Faktencheck

Nein, dieses Video zeigt kein brennendes US-Schiff nach einem Huthi-Angriff

Immer wieder tauchen im Internet Videos auf, die erfolgreiche Angriffe der jemenitischen Huthi-Rebellen belegen sollen. Viele von ihnen zeigen jedoch völlig andere Situationen oder Schiffe – in einem aktuellen Fall geht es um den Flugzeugträger Abraham Lincoln.

von Viktor Marinov

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Dieses Video soll angeblich den brennenden US-Flugzeugträger Abraham Lincoln zeigen – doch das stimmt nicht (Quelle: X; Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Ein Video zeige den beschädigten US-Flugzeugträger Abraham Lincoln, den die Huthi-Rebellen aus dem Jemen angegriffen hätten.
Bewertung
Falsch. Das Video zeigt nicht den US-Flugzeugträger Abraham Lincoln, sondern ein anderes Schiff der US-Marine namens Bonhomme Richard. Dieses brannte 2020 im Hafen von San Diego.

Seit Ausbruch des Kriegs im Nahen Osten greifen die Huthi-Rebellen aus dem Jemen Schiffe im Roten Meer an. Die Gruppierung wird aus dem Iran unterstützt und will mit den Angriffen laut eigenen Aussagen Druck auf Israel ausüben, den Krieg in Gaza zu beenden. Doch unter die Meldungen über die Vorfälle mischen sich immer wieder Videos, die in Wahrheit keine Huthi-Angriffe zeigen. Darüber haben wir immer wieder berichtet

Ein aktuelles Video, das sich seit Mitte November 2024 verbreitet, soll die Folgen von einem Angriff der Huthi auf den US-Flugzeugträger Abraham Lincoln zeigen. Darin sind drei verschiedene Aufnahmen von einem Schiff zu sehen, das scheinbar gebrannt hat, Rauchwolken steigen vom Deck auf. Das Video verbreitet sich auf der Plattform X in verschiedenen Sprachen, etwa auf Englisch, Spanisch und Türkisch. Auch deutsche TelegramKanäle teilen es. Hunderttausende haben die Behauptung gesehen.

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Auch in Telegram-Beiträgen auf Deutsch heißt es, das Video zeige einen brennenden US-Flugzeugträger nach einem Huthi-Angriff (Quelle: Telegram; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Kennzahl des Schiffs belegt, dass es sich nicht um den US-Flugzeugträger Abraham Lincoln handelt

Das Video zeigt Aufnahmen aus drei verschiedenen Perspektiven. Bilder-Rückwärtssuchen mit der zweiten und dritten Perspektive führen jeweils zu Medienberichten über ein anderes US-Kriegsschiff: Die Bonhomme Richard. Dieses brannte auch tatsächlich, allerdings schon 2020 und im Hafen von San Diego in den USA. Zunächst wurde ein Matrose beschuldigt, das Feuer gelegt zu haben. Er wurde aber freigesprochen

Vergleiche zwischen dem Video, das aktuell in Sozialen Netzwerken kursiert, und den Aufnahmen des Brands auf der Bonhomme Richard zeigen mehrere Ähnlichkeiten zwischen den beiden Schiffen:

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Ein Vergleich der Aufnahmen ausMedienberichten über den Brand von Bonhomme Richard im Jahr 2020 (links) und dem angeblich von den Huthis im November 2024 angegriffenen Schiff (rechts) zeigt mehrere Ähnlichkeiten (Quelle: Yahoo News / X; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)

Besonders auffällig ist die Zahl „6“, die auf dem Schiff prangt. Diese Zahl weist auf die Kennzeichnung LHD 6 des inzwischen außer Betrieb gesetzten Schiffs Bonhomme Richard hin. Sie ist auch auf Fotos der offiziellen Seite der US-Marine zu erkennen. Die Abraham Lincoln hingegen trägt die Zahl 72, was auch ihrer Kennzeichnung CVN 72 entspricht. Die Schiffe dienen übrigens unterschiedlichen Zwecken, die Bonhomme Richard ist kein Flugzeugträger.

Pentagon dementiert, dass US-Flugzeugträger Abraham Lincoln bei Huthi-Angriffen beschädigt worden sei

Wie die britische Faktencheck-Organisation Full Fact berichtete, stammen zwei der Aufnahmen aus dem Video von der Nachrichtenseite des US-Verteidigungsministeriums. Sie wurden bereits am 13. Juli 2020 veröffentlicht. Die dritte Perspektive fanden wir in einem Youtube-Beitrag des US-Nachrichtensenders Fox News vom 1. Dezember 2020.

Laut einem Artikel von Al Jazeera sagte ein Pentagon-Sprecher am 12. November 2024, dass es tatsächlich Angriffe der Huthi gab, ihm aber keine Angriffe auf den Flugzeugträger Abraham Lincoln bekannt seien. Weder Personal noch Schiffe der US-Marine seien verletzt worden.

Redigatur: Kimberly Nicolaus, Uschi Jonas

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