Dieses Foto zeigt keine Landwirte, die die griechische Grenze „gegen Migranten verteidigen“ wollen
Auf Twitter wird behauptet, Bauern in Griechenland würden mit ihren Treckern an die Grenze fahren, um Flüchtlinge und Migranten daran zu hindern, ins Land zu gelangen. Das gezeigte Foto ist jedoch von 2016.
Ein Foto einer langen Traktoren-Kolonne soll angeblich zeigen, dass Bauern in Griechenland die Grenze mit ihren Fahrzeugen gegen Flüchtlinge und Migranten blockieren wollen. Es wird derzeit von zahlreichen Nutzern auf Twitter verbreitet.
In Deutschland teilte die Behauptung unter anderem der Twitter-Nutzer „Hartes Geld“ am 1. März mit dem Kommentar: „In Griechenland rücken die Bauern aus, um ihr Land vor einfallenden Migranten zu verteidigen.“ Dieser Beitrag wurde mehr als 800 Mal auf Twitter geteilt.
Das geteilte Foto ist jedoch mindestens von 2016.
Am 29. Februar hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan laut Medienberichten verkündet, die Türkei habe ihre Grenzen zu Griechenland und Bulgarien für Flüchtlinge geöffnet. Viele Flüchtlinge und Migranten versuchen laut Flüchtlingskommissariat der UN seitdem, nach Griechenland zu gelangen. Es kursieren zahlreiche Fotos und Videos im Netz, die angeblich die Lage vor Ort zeigen sollen.
Das Foto von den Traktoren ist jedoch in einem ganz anderen Kontext entstanden. Wir fanden es mit Hilfe der Bildersuchmaschine Tineye in einem Artikel einer griechischen Webseite vom 31. Januar 2016. Darin geht es um Proteste von griechischen Bauern gegen die Regierung von Alexis Tsipras.
Tatsächlich gab es laut Medienberichten Anfang 2016 Proteste von Landwirten in Griechenland gegen geplante Steueranhebungen und Rentenreformen. Sie blockierten unter anderem Straßen. Ob das Foto wirklich aus diesem Kontext stammt, können wir nicht abschließend prüfen, da nirgends ein Fotograf oder eine Quelle angegeben wird. Fest steht jedoch, dass es nichts mit den aktuellen Vorfällen an der türkisch-griechischen Grenze zu tun hat.
Ein Bauernverband bot offenbar Hilfe an
Auch die Webseite Wochenblick behauptet in einem Artikel vom 1. März, die Bauern würden die Grenze verteidigen. Es klingt so, als geschehe dies bereits. Wochenblick beruft sich auf einen griechischen Medienbericht. Darin heißt es aber nur, eine Landwirtschaftsorganisation aus Alexandroupolis habe ihre Hilfe beim Grenzschutz angeboten, falls der Staat danach fragen sollte. Die Quelle ist ein Facebook-Beitrag der Alexandroupolis Agricultural & Livestock Association vom 29. Februar.
Über dieses Angebot berichtet auch Tichys Einblick am 2. März. Und so lässt sich auch der Tweet interpretieren, den der Nutzer „Hartes Geld“ am 1. März als Anlass für die Behauptung, die Bauern würden aktuell zur Grenze fahren, nahm: Es ist ein englischsprachiger Tweet eines griechischen Journalisten, in dem es heißt, griechische Farmer seien „bereit, die Grenze zu blockieren“.
Update, 4. März: Dieser Faktencheck bezieht sich auf das Foto und die Lage am 1. März, als der Tweet veröffentlicht wurde. Am 3. März veröffentlichte eine griechische Webseite namens Azinlikca einen Bericht, dass Bauern die Einsatzkräfte an der Grenze mit den Scheinwerfern ihrer Traktoren unterstützen würden. Auch die Seite Kathimerini berichtete am 3. März, die Landwirte würden Unterstützung leisten.