Nachrichten wie diese erreichen unsere Redaktion täglich. Zum Tag der Pressefreiheit wollen wir zeigen: Wenn dieser Hass zum Alltag wird, ist die Pressefreiheit in Gefahr.

Wir lassen uns nicht einschüchtern. Stellen Sie sich an unsere Seite. Gemeinsam sind wir stärker als der Hass. Danke.

Mein Beitrag
für unabhängigen Journalismus
Hier können Sie auch einen höheren Betrag eingeben.
Svg Vector Icons : http://www.onlinewebfonts.com/icon
Sicheres Spenden
Die Daten werden über eine verschlüsselte SSL (Secure-Socket-Layer) Internet-Verbindung übertragen und sind zu jedem Zeitpunkt sicher.

Ansammlung von Logos unterstützter Zahlungsanbieter: SEPA Lastschriftmandat, VISA, Mastercard und PayPal
Alle Spenden sind steuerlich absetzbar. Sie erhalten von uns unaufgefordert eine Zuwendungsbestätigung.

Freie Presse ist kein Luxus, sondern ein Gradmesser für unsere Demokratie

In unserer Demokratie ist die Pressefreiheit im Grundgesetz fest verankert. Während Journalistinnen und Journalisten in vielen Ländern Repressionen ausgesetzt sind, Gefängnis- und Todesstrafen fürchten müssen, garantiert der Staat hierzulande das Recht auf freie Presse. Und doch müssen wir uns als Gesellschaft jeden Tag wieder bewusst machen, dass freie Berichterstattung nicht selbstverständlich ist. Auch in Deutschland ist die Pressefreiheit in Gefahr.

Zum internationalen Tag der Pressefreiheit geben wir Ihnen einen Einblick in unseren Arbeitsalltag.

Dazu gehören nicht nur Sicherheitstrainings für Angestellte, Vandalismus an unseren Büros oder Pöbeleien von ungebetenen Gästen. Sondern auch psychischer Druck, Beleidigungen und Drohungen in Hass-Nachrichten an uns.

Wenige Wochen nach Veröffentlichung der „Geheimplan gegen Deutschland“-Recherche standen ein Nazi, ein Querdenker und ein Typ mit Kamera vor unserem Büro. Was wie der Anfang von einem Kinderwitz klingt, war dann doch bitterer Ernst. Angeblich wollten sie ein Interview mit unserem Chefredakteur. Als sie das nicht bekamen,  bedrängten sie andere Mitarbeitende.

Wenige Wochen nach Veröffentlichung der „Geheimplan gegen Deutschland“-Recherche standen ein Nazi, ein Querdenker und ein Typ mit Kamera vor unserem Büro. Was wie der Anfang von einem Kinderwitz klingt, war dann doch bitterer Ernst. Angeblich wollten sie ein Interview mit unserem Chefredakteur. Als sie das nicht bekamen,  bedrängten sie andere Mitarbeitende.

Einen ganzen Tag belagerten die drei Männer unser Büro und beobachteten uns. Es war nicht das erste Mal, dass Nazis mit Kameras aufgekreuzt sind.

– Erfahrungsbericht BERLINER BÜRO

In den vergangenen Jahren ist Deutschland in der Rangliste der Pressefreiheit abgerutscht. Statt „gut“ ist der Zustand der Pressefreiheit nur noch „zufriedenstellend“. Im Vergleich zu 2019 hat sich die Zahl der Anfeindungen, Drohungen und Gewalt gegen Medienschaffende verfünffacht. Eine Nachricht, die für viele Menschen nur kurz im Newsticker flimmert. Wir als Journalistinnen und Journalisten spüren es direkt.

