Nein, das Frontex-Video zeigt nicht, wie die Menschen von der „Sea-Watch 3“ in Seenot gerieten
Ein Video der Grenzschutzagentur Frontex soll zeigen, dass die Menschen, die von der „Sea-Watch 3“ auf dem Mittelmeer an Bord genommen wurden, vorher aus einem größeren Schiff in ein kleines Boot umgestiegen sind. Das Video zeigt aber einen anderen Fall.
Ein Video auf Youtube, das am 9. Juli 2019 veröffentlicht und innerhalb von zwei Wochen mehr als 10.000 Mal angesehen wurde, soll angeblich zeigen, wie die Flüchtlinge und Migranten von der „Sea-Watch 3“ in Seenot gerieten. Das Video trägt die Überschrift „Frontex Drohne beweist, wie die Carola Rakete Seenot Flüchtlinge in Seenot gerieten“. Im Text darunter steht: „Ein Originalvideo der europäischen Grenzschutzagentur FRONTEX vom 22.6.2019 zeigt, wie die Menschenschlepper Carola Rakete heute vorgehen. (…) Die Schlepper deutsche Schlepperin Carola Rakete wurden vor der Küste der italienischen Insel Lampedusa gestellt und verhaftet.“ Auf Facebook wurde das Youtube-Video rund 600 Mal geteilt.
CORRECTIV hat den Hintergrund des Videos bereits in einem früheren Faktencheck geprüft. Es stammt von Frontex. Schon das Datum – 22. Juni – deutet aber darauf hin, dass es sich bei den Menschen darin nicht um die Migranten und Flüchtlinge von der „Sea-Watch 3“ handeln kann. Denn Sea-Watch meldete bereits am 12. Juni via Twitter die Bergung von 52 Menschen aus einem Boot „47 Meilen vor Zawiya, Libyen“.
Anschließend war das Schiff bis zum Einlaufen auf Lampedusa am 29. Juni auf dem Mittelmeer unterwegs und wartete vergeblich auf eine Erlaubnis, einen Hafen in Italien anzulaufen. Kapitänin Carola Rackete wurde von der italienischen Polizei verhaftet, inzwischen ist sie jedoch wieder frei.
Das Drohnenvideo wurde erst am 22. Juni von Frontex auf Twitter hochgeladen. Es zeigt ein Fischerboot, das ein kleineres Boot hinter sich herzieht. Als es stoppt, steigen aus seinem Bauch Menschen in das kleine Boot um, anschließend fährt das Fischerboot weg. Dazu schrieb die Grenzschutzagentur, das kleine Boot sei in „italienischen Gewässern“ aufgefunden worden. Auch auf Youtube ist das Video auf dem offiziellen Kanal von Frontex zu finden.
Ein Sprecher der Grenzschutzagentur, Krzysztof Borowski, bestätigte CORRECTIV bereits im Juni auf Nachfrage per E-Mail, das Fischerboot sei vermutlich in Libyen gestartet und in Richtung der italienischen Insel Lampedusa unterwegs gewesen. Die Menschen in dem kleinen Holzboot seien in italienischen Gewässern von den Behörden aufgegriffen und sicher nach Lampedusa gebracht worden. Die mutmaßlichen Schmuggler seien verhaftet worden.
Inzwischen wurde das Video von Youtube entfernt, mit der Begründung, es verstoße gegen die Richtlinien zu Hassreden.