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Aktivrente soll steuerfreie Zuverdienste neben dem Rentengeld ermöglichen

Einem CDU-Politiker ist im Fernsehen ein Fehler zum Thema Aktivrente unterlaufen. Der Ausschnitt davon erreicht Monate danach fast 200.000 Aufrufe auf X – obwohl sich der Politiker längst korrigiert hat.

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Im Bundestag war das Rentenpaket, zu dem auch die Aktivrente gehört, häufig Anlass für intensive Debatten (Quelle: Stefan Boness / Picture Alliance / Ipon)
Behauptung
Wer sich für die Aktivrente entscheide und im Rentenalter arbeite, bekomme die eigentliche Rente nicht zusätzlich.
Einordnung
Die sogenannte ‚Aktivrente ist eigentlich ein Steuerbonus für Menschen, die im Rentenalter weiter arbeiten. Sie können 2.000 Euro monatlich zusätzlich ohne steuerliche Abgaben verdienen – ihre Rentenbezüge bekommen sie weiterhin. Die Beiträge in den Sozialen Netzwerken beziehen sich auf eine falsche Aussage des CDU-Politikers Hendrik Hoppenstedt in einer Phoenix-Sendung. Er hat den Fehler nach seinem Auftritt korrigiert.

Faktensammlung


Ein Video-Ausschnitt einer Phoenix-Sendung verbreitet sich in den Sozialen Netzwerken: Darin erklärt der CDU-Politiker Hendrik Hoppenstedt, worum es bei dem neuen Modell der sogenannten Aktivrente gehe. Der entscheidende Satz fällt nach einer Frage der Moderatorin: „Wie entlastet das denn die Rentenkasse?“ Darauf antwortet Hoppenstedt: „Ja, weil erstmal die Rentenzahlung nicht einsetzt. Ich kriege ja keine Rente wenn ich weiter verdiene.“

Hoppenstedt spricht als parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU für den größeren Koalitionspartner der aktuellen Bundesregierung. Der Ausschnitt aus der Sendung mit seiner Antwort erreicht Hunderttausende. „Vorsicht Falle“, heißt es in einem X-Beitrag über die Aktivrente, ein Instagram-Beitrag bezeichnet das Modell als „Rentenlüge“, ein anderer als „Rentenbetrug“. Manche Beiträge zeigen neben dem Ausschnitt die Beschreibung auf einer CDU-Seite: Dort heißt es, die Aktivrente sei die Möglichkeit, im Alter steuerfrei 2.000 Euro im Monat hinzuzuverdienen. Dem widerspricht die Aussage von Hoppenstedt zunächst.


Wir haben zunächst nach dem Ursprung des Ausschnitts gesucht. Mit dem Namen von Hoppenstedt und den Stichworten „Aktivrente“ und „Talkshow“ findet sich auf Youtube und in der ARD-Mediathek die ganze Sendung. Sie ist Teil des Phoenix-Formats „Unter den Linden“ und wurde am 2. Juni 2025 unter dem Titel „Ohne Fleiß kein Preis – Mehr Arbeit und Verzicht für den Aufschwung?“ ausgestrahlt. Neben Hoppenstedt war die Parteivorsitzende der Linken, Ines Schwerdtner, zu Gast, die Moderatorin heißt Michaela Kolster.

Der Ausschnitt ist authentisch, die Aussage des CDU-Politikers ist bei Minute 36:50 zu hören. Was in den kurzen Ausschnitten fehlt, ist die Reaktion der Moderatorin. Kolster sagt bei Minute 37:45: „Ich hatte das bisher so verstanden, dass das ein Zuverdienst ist. Aber gut, dass sie das nochmal klargestellt haben.“


Die Aktivrente hatten die Koalitionspartner CDU, CSU und SPD bereits im Koalitionsvertrag miteinander vereinbart. Auf Seite 20 des Vertrags heißt es dazu: „Arbeiten im Alter machen wir mit einer Aktivrente attraktiv. Wer das gesetzliche Rentenalter erreicht und freiwillig weiterarbeitet, bekommt sein Gehalt bis zu 2.000 Euro im Monat steuerfrei.“

Nach den Plänen der Regierung soll das entsprechende Gesetz im Januar 2026 in Kraft treten. Darüber muss der Bundestag aber noch abstimmen – das steht am 5. Dezember 2025 an. Am selben Tag gibt es auch weitere Abstimmungen zum sogenannten Rentenpaket – manche von ihnen werden kontrovers diskutiert, auch innerhalb der Regierungsparteien.

koalitionsvertrag2025.de
bundestag.de
zeit.de


Wie kam es also zu der Aussage von Hoppenstedt? Eine Stichwortsuche bei Google führt zu einem Artikel der Frankfurter Rundschau mit dem Titel: „Verwirrung um Aktivrente: CDU muss Aussagen korrigieren“ vom 4. Juni 2025, also zwei Tage nach der Phoenix-Sendung. Darin ist ein Instagram-Post von Hoppenstedt verlinkt, der seine Aussage als Fehler bezeichnet: „Ich habe mich in der Hitze des verbalen Gefechts schlicht vertan und bitte das zu entschuldigen“, steht in der Beschreibung. Der Beitrag ist auf dem Instagram-Profil des Politikers weiterhin zu finden.

Auch CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann korrigierte die Aussage seines Parteikollegen: „Bei der Aktivrente muss man nicht auf gesetzliche Rente verzichten. Im Gegenteil: Der Bezug der gesetzlichen Rente ist Voraussetzung für die Aktivrente“, sagte er der Welt. Auch die Deutsche Rentenversicherung stellt auf ihrer Webseite klar: Die Aktivrente habe grundsätzlich keinen Einfluss auf die Leistungen der gesetzlichen Rentenversicherung: „Vielmehr ist die ‚Aktivrente‘ eine Art Steuerbonus.“

fr.de
archive.is
welt.de
deutsche-rentenversicherung.de


Diese Faktensammlung haben Mitglieder der Faktenforum-Community recherchiert. Redaktion: Viktor Marinov; Redigatur: Sara Pichireddu