…Eure Adresse in Essen ist wohlbekannt! Wir bieten Euch hiermit an irgendwann zu Euch zu kommen und Eure Dummköpfe und Drecksfinger so lange mit der vor Euch vorhandene Tischplatte in Kontakt zu bringen…

Natürlich ist unsere Adresse bekannt. Sie steht auf unserer Webseite. Aber genau solche Nachrichten sind es, die uns bei der Arbeit einschüchtern und einschränken sollen. Viele greifen uns an, weil sie Journalistinnen und Journalisten als Feinde ihres Weltbildes sehen. Das traurige Mittel, um ihre Meinung durchzusetzen, sind Einschüchterungsversuche. Es soll dazu führen, dass Journalistinnen und Journalisten über gewisse Themen aus Angst nicht mehr berichten. Hass wirkt – wenn wir ihn lassen.

Wer transparent ist, wird angegriffen

Unsere Türen sind offen für neugierige Gäste. Wir machen unsere Arbeit transparent, um Menschen auch zu zeigen, wie Journalismus funktioniert. Wir stehen für den Schutz der Pressefreiheit ein, für demokratische Debatten, für Offenheit und Fakten als Basis unseres Miteinanders. Das passt vielen nicht.

Vor allem unsere Faktencheck-Redaktion erlebt Attacken und Beleidigungen. Weniger bekannt ist, dass besonders viele Hassmails an weibliche Journalistinnen und Reporterinnen adressiert sind und eine ganz andere Qualität haben.

Normalerweise öffne ich E-Mails mit der Betreffzeile „wuahahahahahahahaha“ nicht. Anfang Februar war das anders. „Glauben Sie dummes hetzendes Stück Schweinescheiße […] Blöde Dummfotze … Küsschen“, schrieb da ein Mensch. Er verteidigte eine rechte Youtuberin, deren Thesen ich in einem Faktencheck entkräftet hatte.

Ich zuckte mit den Schultern und schob die E-Mail ich in den Ordner „Leserbriefe“. Danach vergaß ich sie – für Wochen. Erst als wir in der Redaktion über Hass-Nachrichten sprachen, fiel sie mir wieder in die Hände. Da wurde mir klar: Nach zehn Jahren im Journalismus habe ich mich so sehr an diesen Ton gewöhnt, dass ich ihn für normal empfand.

Doch müssen wir das wirklich hinnehmen? Ich will jedenfalls nicht, dass meine Kinder in einer Gesellschaft aufwachsen, in der ein so menschenfeindlicher Ton herrscht. Eigentlich hätte ich antworten sollen: „Wir werden Anzeige erstatten. Küsschen.

– Erfahrungsbericht aus der Faktencheck-Redaktion

Von Beleidigungen zu Morddrohungen

Beschimpfungen erreichen uns beinahe jeden Tag: Wir führen eine Liste, in der wir die Nachrichten sammeln. Es beginnt mit „einfachen“ Einschüchterungsversuchen und steigert sich zu massiven Drohungen mit Vergewaltigung und Mord. Nach manchen Veröffentlichungen – etwa zu Klima, Neuen Rechten oder Corona – sind es so viele, dass wir nur strafrechtlich relevante Nachrichten dokumentieren. Bei „normalen“ Beleidigungen scrollen wir dann einfach weiter. In unseren Posteingängen finden sich Nachrichten wie:

Über die Jahre ist der Ton immer aggressiver geworden. Menschen, die uns hassen, scheinen sich immer sicherer zu fühlen. Wir merken, dass sich viele nicht mehr hinter Pseudonymen verstecken, sondern offenbar ihren vollen Namen und sogar ihre Anschrift unter Mails schreiben. Andere Redaktionen berichten uns von ähnlichen Erfahrungen. 

In Deutschland gibt es rechtliche Mittel, um sich vor solchem Unrecht zu schützen. Diverse Hassnachrichten haben wir zur Anzeige gebracht und werden es auch weiterhin tun. Der Rechtsweg gegen solche Nachrichten und ihre Urheber kostet Kraft, Zeit und Geld. Wir gehen ihn trotzdem. Denn in unserer Demokratie dürfen wir Hass und Hetze nicht als legitimes Mittel für unseren Diskurs gelten lassen.

