Mafia

Schlag gegen Gemüse-Mafia

Wer in Italien Obst und Gemüse kauft, finanziert womöglich die Camorra und die Cosa Nostra. 10 Prozent der Transportkosten fließt laut Ermittler in die Hände der Bosse.

von Margherita Bettoni

Die Anti-Mafia-Direktion aus Rom in Kooperation mit den Kollegen aus Neapel, Salerno, Palermo, Caltanisetta, Catania und Bologna hat am Montag 20 Menschen in Latium, Kampanien und Sizilien verhaftet. Sie werden beschuldigt, den Transport von Obst und Gemüsen aus Süditalien illegal kontrolliert zu haben. Dabei geht es um kleine Unternehmer, die für die Camorra-Clans der Casalesi und der Mallardo arbeiteten. Güter im Wert von 11 Millionen Euro wurden beschlagnahmt. Die Kriminellen erpressten Händler und Produzenten und zwangen sie dazu,nur bestimme Speditionsunternehmen für den Transport von Obst und Gemūse zu beauftragen. Händler, die sich weigerten, wurden massiv bedroht. 

Der Obst- und Gemüsemarkt ist für die Mafia besonders lukrativ: Der Landwirtschaftsverband Coldiretti geht in seinem Jahresbericht sogar von 15 Milliarden Jahresumsatz aus. 

Bereits 2010 hatten Ermittler ein ähnliches Geschäft aufgedeckt. Damals kontrollierte die Camorra-Clans Schiavone-Del Vecchio den Transport von Obst und Gemüsen – in Zusammenarbeit mir der sizilianischen Cosa-Nostra. Gaetano Riina, Bruder des Cosa-Nostra-Oberbosses Salvatore Riina, wurde damals verhaftet. Im Zentrum der Ermittlungen stand damals der große Obst- und Gemüsemarkt MOF in Fondi (Latium). Er gehört zu den wichtigsten in Europa und versorgt den Norden mit Waren aus Süditalien. Die Mafia erhöhte künstlich Transport- und Verpackungskosten und diktierte somit schließlich auch den Endpreis von Obst und Gemüsen. 70 Mafiosi wurden damals verhaftet. Doch die neue Ermittlungen im Rahmen der Operation „Gea“ zeigen, dass das Kartell längst nicht besiegt ist. Sie bestätigen auch, dass das südliche Latium Mafiagebiet ist.