von Marc Engelhardt, Abdalle Ahmed Mumin, Bettina Rühl, Assia Shidane
13. Dezember 2022
Als die schwer bewaffneten Islamisten das Hotel in der somalischen Hauptstadt stürmten, flohen dort versammelte Regierungsmitglieder aus den Fenstern. Mehr als 12 Stunden hielten die Kämpfer von Al-Shabaab um die 60 Menschen in ihrer Gewalt, Anwohner berichteten von Explosionen und Schüssen. Am Ende waren die Angreifer, ein Polizist und acht Zivilisten tot. Das Attentat Ende November ist nur eines von vielen, die Al-Shabaab in den vergangenen Monaten verübt hat. Einen Monat zuvor waren 120 Menschen gestorben, nachdem die Islamisten Autobomben vor dem Bildungsministerium gezündet hatten. Die Regierung hat Al-Shabaab den Kampf angesagt. Nach einem besonders schweren Attentat mit 587 Toten im Jahr 2017 kündigte der damalige Präsident Mohamed Abdullahi Mohamed an, Al-Shabaab im ganzen Land zu besiegen. Sein Nachfolger Hassan Sheikh Mohamud erklärte kurz nach seiner Wahl im August dieses Jahres, er plane einen „totalen Krieg“ gegen die Terroristen, mit Bombardements, Angriffen am Boden und aus der Luft. Tatsächlich hat die somalische Armee gerade erst eine strategisch wichtige Stadt zurückerobert. Doch das ist nicht die ganze Wahrheit, wie eine CORRECTIV-Recherche aufdeckt. Wenn es stimmt, was Beteiligte uns berichten, dann haben Regierende und Terroristen gemeinsame Interessen – ein schmutziges Geschäft, an dem beide Seiten mitverdienen: Der millionenschwere Handel mit Holzkohle, die aus den rapide schwindenden Akazienwäldern des Sahelstaats am Horn von Afrika hergestellt und ins Ausland exportiert wird. Mit den Vorwürfen konfrontiert, reagierte das somalische Informationsministerium nicht auf die Ergebnisse unserer Recherchen.