Dass wir als „System-Bücklinge“, „geistige Brandstifter“ oder „Lumpen“ bezeichnet werden, ist schon beinahe normal. Aber dass uns Menschen zum Selbstmord auffordern oder sich wünschen, dass wir sterben, ist neu. „Wir kennen eure Namen und wissen, wo ihr arbeitet. Und irgendwann früh um 0400 geht die Tür auch ohne Schlüssel auf.“ Dieser Nachricht wurde ein Bild von Erhängten beigefügt.

Nachdem ich in einem Faktencheck einen rechten Youtuber als Urheber eines anti-muslimischen Plakates benenne, wird unsere Berliner Redaktion mit den gleichen Plakaten beklebt. Die Stadt weist mein Gesuch nach einer Auskunftssperre im Melderegister zurück, die Gefahr eines Angriffs sei nicht konkret genug. Beleidigungen im Internet gehörten zum normalen Berufsrisiko von Journalistinnen und Journalisten.

– Erfahrungsbericht aus der Faktencheck-Redaktion

Was uns stets hilft weiterzumachen, ist der immer wiederkehrende Zuspruch und die Solidarität von außen. Nicht nur Gesetze schützen Journalistinnen und Journalisten, sondern auch alle, die uns und guten Journalismus unterstützen. Sie sind unsere Rückendeckung. Unsere Berichterstattung ist frei für jede und jeden zugänglich. Trotzdem unterstützen viele Menschen unsere Arbeit jeden Monat mit ihrer Spende. Sie zeigen sich solidarisch und stellen sich hinter uns und die Werte, für die wir einstehen

Gemeinsam stärker als der Hass

Es ist für uns am Tag der Pressefreiheit besonders wichtig zu zeigen: Ein Angriff auf freie Berichterstattung in Deutschland bedeutet nicht nur, die Hand vor die Kameralinse zu halten. Er beginnt schon da, wo Journalistinnen und Journalisten beleidigt und diffamiert werden. Ob auf der Straße oder in E-Mails.

Der Hass ist Alltag. Aber er hält uns nicht auf. Er zeigt uns, wofür wir einstehen müssen. Freie Berichterstattung ist unersetzlich. Damit jeder Mensch sich eine eigene Meinung bilden kann. Ein Angriff auf die Pressefreiheit ist ebenso ein Angriff auf alle, die in einer offenen Gesellschaft leben wollen.

Gemeinsam sind wir stärker als der Hass.

Spendenkonto: CORRECTIV – Recherchen für die Gesellschaft gGmbH
IBAN DE57 3702 0500 0001 3702 01 | Bank für Sozialwirtschaft

Die extremen Gesinnungen, der Menschenhass und die Fremdenfeindlichkeit der Menschen, die Medienschaffende bedrohen, sind uns zuwider. Um einen ehrlichen Eindruck zu vermitteln und eine Debatte anzustoßen, haben wir uns dennoch entschieden die Hassnachrichten in dieser expliziten Form zu veröffentlichen. Besonders heftige Formulierungen haben wir ausgespart. Sie oder jemand in Ihrem Umfeld ist von Hass im Netz bedroht? Die Organisation Neue Deutsche Medienmacher hat gemeinsam mit weiteren Organisationen einen Leitfaden für Journalistinnen und Journalisten in akuten Bedrohungslagen entwickelt. Betroffene digitaler Gewalt können sich zudem an die Beratungsstelle Hateaid wenden.

Transparenz
Wir gehen verantwortungsbewusst mit Ihren Spenden um. Verfolgen Sie, wie wir Ihre Spenden einsetzen, in unseren regelmäßigen Transparenzberichten.

Gemeinnützigkeit
CORRECTIV ist gemeinnützig. Alle Beiträge sind steuerlich absetzbar. Sie erhalten einmal jährlich eine Spendenbescheinigung für Ihre Steuererklärung.

Vielen Dank für Ihre Unterstützung!
Für alle Fragen oder Anmerkungen zu Ihrer Spende ist Luise Lange Ihre Ansprechpartnerin. Luise leitet den Bereich Community Engagement bei CORRECTIV und kümmert sich um Ihre Anliegen.

Kontakt:
Tel: +49 (0) 30 – 555 780 20
Mail: unterstuetzen(at)correctiv.org