Mafia

‘Ndrangheta-Villa in Österreich beschlagnahmt

Die italienische Polizei hat gestern Güter der 'Ndrangheta im Wert von 21 Millionen Euro beschlagnahmt. Konfisziert wurde auch eine Villa in Niederösterreich.

von Margherita Bettoni

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Im Rahmen einer großen Razzia gegen die kalabrische ‚Ndrangheta hat die italienische Polizei gestern Immobilien, Grundstücke, Gewerbe und Bankkonten im Wert von 21 Millionen Euro beschlagnahmt. Die Güter waren im Besitz des mächtigen ‚Ndrangheta-Clan Pesce aus Rosarno (Kalabrien).

Wie viele andere Clans versucht auch die Familia Pesce ihre ökonomische Macht im Ausland auszudehnen. Sie profitiert davon, dass das Verbrechen der mafiösen Vereingung nicht europaweit gilt.

Im Rahmen der Razzia wurde nun auch eine Villa in Baden (Niederösterreich) beschlagnahmt. Sie soll Claudio Lucia gehört haben. Lucia, 50, war Schatzmeister des Pesce-Clans und leitete vor seiner Festnahme im März 2011 die Finanz- und Drogengeschäft in Norditalien und in Europa.

Die Überraschung dürfte groß gewesen sein in Baden: Warum eigentlich kaufte ein italienischer Mafioso ein Haus in Österreich? Dabei ging es dem Clan um Geldwäsche seiner illegalen Einnahmen. Lucia hatte 2009 die Villa im für eine Million Euro gekauft. Anschließend hatte er weitere 1,5 Millionen Euro für Renovierungsarbeiten in die Immobilie gesteckt.

Geld war nie ein Problem für den Schatzmeister, der eine „American Express Centurion“ besaß — eine Kreditkarte ohne festes Limit, die nur Kunden mit einem sechsstelligen Jahresumsatz angeboten wird.

Vor seiner Festnahme hatte Lucia einen Strohmann für die Villa gefunden: Den rumenischen Bürger Vasile I.

Die italienische Justiz hatte ein Rechtshilfeersuchen an die österreichischen Kollegen gestellt. Das Gericht von Reggio Calabria soll nun entscheiden, ob das Anwesen versteigert oder eingezogen wird.