Mafia

Der Schatzmeister der Cosa Nostra redet

Er ist keinen Deal mit den italienischen Behörden eingegangen, auch sieht er sich nicht als "pentito", trotzdem füllen die Aussagen von Vito Roberto P., wie nun bekannt wurde, seit Wochen die Akten der Staatsanwaltschaft von Palermo. Durch ihn könnte viel Mafiageschichte aufgeklärt werden: Vito Roberto P. galt unter Oberboss Bernardo Provenzano als Schatzmeister der Cosa Nostra. 

von Lena Niethammer

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Er ist keinen Deal mit den italienischen Behörden eingegangen, auch sieht er sich nicht als „pentito“, trotzdem füllen die Aussagen von Vito Roberto P., wie nun bekannt wurde, seit Wochen die Akten der Staatsanwaltschaft von Palermo. Durch ihn könnte viel Mafiageschichte aufgeklärt werden: Vito Roberto P. galt unter Oberboss Bernardo Provenzano als Schatzmeister der Cosa Nostra. imgres-1

Für die Staatsanwälte Vittorio Teresi, Dario Scaletta und Francesco Del Bene ist Vito Roberto P. ein Glücksfall. Bereits kurz nachdem ihn Interpol im März 2012 in Bangkok festnahm, noch bevor er nach Italien ausgeliefert wurde, hatte P. durch seinen Anwalt verkünden lassen, dass er „viele italienische Rätsel“ aufklären wönne. Aber P. sei kein pentito, also niemand der seine Taten bereut, betonte sein Anwalt.

Doch in Italien angekommen lief diese Ankündigung zunächst ins Leere. Nun bestätigte die Staatsanwaltschaft von Palermo, dass P. sich doch entschlossen habe auf die Fragen der Staatsanwälte zu antworten. „Um mich verteidigen zu können gegen die Anklage, ich sei ein Mafioso, muss ich erzählen, wer ich bin und was ich in meinem Leben als Finanzier getan habe“, soll P. den Staatsanwälten gesagt haben. Einen Deal mit den Behörden ist er nicht eingegangen. Bisher gab es 18 Verhöre.

P. könnte Klarheit in viele internationale Geschäfte der Cosa Nostra in den 80er und 90er Jahren bringen. Auch das FBI hat Interesse an P.s Wissen, es hat bei den italienischen Behörden einen Antrag gestellt, um P. verhören zu dürfen in der Hoffnung Hintergründe über die sogenannte „Pizza-Connection“ zu erfahren. Damit ist ein Drogenring der 70er und 80er Jahre gemeint, durch den die Cosa Nostra Drogen in die USA schmuggelten. Die Gewinne wurden in Pizzerien rein gewaschen.

Nach einer ersten Haftstrafe wegen Mitgliedschaft in der Mafia in den 80ern, lebte P. jahrelang in Südafrika. Italienische Medien berichten, er habe dort unter dem Namen Robert Van Palace Kolbatschenko gelebt, eine reiche Eritreerin geheiratet, war einer der Finanziers der Partei von Nelson Mandela und Botschafter des Kleinstaates Ciskei. Außerdem handelte er mit Edelsteinen, besaß mehrere Nightclubs und ein Unternehmen, dass Wasserflaschen befüllte