Mafia

Kronzeuge und Ex-Boss der Casalesi Carmine Schiavone ist tot

Carmine Schiavone ist tot. Der Pentito der Camorra hatte vor mehr als einem Jahr Italien mit seinen Enthüllungen über giftigen Müll in Kampanien erschüttert. Er starb gestern im Alter von 71 Jahren in einem Krankenhaus in Viterbo.

von Lena Niethammer

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Der ehemalige Boss der Casalesi hatte 1993 angefangen mit der Staatsanwaltschaft von Neapel zu kollaborieren und galt bei ihnen bis mindestens 2010 als zuverlässige und wichtige Quelle. Seit ein paar Tagen lag er in einem Krankenhaus in Viterbo, um sich von einem Sturz zu erholen.

Die Todesursache bleibt noch unklar. Schiavone war in den letzten Tagen operiert worden und sollte eigentlich bereits in kurzer Zeit entlassen werden. Einige Quellen sprechen von einem unerwartetem Herzstillstand. Doch es bleibt Unsicherheit. Sein Leichnam wird nun autopsiert. Der Staatsanwalt von Reggio Calabria Federico Cafiero de Raho, der über Jahre an Fällen der Casalesis gearbeitet hat, sagte: „Wir müssen genau verstehen, wie er gestorben ist. Freitag schien es ihm noch gut zu gehen.“

2013 hatte Carmen Schiavone zum ersten Mal einige Interviews über heimliche Pakte zwischen dem Clan der Casalesi, Politikern und Unternehmern gegeben. Diese hatten gemeinsam hochgiftigen Müll in die Landschaften Kampaniens verschütten lassen.

Außerdem war Schiavone die Quelle der Ermittler, die ihnen von den kriminellen Machenschaften der Camorra-Clans im Latium erzählte. Insbesondere von der Deponie in Borgo Montello, circa 50 Kilometer von Rom entfernt, auf die die Casalesis ebenfalls giftigen Sondermüll brachten.

Seit einigen Jahren lebte Schiavone nun gemeinsam mit Frau, Sohn und einer neuen Identität im Latium. Die Camorra hatte ihn bereits 1991 „zum Tode verurteilt.“ Nachdem der Casalesi-Boss und Cousin von Schiavone Francesco im Gefängnis gelandet war, wollte sich Schiavone aus dem Geschäft zurückziehen. „Ich war absolut gegen den Schmuggel von radioaktivem Material aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Tschechien. Es würden fünf Millionen Menschen sterben, wenn diese Abfälle auslaufen würden“, äußerte sich Schiavone damals.

Der Journalist Sandro Ruotolo, der bereits verschiedene Gespräche mit dem Kronzeugen führte, erzählt, er habe ihn erst letzte Woche noch einmal getroffen: „Schiavone hat mir zwei Dinge gesagt: Dass er den Ermittlern einen neuen Ort genannt habe, an dem sie nun ein Razzia durchführen, und, dass er ihnen von einem weiteren Scoop erzählt habe, den er hätte letztes Jahr noch nicht preisgeben können.“