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Fakes auf Youtube und Tiktok: Entlassung von Dunja Hayali erfunden

Das ZDF soll Dunja Hayali entlassen haben. Hintergrund sei eine Aussage über palästinensische Gefangene. Die Aussage – und eine Korrektur des ZDF – gab es wirklich. Die Entlassung ist aber erfunden.

Die Moderatorin Dunja Hayali ist immer wieder Zielscheibe für Beschimpfungen  (Christoph Hardt / Picture Alliance / Panama Pictures)
Die Moderatorin Dunja Hayali ist immer wieder Zielscheibe für Beschimpfungen (Christoph Hardt / Picture Alliance / Panama Pictures)
Behauptung
ZDF-Intendant Norbert Himmler habe Dunja Hayali entlassen oder ihr ein Hausverbot erteilt, nachdem sie im ZDF-Morgenmagazin eine „Gleichsetzung israelischer Geiseln mit palästinensischen Terroristen“ vorgenommen habe.

Faktensammlung


„Hayali nach Geisel-Skandal gefeuert – Sender verhängt Verbot“: So steht es im Titel eines Youtube-Videos. Dort wird behauptet, dass die ZDF-Moderatorin Dunja Hayali entlassen worden sei. ZDF-Intendant Norbert Himmler habe „persönlich ein vollständiges Verbot angeordnet“. 

Das Video gibt keine Quellen oder Belege für diese Behauptung an. Zu sehen sind darin öffentlich verfügbare Bilder aus Auftritten von Hayali. Hinzu kommen Ausschnitte von der Freilassung der israelischen Geiseln.


Wir haben zunächst geprüft, auf welche Aussage von Hayali sich das Video bezieht. Am 13. Oktober 2025 hat die von der EU und den USA als Terrororganisation eingestufte Hamas die verbliebenen 20 Geiseln freigelassen. Israel hat sich im Gegenzug verpflichtet, rund 2000 palästinensische Häftlinge freizulassen. 250 von ihnen saßen lange Strafen ab, rund 1.700 wurden ohne Anklage festgehalten.

Am selben Tag hat Dunja Hayali in einer Moderation für das ZDF-Morgenmagazin gesagt: „Heute die Übergabe der […] israelischen Geiseln, die in den Händen der Terrorgruppe waren, 20 Lebende, 28 Tote […]. Auf der anderen Seite sind palästinensische Geiseln, allerdings auch Straftäter, sozusagen dabei übergeben zu werden.“ Das Zitat ist in der ZDF-Mediathek verfügbar (ab Minute 1:37:30).


Hayalis Wortwahl wurde in Sozialen Netzwerken und in der medialen Berichterstattung aufgegriffen. Die Welt berichtete etwa über Posts auf X, die unter anderem Hayalis Entlassung forderten. Bild-Journalist Paul Ronzheimer verteidigte Hayali gegen diese Kritik und bezeichnete die Äußerung als Fehler, der bei einer stundenlangen Live-Moderation passiere.

Das ZDF reagierte mit einer Stellungnahme. Es seien in diesem Zusammenhang zwei Fehler passiert, schrieb der Sender auf seiner Korrektur-Seite. In einer Bauchbinde sei fälschlicherweise von einem „Austausch der Geiseln“ geschrieben worden. „Es hätte richtigerweise heißen müssen: ‚Aufatmen in Israel – Freilassung von israelischen Geiseln hat begonnen‘“, heißt es vom ZDF. „Zudem versprach sich die Moderatorin in einer frei vorgetragenen Anmoderation, indem sie die Formulierung ‚palästinensische Geiseln‘ benutzte“, schreibt der Sender in Bezug auf Hayalis Aussage. Die Formulierung sei ein Versprecher. An allen anderen Stellen der vierstündigen Live-Sendung sei die korrekte Bezeichnung „palästinensische Gefangene“ oder „palästinensische Häftlinge“ genutzt worden. Den Unterschied zwischen dieser Bezeichnung und dem Wort Geiseln erklärt der WDR in einem Beitrag auf seiner Webseite.

faz.net
welt.de
berliner-zeitung.de
zdfheute.de
wdr.de


Im Statement des ZDF steht nichts davon, dass Hayali entlassen worden sei. Auch eine Stichwortsuche auf Google und eine Suche in den ZDF-Pressemitteilungen liefern keine Belege dafür. Ein Blick in die Mediathek zeigt, dass Dunja Hayali weiterhin das Morgenmagazin moderiert, etwa am 16. Oktober 2025 – zwei Tage nach Erscheinen des Youtube-Videos, das ihre Entlassung behauptet. 

zdf.de
presseportal.zdf.de
google.com


Während der Recherche für diesen Text verschwand der Kanal „DeutschlandKlartext“, von dem das Video mit der ursprünglichen Behauptung stammt. Er fiel mit polarisierender Sprache auf, die Überschriften versprachen oft einen „Skandal“, „Eklat“ oder „Schock“. Der Kanal existierte seit Juni 2025 und hatte bereits 409 Videos veröffentlicht – das sind im Schnitt mehr als zwei am Tag. Ein Impressum oder einen anderen Hinweis auf eine inhaltlich verantwortliche Person gab es nicht. Bei einem Tiktok-Kanal, der die Behauptung ebenfalls verbreitet, sehen wir das gleiche Muster: Auch dort werden etwa zwei Videos pro Tag mit emotionalisierender Sprache und vermeintlichen Skandalen veröffentlicht.

web.archive.org
archive.ph
archive.is


Dunja Hayali ist immer wieder Zielscheibe von Desinformation und Anfeindungen. Erst Ende September 2025 hatte sie eine vorübergehende Pause von Sozialen Netzwerken gemacht, nachdem sie Morddrohungen erhalten hatte. Das Faktenforum berichtete im Juni über eine Falschmeldung zu einem angeblichen Gerichtsprozess gegen Hayali, die Faktencheck-Redaktion der dpa über eine aus dem Kontext gerissene Aussage der Journalistin.

deutschlandfunk.de
faktenforum.org
dpa-factchecking.com


Diese Faktensammlung haben Mitglieder der Faktenforum-Community recherchiert. Redaktion: Viktor Marinov; Redigatur: Sara Pichireddu