

Doping im holländischen Amateurfußball

Mit Aufputschmitteln zum holländischen Amateurfußball-Titel: Spieler des SV Spakenburg haben sich vor zwei Jahren systematisch Stimulanzien eingeflößt, um sich den Titel als holländischer Amateurmeister zu sichern. Das zumindest berichtete am vergangenen Wochenende ausführlichst das NRC Handelsblad, eine der größten Qualitätszeitungen der Niederlande. Der Skandal passt zu dem, was in Gesprächen und einzelnen Texten immer wieder über den Amateurfußball berichtet wird.

von Daniel Drepper

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Die Mehrheit der Spieler, schreibt das Blatt, hätten in der Saison 2011/12 die Substanz CrackV3 genutzt, die auch die Stimulans Methylhexanamine enthält. Das Mittel soll vor den Spielen offen in der Kabine gestanden haben. Nun soll es eine interne Untersuchung geben.

Medizinische Abteilung wusste wohl Bescheid
Die Stimulans soll von den meisten Stammspielern regelmäßig genommen worden sein, die gesamte Mannschaft inklusive der medizinischen Abteilung hätten Bescheid gewusst, dass das Team die verbotene Substanz nutzt.

Vor den Partien hätten die Spieler das Aufputschmittel aus einem gemeinsamen Topf in der Kabine genommen, auf dem Massagetisch. Der Mannschaftsbetreuer habe Bescheid gewusst, genauso wie Trainer André Paus. Fast alle Spieler hätten dann davon getrunken, vor allem die älteren Spieler seien Fans gewesen.

Ein Spieler war damals nach einem Spiel sogar mit Herzproblemen ins Krankenhaus eingeliefert worden, Ex-Profi Ricky van den Bergh. Erst ein neuer Trainer hätte das Doping in der folgenden Saison beendet. Dann sei die Stimulans „nur noch sporadisch“ zum Einsatz gekommen.

Das Handelsblad hatte mit zwei Spielern der Meistermannschaft gesprochen, die anonym ausgepackt haben.

„Du bist völlig fokussiert“
Einer der beiden anonym auspackenden Spieler berichtet, wie stark das Aufputschmittel wirkte: „Während des Spiels bist du völlig fokussiert und hörst nichts mehr von dem, was außenrum passiert. Und ich konnte einfach immer weiter laufen. Ich habe 90 Minuten volle Attacke gespielt.“ Mindestens sieben Spieler aus der ersten Elf sollen das Doping in der Saison 2011/12 regelmäßig genutzt haben.

Wie stark das Mittel tatsächlich gewirkt hat, zeigt der Leistungsabfall von Spakenburg in der kommenden Saison. Nach dem Meistertitel ging es rapide bergab. Nachdem der neue Trainer den Spielern verboten hatte, das Mittel auch in der folgenden Saison zu nehmen, baut das Team ab. Nach zehn Spielern wird der Trainer gefeuert, am Ende hält Spakenburg kaum die Klasse.

Der niederländische Verband KNVB hat reagiert, will aber jetzt erstmal die Untersuchungen der Anti-Doping-Behörde abwarten.

Mischung aus Amateuren und Profis
Die höchste niederländische Amateurklasse ist eine Mischung aus Hobby- und Profifußball, vielleicht vergleichbar mit der deutschen Oberliga (fünfte Spielklasse). Führungsspieler bekommen für drei Trainingsheiten und ein Spiel in der Woche bis zu 3000 Euro pro Monat. Die zusätzliche Punktprämie in Spakenburg betrug im Jahr 2012 100 Euro pro Spieler. Ein Stammspieler-Jahresgehalt dürfte damit zwischen 40.000 und 50.000 Euro gelegen haben.

In einem langen, reportagigen Stück erzählt das Handelsblad, wie Spakenburg im März 2012 den ärgsten Konkurrenten Rijnsburgse Boys mit 5:1 in Grund und Boden gerannt und damit die Tabellenführung der höchsten Amateurliga übernommen hat. Das Stück gibt es hier auf niederländisch. (Der Zugang kostet 0,29 Euro. Wer sich beim NRC Handelsblad als neuer Besucher anmeldet, bekommt eine Gutschrift von einem Euro, kann das Stück und zwei weitere also umsonst lesen. Dann einfach den Text kopieren und via translate.google.com übersetzen.

Doping im Amateurfußball war auch bei fussballdoping.de schon Thema.

Vor zwei Jahren hatten wir mit einem ambitionierten Amateurspieler kommuniziert, der uns anonym über seine eigenen Erfahrungen mit Doping und die seiner Kollegen berichtet hatte („Der Spieler, ohne den nichts mehr geht“). Zudem hatten wir damals mit dem Soziologen Mischa Kläber gesprochen (auch im Video), der für seine Forschung auch mit dopenden Hobbyfußballern gesprochen hat. Und wir waren dabei, wie eine Kreisliga-Mannschaft über Doping aufgeklärt wird.