Gesellschaft

Videos ansehen und Geld verdienen? Diese Option gibt es nicht auf Tiktok

Tiktok-Videos zeigen angeblich, wie man in der App Geld verdienen kann, indem man sich Videos anschaut. Dahinter steckt eine Masche, deren Betreiber wohl versuchen, über Affiliate-Programme Geld zu verdienen.

von Kimberly Nicolaus

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Auf Tiktok gibt es aktuell keine Funktion, mit der man Videos ansehen und Geld verdienen kann (Foto: Ritzau Scanpix / Ida Marie Odgaard / Picture Alliance)
Behauptung
Auf Tiktok könne man Geld verdienen, indem man sich Videos anschaut.
Bewertung
Falsch. Laut Tiktok gibt es keine solche Funktion. Dahinter steckt eine Masche, mit der wohl versucht wird, über Affiliate-Programme Geld zu verdienen.

Ginge es nach zahlreichen Tiktok-Videos, würde es eine sehr einfache Möglichkeit geben, um Geld zu verdienen: Einfach nur Tiktok-Videos anschauen. Dafür müsse man in der Tiktok-App die Option „Videos ansehen & Geld verdienen“ aktivieren. Die Videos zeigen auch, wo die Option in der App angeblich zu finden ist. 

CORRECTIV.Faktencheck fand bei einer stichprobenartigen Suche 87 solcher Tiktok-Videos auf Deutsch, Englisch, Niederländisch, Italienisch, Französisch und Polnisch. Sie erreichten mehr als 43 Millionen Aufrufe – das Ausmaß ist mutmaßlich noch größer.

Solche Videos mit der Falschbehauptung, dass man auf Tiktok Geld durch das Anschauen von Videos verdienen könne, kursieren dutzendfach auf Tiktok (Quelle: Tiktok; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Solche Videos mit der Falschbehauptung, dass man auf Tiktok Geld durch das Anschauen von Videos verdienen könne, kursieren dutzendfach auf Tiktok (Quelle: Tiktok; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)

In den Kommentaren schreiben manche, dass sie die Option in der Tiktok-App nicht finden können. Auch bei uns taucht sie nicht auf. Das ist nicht verwunderlich, laut dem Unternehmen gibt es keine solche Option in der Tiktok-App. 

Tiktok-Videos mit Falschbehauptung leiten auf unseriöse Webseiten

Stattdessen versuchen die Tiktok-Accounts hinter den Videos Nutzerinnen und Nutzer aus der Tiktok-App auf eine andere Webseite zu locken. 

Wer in der Kommentarspalte nachfragt, wie das mit dem Geld verdienen funktionieren soll, erhält in der Regel als Antwort einen Screenshot einer Internetadresse. CORRECTIV.Faktencheck konnte sieben unterschiedlichen Adressen ausfindig machen. Manche davon sind nicht mehr abrufbar. Die verbliebenen weisen kein Impressum auf – ein Hinweis auf fehlende Seriosität. Teilweise heißt es im Kleingedruckten auf den Webseiten auch: „Nicht mit Tiktok verbunden.“ 

So sah eine der unseriösen Webseiten ohne Impressum aus (Stand: 19. Dezember 2025), mittlerweile ist sie nicht mehr abrufbar (Quelle: tikblick.com; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)
So sah eine der unseriösen Webseiten ohne Impressum aus (Stand: 19. Dezember 2025), mittlerweile ist sie nicht mehr abrufbar (Quelle: tikblick.com; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Wer seinen Tiktok-Nutzernamen auf den Webseiten angibt, dem wird ein hoher Verdienst in Aussicht gestellt. Doch im Anschluss wird man auf Seiten weitergeleitet, die nichts mit Tiktok zu tun haben: darunter eine Webseite, über die offenbar Boxershorts verkauft werden, eine Online-Shopping-Plattform namens Oobyte, der Browser-Anbieter Opera GX oder die Umfrageplattform Ipsos iSay des Marktforschungsunternehmens Ipsos in Hamburg.

Betroffene Unternehmen wussten laut Eigenangaben nichts von Verlinkungen

Wir haben Oobyte, Opera und Ipsos gefragt, ob ihnen die Verlinkung zwischen ihren Webseiten und den Tikok-Videos mit dem falschen Versprechen, man könne schnelles Geld verdienen, bekannt ist. 

Alle drei Unternehmen antworten uns, dass sie nichts von der Verlinkung gewusst hätten und dass dies ein Verstoß gegen ihre Richtlinien darstelle. Alle drei geben an, dass die Links zu ihren Seiten über einen Drittanbieter beziehungsweise als sogenannte Affiliate-Links gelaufen seien. Durch solche Links lässt sich nachvollziehen, über welche Partner Werbeanzeigen geschaltet wurden und folglich Daten eingegeben oder Käufe getätigt wurden. Wer sie teilt, kann an Klicks mitverdienen.

  • Umfrageinstitut Ipsos: Wie ein Sprecher von Ipsos erklärt, arbeite das Umfrageinstitut mit zahlreichen Anbietern zusammen, um Panel-Teilnehmende zu rekrutieren. Für entsprechende Anzeigen gebe es klare Richtlinien, irreführende Anzeigen seien verboten. Man überprüfe seine Vertragspartner, könne aber nicht jede einzelne Anzeige prüfen. Weiter schreibt der Sprecher: „Wir haben eine sofortige Einstellung dieser Art von Werbung in unserem Namen veranlasst […]“.  Ipsos wolle künftig die Qualitätskontrolle seiner Dienstleister und deren Subunternehmer besser und engmaschiger durchführen. Dieser Fall sei auf das Unternehmen W Digital mit Sitz in den Niederlanden zurückzuführen. Auf eine Anfrage reagierte das Unternehmen bis zur Veröffentlichung des Artikels nicht.
  • Oobyte: Das Support-Team von Oobyte schreibt, es habe die Quelle untersucht und sie aus dem Affiliate-Programm entfernen lassen. Oobyte sagt, der Link sei über die Marketingplattform Impact generiert worden. Eine Anfrage von uns an Impact blieb unbeantwortet.
  • Opera: Seitens Opera heißt es, das Unternehmen habe ein Partnerprogramm, bei dem sich Dritte registrieren und einen Partnerlink erhalten könnten. Man könne nicht immer kontrollieren, mit wem diese Dritten zusammenarbeiten würden.

Die unseriöse Webseite, die Nutzerinnen und Nutzer mal zu Ipsos und mal zu Oobyte weiterleitet, ist inzwischen nicht mehr abrufbar. Die Seite, die unter anderem zu der Seite von Opera führt, hingegen schon (Stand: 23. Dezember 2025). 

Nach Anfrage bei Tiktok sind manche Videos nicht mehr abrufbar

Bei Tiktok spricht man von der Masche auf Anfrage von einem „Betrug“. Solche Accounts könnten laut den Community Richtlinien gesperrt werden.

Die Accounts, die CORRECTIV.Faktencheck an Tiktok beispielhaft in einer Anfrage mitgeschickt hat, waren unmittelbar danach nicht mehr abrufbar. Zehn andere Accounts sind dagegen weiterhin online. Anfragen an einzelne Accounts blieben unbeantwortet (Stand: 23. Dezember 2025).

Redigatur: Paulina Thom, Gabriele Scherndl

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