Mafia

Sacra Corona Unita plante Drogengeschäft in Deutschland

Die italienischen Carabinieri haben diese Woche zu einem Schlag gegen die Sacra Corona Unita angesetzt. 26 Menschen, darunter Mafiosi des Clans Pellegrino sowie lokale Politiker, wurden in Squinzano wegen Mitgliedschaft in der Mafia, Erpressung und internationalem Drogenhandel verhaftet. Durch die Razzia wurden Pläne des Clans bekannt, ihr Drogengeschäft unter anderem nach Deutschland auszuweiten, teilte die Staatsanwaltschaft von Lecce mit.

von Lena Niethammer

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Der Pellegrino-Clan bezog seine Drogen bisher in Frankreich von spanischen und kolumbianischen Mittelsmännern. Zu diesem Zweck ging er eine Verbindung mit dem Clan De Tommasi und dem Tarantini-Clan ein. Da der Drogenhandel so profitabel war, wollte der Clan sein Geschäft in Kürze auch in Deutschland und Dänemark aufbauen. Mit den Erlösen sollten dann illegale Kredite finanziert werden. Durch die Razzia wurden diesen Pläne nun zerschlagen.

Doch die Razzia legt nicht nur die internationalen Verbindungen der Sacra Corona Unita offen, sondern offenbart am Beispiel der Stadt Squinzano auch wie eng die Verbindungen von Mafia und Politik sind: Unter den 26 Inhaftierten befinden sich, laut Polizei, die Präsidentin des Kommunalrates, der Ex-Bürgermeister und der ehemalige Polizeichef von Squinzano. Gegen 52 weitere Personen wird noch ermittelt. Das Beispiel von Squinzano zeige, wie stark die soziale Zustimmung für die Sacra Corona Unita sei, sagte der Staatsanwalt von Lecce Cataldo Motte der italienischen Zeitung La Repubblica.

So soll der ehemalige Bürgermeister Giovanni M. dem Boss des Pellegrino-Clans eine Sozialwohnung beschafft haben, indem er eine offizielle Liste überging und einen falschen Bericht schrieb. Gegen ihn wird wegen Amtsmissbrauch ermittelt.

Eine andere lokale Politikgröße Fernanda M., aktuelle Präsidentin des Kommunalrates, ist wegen Korruption in Haft. Sie habe den Stadtrat illegal eine Resolution verabschieden lassen, durch die ein Unternehmer innerhalb weniger Wochen Kredite bekommen habe. Im Gegenzug habe der Unternehmer 2500 Euro auf das Konto ihres Sohnes Carlo M. überwiesen.

Auch Carlo M. wurde nun verhaftet, er gilt als Bindeglied zwischen Mafia und Politikern, als Fahrer des Pellegrino-Clans und deren Handlanger. Erst vor kurzem reichte der aktuelle Bürgermeister der Stadt eine formelle Beschwerde gegen Carlo M. ein, nachdem dieser ihm im Stadtrat gedroht hatte.

Seit 2010 berichtet der Kronzeuge Ercole P. von den Machenschaften der Sacra Corona Unita in Squinzano. Seine Aussagen sind auch bei den aktuellen Razzien ausschlaggebend gewesen. Er bezeichnete Squinzano als einen Ort, in dem die Bürger die Mafia für eine Art Wohlfahrtsgesellschaft halten, weil sie glauben, die Pellegrinos wollen nur das Beste für ihre Stadt.