Faktencheck

Ja, dieses Foto von Spritpreisen einer Tankstelle ist echt

Auf Facebook wird aktuell ein Foto einer Anzeigetafel mit hohen Spritpreisen geteilt. Darunter steht der Kommentar: „Weiter schön die Grünen wählen.“ Das Foto ist echt, die Kraftstoffpreise sind seit Anfang des Jahres gestiegen. Grund dafür sind jedoch neben Beschlüssen der Bundesregierung vor allem der gestiegene Rohölpreis.

von Uschi Jonas

Dieses Foto einer Spritpreis-Anzeige wurde mehr als 10.000 Mal auf Facebook geteilt.
Dieses Foto einer Spritpreis-Anzeige wurde mehr als 10.000 Mal auf Facebook geteilt. (Quelle: Facebook / Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Ein Foto zeige eine aktuelle Spritpreis-Anzeige.
Bewertung
Größtenteils richtig
Über diese Bewertung
Größtenteils richtig. Das Foto ist echt und zeigt aktuelle Preise vom 15. März. Gründe für den Preisanstieg sind der gestiegene Ölpreis, die CO2-Abgabe und die wieder auf 19 Prozent angehobene Mehrwertsteuer.

Das nenn ich nur noch Abzocke, schreibt ein Facebook-Nutzer zum Foto der Spritpreis-Anzeige einer Tankstelle. Der Liter Diesel-Kraftstoff kostete demnach rund 1,66 Euro, der Preis für einen Liter „Super“ lag bei rund 1,86 Euro. Heute am Hasselberg. Weiter schön die Grünen wählen, steht zudem auf dem Bild, das am 15. März auf Facebook veröffentlicht und bereits mehr als 10.000 Mal geteilt wurde.

Unseren Recherchen zufolge ist das Foto echt. Ursache für die hohen Preise sind vor allem der gestiegene Rohölpreis, aber auch Beschlüsse der Bundesregierung. 

Das Foto zeigt eine Shell-Tankstelle an der A7 in Hasselberg Ost

Zunächst haben wir versucht, die fotografierte Tankstelle ausfindig zu machen. Es handelt sich offensichtlich um eine Shell-Tankstelle, worauf das rot-gelbe Dach der Tankstelle hindeutet. Zudem sind die Spritmarken V-Power Racing“ und V-Power Diesel“, die auf der Tafel zu sehen sind, Kraftstoffbezeichnungen von Shell. Passend zu dem Hinweis „Heute am Hasselberg“ haben wir eine Shell-Tankstelle an der A7 an der Autobahnraststätte Tank & Rast Raststätte Hasselberg Ost in Hessen gefunden.

Wir haben bei der Shell Deutschland Oil GmbH nachgefragt, ob das Foto authentisch ist. Sie antwortete uns am 22. März: Das gezeigte Bild für den Standort Hasselberg Ost an diesem Tag ist korrekt, aktuell jedoch schon nicht mehr repräsentativ, da das Preisniveau aufgrund sinkender Beschaffungskosten fällt. Kostete die Tonne Diesel am Spotmarkt in Rotterdam am 14.3. noch 549 Dollar, waren es am 21.3. nur noch 508 Dollar. Aktuell liegen die Spritpreise der besagten Tankstelle auf einem ähnlich hohen Niveau.

Der Benzinpreis sei im Bundesdurchschnitt seit Jahresbeginn um rund 14 Cent je Liter gestiegen, der Dieselpreis um 11 Cent. Dass die Kraftstoffpreise seit Monaten gestiegen sind, belegen auch Zahlen von Statista, zum Beispiel für Diesel oder Super E10. Seit dem 24. März sinken die Preise jedoch wieder, wie der Allgemeine Deutsche Automobilclub (ADAC) berichtet.

Ausschnitt aus der E-Mail der Shell-Sprecherin (Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)
Ausschnitt aus der E-Mail der Shell-Sprecherin (Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Ein Grund für den Preisanstieg von Benzin und Diesel ist die CO2-Abgabe auf Kraftstoffe

Für die steigenden Preise gibt es vor allem drei Gründe. Ein Grund ist die im Januar 2021 in Kraft getretene CO2-Abgabe auf Kraftstoffe.

Im Rahmen des Klimaschutzprogramms hatte die Bundesregierung 2019 beschlossen, eine CO2-Bepreisung für Verkehr und Wärme ab 2021 einzuführen. Im Oktober 2020 stimmte der Bundestag mit den Stimmen von Union, SPD und Grünen einem Gesetz zu, das eine höhere CO2-Abgabe auf Kraftstoffe einführte, als ursprünglich angedacht. 

Die Bundesregierung schrieb dazu im November 2020: Der neue CO2-Preis wird den Verbrauch von fossilen Heiz- und Kraftstoffen teurer machen. Damit wird die Nutzung klimaschonender Technologien wie Wärmepumpen und Elektromobilität, das Sparen von Energie und die Nutzung erneuerbarer Energie lohnender. 

Im Januar 2021 trat der CO2-Preis auf Kraftstoffe erstmals in Kraft. Unternehmen, die diese fossilen Kraftstoffe auf den Markt bringen, müssen seit Januar entsprechende Emissionszertifikate erwerben, wodurch sich für die Verbraucherinnen und Verbraucher ebenfalls die Preise erhöhten.

Das Handelsblatt schrieb bereits am 15. Januar, das bedeute, dass der Benzinpreis um rund 7 Cent pro Liter steige, für Diesel seien es rund 8 Cent. Laut ADAC verteuerte sich der Liter Super E10 durch die CO2-Steuer über den Jahreswechsel im Durchschnitt um 7,7 Cent und der Liter Diesel um 7,6 Cent. 

Als zweite Ursache für die gestiegenen Preise nennen die Shell-Sprecherin, aber auch Experten die Tatsache, dass die auf Kraftstoffe erhobene Mehrwertsteuer zum 1. Januar 2021 wieder von 16 auf 19 Prozent angehoben wurde. Die Bundesregierung hatte eine befristete Senkung der Mehrwertsteuer vom 1. Juli bis zum 31. Dezember 2020 beschlossen, um der Konjunktur neuen Schub zu geben. Laut ADAC lässt das die Benzin- und Dieselpreise zusätzlich um ein paar Cent steigen.

Der ADAC sieht gestiegene Rohölpreis als Hauptgrund für den Anstieg der Spritpreise

Der dritte Grund ist laut Experten der gestiegene Ölpreis. Dazu schreibt die Shell-Sprecherin: Er stieg von 51 auf knapp 65 US-Dollar je Barrel (159 Liter) seit Anfang Januar. Und schließlich hat der Euro gegenüber dem US-Dollar an Wert verloren (von 1,23 auf 1,19 Dollar je Euro), was den Einkauf von Öl im Euroraum zusätzlich teurer machte. Hinter dem Ölpreisanstieg stecke vor allem die Hoffnung, dass das Wachstum der Weltwirtschaft gegenüber der Corona-Pandemie im Jahresverlauf wieder die Oberhand gewinne. 

Vom ADAC und in der medialen Berichterstattung wird der hohe Ölpreis seit Februar als Hauptgrund für steigende Kraftstoffpreise genannt. Am 10. März 2021 schreibt der ADAC in einer Mitteilung, der Benzinpreis kenne seit Wochen nur eine Richtung – nach oben und: Der erneute Anstieg ist auf die deutlich gestiegenen Rohölpreise zurückzuführen.

Redigatur: Sarah Thust, Till Eckert

Update 26. Oktober 2021: Wir haben weitere Erklärungen zur CO2-Bepreisung ergänzt.