Nein, diese Bilder belegen nicht, dass das Krematorium im KZ Auschwitz erst nach dem Krieg gebaut wurde
Am 20. Februar 2019 veröffentlichte eine Facebook-Nutzerin eine Bildcollage, die suggeriert, in Auschwitz habe es keine Gaskammer gegeben. Erst nachträglich, im Jahr 1946, sei ein Schornstein gebaut worden. Warum das nicht stimmt, erklärt unser Faktencheck.
In diesem Faktencheck geht es um folgende Behauptung:
- Der Schornstein im KZ Auschwitz stehe erst seit dem Jahr 1946 auf dem Gebäude. Implizit wird behauptet, es habe keine Krematorien und/oder Gaskammern im KZ Auschwitz unter den Nationalsozialisten gegeben.
Das Ergebnis unseres Faktenchecks:
Worum geht es?
Am 20. Februar 2019 veröffentlichte eine Facebook-Nutzerin eine Bildcollage, die suggeriert, in Auschwitz habe es keine Gaskammer gegeben. Erst nachträglich, im Jahr 1946, sei ein Schornstein gebaut worden.
Was stimmt?
Auf eine Presseanfrage von Checkjetzt zu dem Bild, antwortete die Pressestelle der Gedenkstätte des ehemaligen deutschen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau folgendermaßen: „Was Sie uns zugesandt haben ist ein von Holocaustleugnern erstelltes Meme, das fälschlicherweise versucht zu beweisen, dass es in Auschwitz I kein Krematorium gegeben habe.“
Weiter führt die Pressestelle aus: „Vor dem Krieg diente das Gebäude als Munitionsbunker. Nachdem die Nazis dort das Konzentrationslager Auschwitz I errichteten, nutzte die SS das Gebäude vom 15. August 1940 bis Juli 1943 als Krematorium.“ Im Herbst 1941, sei der größte Raum des Gebäudes, der als Leichenhalle entworfen gewesen sei, zur ersten Gaskammer in Auschwitz umfunktioniert worden. „Dort wurden tausende Juden mit Zyklon B von der SS ermordet […]. Sowjetische Kriegsgefangene und kranke Gefangene seien dort ebenfalls auf diese Weise ermordet worden.
Zu dem Schornstein schreibt die Pressestelle, die deutsche Firma Topf und Söhne aus Erfurt habe alle in Auschwitz errichteten Schornsteine geliefert. Ursprünglich sei das Krematorium Auschwitz I mit drei doppelten Schornsteinen ausgestattet gewesen. Nach der Errichtung von zwei weiteren Gaskammern in Auschwitz II – Birkenau im Frühling und Sommer 1942 hätten die Nazis die Vergasungen in der ersten Gaskammer in Auschwitz I gestoppt.
Weiter schreibt die Pressestelle: „Als die Nazis im Juli 1943 die Bauarbeiten an den insgesamt vier speziell angefertigten Gaskammern mit dazugehörigen Krematorien in Auschwitz II-Birkenau beendeten, stellten sie auch die Verbrennung von Leichen im Krematorium Auschwitz I ein. Das Gebäude diente ab Juli 1943 als Lager und Luftschutzbunker der SS. Die Verbrennungsöfen, Schornsteine und Teile der Mauern wurden abgerissen und die Löcher im Dach der Anlage, durch die die SS Zyklon B in die Kammer leitete, wurden versiegelt. Aus diesem Grund sind auf Bildern, die direkt nach dem Krieg aufgenommen wurden, keine Schornsteine mehr zu sehen. Nach dem Krieg entschieden sich die Überlebenden dazu, zwei Verbrennungsöfen und den Kamin mit Originalmaterial zu rekonstruieren. um Besuchern die Möglichkeit zu geben, das Originalgebäude zu sehen, wo die erste Gaskammer eingerichtet wurde“.
Die Pressestelle weist außerdem darauf hin, dass das untere Bild der Bildcollage nicht von 1946 stammt und darauf ein Mülleimer zu sehen sei, der in der Gedenkstätte bis 2018 dort gestanden habe.