Nein, dieses etwas vulgäre Kinderbuch steht nicht auf den Lehrplänen zu frühkindlicher Sexualaufklärung
„Pimmel“, „Loch“, „Schmotze“ – mit diesen und weiteren Wörtern werden in einem Kinderbuch unter anderem die Geschlechtsorgane beschrieben, nebst anschaulichen Zeichnungen. Auf Facebook hat eine Bloggerin das Foto einer aufgeschlagenen Seite geteilt, mit der Behauptung, dieses „nicht altersgerechte“ Buch werde gezielt in Kindergärten und Schulen bei der Sexualaufklärung eingesetzt. Das stimmt aber nicht.

Eine Bilder-Rückwärtssuche zeigt: Das ist nicht das erste Mal, dass diese Buchseite als Beleg für problematische, vom Staat verordnete Früh-Sexualaufklärung herhalten soll. Ein Twitter-Nutzer teilte unter dem Hashtag „Aufklärung 2.0“ das Foto schon im Februar 2015.

Das Buch heißt „Wenn Herzen Klopfen“, stammt von der schwedischen Kinderbuchautorin Pernila Stalfelt und wurde 2002 veröffentlicht. Im gleichen Jahr erschien auch die deutsche Übersetzung.
Allein, es wird keineswegs gezielt im Sexualkunde-Unterricht oder in Kitas eingesetzt. Anfragen von CORRECTIV bei allen 16 Bundesländern ergaben, dass es auf keinem Lehrplan geführt oder gar empfohlen wird.
Was die Behörden sagen
Generell entscheiden die Schulen eigenverantwortlich, welche Lehrbücher im Unterricht verwendet werden. Die Landesregierungen schreiben keine Bücher vor. Deshalb stimmt der Vorwurf auch nicht, mit Stalfelts Buch versuchten “Linke” und “Grüne”, Kinder schon möglichst früh zu sexualisieren.
„Die Lehrpläne schreiben keine bestimmten Methoden vor, erst recht keine einzelnen Bücher. Über den Einsatz von Lehrmitteln entscheiden die Schulen eigenverantwortlich unter fachlich-pädagogischen Gesichtspunkten“, heißt es dazu etwa aus dem Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport. Auch in Baden-Württemberg ist das Buch „definitiv nicht als Schulbuch zugelassen“, sagt ein Ministeriums-Sprecher. Das gleiche gilt für alle Bundesländer.
Das Buch als Negativbeispiel
Lediglich in Hamburg empfiehlt die Schulbehörde das Buch – allerdings nicht als Lehrmaterial, sondern „wegen der entsprechenden Seite manchmal als Reflexionsmaterial über (un)angemessenes Vokabular und Darstellungen“, sagte ein Sprecher auf Anfrage von CORRECTIV.