Kampanien: Großeinsatz gegen den pizzo
Die italienische Polizei ist heute morgen mit einer großen Razzia gegen Schutzgelderpressungen in Kampanien vorgegangen. Seit 2006 erpresst die Camorra durchgehend die Baufirmen der Provinz Caserta. 34 Personen des Belforte-Clans konnten nun festgenommen werden.
Den Verhafteten wird neben Erpressung und Mitgliedschaft in der Mafia, Besitz und Gebrauch von illegalen Waffen, sowie Korruption und Drogenhandel vorgeworfen. Durch die Ermittlungen, die von der Antimafia-Einheit in Neapel koordiniert wurden, konnten dutzende Erpressungen gegen Unternehmen und Arbeiter rund um die Städte Maddaloni, Cervino und Santa Maria a Vico aufgeklärt werden. Unter den Opfern waren auch die Eigentümer einer Baufirma, die für zwei Millionen Euro (Geld, das vor allem von der italienischen Bischofskonferenz gestemmt wurde) eine Kirche in Maddaloni bauen sollten.
Bei ihren Ermittlungen stützte sich die italienische Polizei vor allem auf die Aussagen der beiden „pentiti“ Antonio F. und Nicola M., zwei ehemalige ranghohe Mafiosi, die seit ihrer Festnahme 2009 mit der Polizei kooperieren. Außerdem wurden Wohnungen abgehört.
Der Belforte-Clan spezialisierte sich 2006 auf Schutzgeld-Erpressungen auf Baustellen, nachdem der damalige Boss Angelo Amoroso starb. Seitdem wurden drei Mal im Jahr, an Weihnachten, Ostern und im August, Schutzgelder eingefordert. Die einzelnen Beträge variierten in der Regel zwischen 1000 und 1500 Euro. Doch es gab auch Ausnahmen: Ein Opfer berichtete er habe 300 Euro jeden Monat zahlen müssen, während andere von einer einmaligen Zahlung in Höhe von 4000-5000 Euro sprechen.
Der Staatsanwalt zeigte sich erschrocken darüber, wie wenig Bereitschaft unter den Opfern herrschte mit der Polizei zusammenzuarbeiten. Viele bestritten trotz Beweisen das Schutzgeld bezahlt zu haben. Nach jahrelangen Erpressungen hätten die Opfer keine Kraft mehr gehabt, um sich gegen den Clan aufzulehnen, so die Ermittler. Die Opfer wären resigniert und hätten aufgegeben.