Vermögen von ‚Ndrangheta-Spitze beschlagnahmt
Ein großer Schlag für Italiens Finanzaufsicht: Zum ersten Mal beschlagnahmen die Beamten das Vermögen der obersten 'Ndrangheta-Spitze. Insgesamt konnten Güter und Besitz im Wert von elf Millionen Euro sichergestellt werden.
Nach der Operation Crimine, die von Staatsanwalt Nicola Gratteri geleitet und in zwei große Razzien (Crimine1, 2010 und Crimine2), bei denen insgesamt 350 Mafiosi festgenommen wurden, aufgeteilt wurde, gingen die Ermittlungsakten an Italiens Finanzaufsicht. Die hat in den letzten Jahren das Vermögen aller wichtigen Bosse nach illegalen Geldern durchsucht und nun zugeschlagen.
Betroffen sind vor allem die Clans aus Rosarno und Polistena, sowie die Familien aus Laureana di Borrello, Oppido Mamertina e Bagnara Calabra. Insgesamt haben die Ermittler zehn Beschlüsse zur Beschlagnahmung ausgestellt und neun Tochtergesellschaften unter besondere Überwachung gestellt.
Die Operation „Il Crimine“ bedeutete damals eine entscheidende Wende im Kampf gegen die kalabrische ‚Ndrangheta: Zum ersten Mal wurde deren wahre Struktur aufgedeckt und definiert. Die Struktur der ‚Ndrangheta ist demnach pyramidenförmig aufgebaut und flächenmäßig in drei sogenannte Mandamenti aufgeteilt: das tyrrhenische Mandamento, das Stadt-Mandamento und das ionische Mandamento. Jedes dieser Mandamenti besteht aus verschiedenen „società“ und „locali“, die wiederum aus kleinen Mafiazellen und Mafiafamilien bestehen.
Die Spitze der Organisation bildet eine Art Kontrollorgan, das den Namen „Crimine“ also Verbrechen trägt und nach diesem auch die Operation benannt wurde. An der Spitze des Crimine steht der Capocrimine, also der sogenannte Boss der Bosse der ‚Ndrangheta.
Es ist genau das Umfeld dieses Capocrimine (Domenico Oppedisano, seit 2010 in Haft), auf das es die Finanzbehörde abgesehen hatte. Über 200 Steuerbescheide wurden überprüft, dabei fanden die Beamten teilweise große Unterschiede zwischen angemeldetem Vermögen und realem Besitz.