Sepp Blatter: „Bei der Bekämpfung des Dopings hinken wir hinterher.“
Der Fußball habe ein Dopingproblem. Die FIFA hinke bei dessen Bekämpfung hinterher, vor allem im Wettlauf um die Nachweisbarkeit neuer Mittel. Deutschland brauche ein Anti-Doping Gesetz. Erst dann könne die Dopingproblematik im Fußball gezielt angegriffen werden. FIFA-Boss Sepp Blatter hat diese Woche einige Aussagen gegen seinen eigenen Sport rausgehauen.
Am Montag veranstaltete DIE ZEIT in Zürich ein öffentliches Gespräch mit Sepp Blatter, was von Chefredakteur Giovanni di Lorenzo geführt wurde. Auszüge des Interviews finden sich in der aktuellen Ausgabe der ZEIT.
Liest man das Interview ohne den Namen, könnte man denken, es spreche ein echter Dopingkritiker. Tatsächlich äußert sich Sepp Blatter, Präsident des Weltfußballverbandes FIFA. Im Anti-Doping Kampf „hinken wir hinterher“, gibt Blatter zu Protokoll. Eine richtige Lösung habe man noch nicht gefunden. Allerdings erwähnt er dabei nicht das löchrige Kontrollsystem im weltweiten Fußball, sondern verlagert das Problem auf die WADA, die im Kampf gegen die immer wieder neuen Produkte der Pharmaindustrie, nicht hinterherkomme.
In der letzte Woche durfte DFB-Teamarzt Tim Meyer nach unserer Recherche über verdächtige Blutwerte in der Bundesliga ebenfalls in der ZEIT Stellung nehmen. In diesem Interview sprach sich Meyer dafür aus, dass die Kontrollhoheit in Deutschland an unabhängige Institutionen übergeben werden sollte, wobei er nicht erwähnte, dass der DFB dann mehr Geld an die NADA überweisen müsste. Darauf angesprochen, gibt sich Blatter ahnungslos, spricht sich aber für ein Anti-Doping Gesetz in Deutschland aus. Blatter glaubt, erst „dann kann die Nationale Anti-Doping Agentur (NADA) richtig loslegen.“ Mit einer neuen stattlichen Gesetzgebung könne der Fußball „genauso wie die Leichtathletik“ überrollt werden, formuliert Blatter.
Man darf davon ausgehen, dass der Kommunikationsexperte Sepp Blatter genau weiß, warum er wie formuliert. Insbesondere seine letzte Aussage zeugt aber von Unkenntnis. Der NADA rief erst diese Woche in einer Pressemitteilung nach mehr Geld, da sonst 2014 das Budget um etwa 20 Prozent gekürzt werden müsste. Zunächst fehlt der Agentur Geld und kein neues Gesetz. Mit einer schärferen staatlichen Gesetzgebung könne die NADA sicherlich umfangreicher mit staatlichen Ermittlungsbehörden kooperieren, aber die eigene Gesetzgebung bleibt auch dann die Sportgerichtsbarkeit.
Fußballdoping zwei Wochen hintereinander mit großen Interviews in der Zeit. Sehr schön. Andererseits: Mit Interviews, nicht mit Recherchen. Viele von Meyers und Blatters Aussagen hätte man in Artikeln schön gegenchecken können. Was bleibt: Das Thema Doping im Fußball zieht an.