Libera wird 20
Die Organisation Libera begann mit dem Projekt, konfiszierte Mafia-Ländereien der Zivilgesellschaft zurückzugeben. Mittlerweile ist daraus Italiens größtes Anti-Mafia-Netzwerk geworden. Nun feiert Libera sein 20-jähriges Bestehen.
Das Anti-Mafia-Netzwerk Libera hat dem Straßenpriester in den nun 20 Jahren seines Bestehens zur größten Zielscheibe der italienischen Mafia gemacht, unzählige Morddrohungen und Anschlagversuche musste der 69-Jährige über sich ergehen lassen, 20 Polizisten bangen rund um die Uhr um seine Sicherheit, doch all das zählt für Don Luigi Ciotti nicht. Was zählt ist: Mit Libera ist ihm das größte und wichtigste Netzwerk im Anti-Mafia-Kampf Italiens gelungen, über 1300 Vereine und Bürgerinitiativen stehen mittlerweile unter seiner Schirmherrschaft.
1995 begann alles mit einer Idee von Don Ciotti: Er wollte der Bevölkerung das von der Mafia beschmutzte Land zurückgeben und daraus mit Hilfe von gemeinnützigen Organisationen etwas Neues entstehen lassen. Schon vorher hatte sich der Geistliche aus den Dolomiten für Bedürftige eingesetzt und mit 20 Jahren eine Hilfsorganisation für Drogenabhängige und Prostituierte gegründet.
Mit einer Petition forderte er nun ein Gesetz, durch das die definitive Beschlagnahmung von Mafia-Gütern möglich gemacht werden sollte. Auf soviel Zuspruch war er kaum vorbereitet: Innerhalb kürzester Zeit unterschrieben eine Million Menschen, nur ein Jahr später wurde das Gesetz verabschiedet.
Seitdem ist in den italienischen Medien fast täglich von neuen Beschlagnahmungen zu lesen. Ob korruptes Unternehmen, Restaurant oder private Anwesen von Mafia-Mitgliedern, konfisziert wird alles, doch was passiert dann damit? Unter Don Ciotti können arbeitslose Jugendliche zusammen mit Landwirten die Ländereien bewirten, bepflanzen und ernten. Die aus diesen Kooperativen gewonnenen Produkte, darunter Wein, Mehl, Oliven, Öl, werden dann in Libera-Läden verkauft. Selbst in Corleone gibt es mittlerweile einen solchen.
Während Libera dafür von der Mafia Drohungen und Anschläge erntet, ist für den Rest Italiens Don Ciotti zum Volkshelden geworden. Am Samstag nun wurde das 20-jährige Bestehen des Netzwerkes in Bologna gefeiert. Zu einer Kundgebung kamen rund 200.000 Menschen, darunter viele Angehörige von Mafiaopfern aus ganz Italien.