Nein, es werden keine Corona-Impfungen mit „Theragrippern“ auf Wattestäbchen verabreicht
Heimliche Corona-Impfung per PCR-Test? Ein Blog behauptet, das sei mit sogenannten „Theragrippern“ möglich und die Johns Hopkins University habe das bestätigt. Doch die Universität widerspricht: Theragripper gibt es zwar, doch mit Impfstoffen oder Covid-19 haben sie nichts zu tun und sie werden auch nicht per Wattestäbchen verabreicht.
„Johns Hopkins University bestätigt: Impfverweigerer können mittels PCR-Test geimpft werden“, titelte der Blog Legitim am 7. Februar. Eine neue Technologie namens „Theragripper“, die an der Johns Hopkins University entwickelt wurde, ermögliche „heimliche Impfungen mittels PCR-Test“. Es handele sich um Metallplättchen von Staubkorngröße, die Impfstoffe zur Darmwand transportieren und sich dort festsetzen würden. Auch andere Webseiten und Facebook-Nutzer griffen die Meldung auf.
Wir haben bei der Universität in den USA nachgefragt: Sie widerspricht den Behauptungen und stellt klar: Theragripper werden nicht in Impfstoffen oder in Zusammenhang mit Covid-19 verwendet.
Als angeblichen Beleg, dass die Theragripper mit einem Wattestäbchen verabreicht werden, nennt Legitim einen im November 2020 erschienenen Artikel von Patrick Smith, einem Referenten der Universität. Der Text erschien am 25. November 2020, doch darin steht nicht, dass Theragripper mit einem Wattestäbchen in den Körper gebracht werden können.
Was sind Theragripper?
Theragripper sind eine experimentelle Technologie, die die Johns Hopkins University entwickelt hat, um Medikamente zu verabreichen. Die Universität hatte die neue Entwicklung in einer Pressemitteilung Anfang November 2020 verkündet und kurz zuvor eine Studie zur Anwendung bei Tieren im Journal Science Advances veröffentlicht.
In dem Artikel von Patrick Smith werden Theragripper als staubkorngroße, sternförmige „Geräte“ beschrieben. Sie transportieren etwa Schmerzmittel in den Darm und können sich dort für kurze Zeit in der Schleimhaut festsetzen. Dafür sei keine Elektrizität notwendig: Theragripper seien mit Paraffinwachs beschichtet, das durch die Körpertemperatur weicher werde, wodurch sich die Geräte zusammenzögen. Nachdem die Geräte ihre Dosis Medikamente in die Schleimhaut abgegeben hätten, würden sie vom Körper ausgeschieden.
Der Vorteil von Theragrippern sei, dass im Blut über längere Zeit eine gleichmäßige Konzentration von Schmerzmittel aufgebaut werde, anders als wenn man dieselbe Menge Schmerzmittel auf herkömmliche Weise einnehme.
Theragripper werden nicht mit Wattestäbchen verabreicht
Um zu veranschaulichen, wie groß die Geräte sind, wird in dem Artikel der Universität ein Foto eines Wattestäbchens mit Theragrippern gezeigt. In der Bildunterschrift steht: „Ein Theragripper ist etwa so groß wie ein Staubkorn. Auf diesem Wattestäbchen befinden sich dutzende der winzigen Geräte.“
Das bedeutet jedoch nicht, dass die winzigen Geräte mit einem Wattestäbchen verabreicht werden.
Die Veröffentlichung in der Fachzeitschrift Science Advances zeigt, dass die Forscher der Johns Hopkins University ihre Theragripper in einer Tierversuchstudie getestet haben, nicht an Menschen. Die Geräte wurden dabei zudem rektal in den Körper der Tiere gebracht, nicht durch die Nase wie bei einem PCR-Test.
Theragripper werden laut der Johns Hopkins Universität nicht für Impfungen eingesetzt
Wir haben beim Autor des Artikels der Johns Hopkins University, Patrick Smith, nachgefragt: Theragripper werden nicht für Impfungen oder in Zusammenhang mit Covid-19 eingesetzt, schrieb er uns per E-Mail.
Smith bestätigte auch: Das Foto, auf dem einige Theragripper auf einem Wattestäbchen zu sehen sind, sollte lediglich die Größe verdeutlichen und einen hellen Hintergrund für die grauen Objekte bieten.
Redigatur: Sarah Thust, Alice Echtermann
Die wichtigsten, öffentlichen Quellen für diesen Faktencheck: