Nein, dieser Milliardär will nicht 15 Prozent des Planeten kaufen, um ihn zu schützen
Ein Artikel auf der Webseite „Unser Planet“ suggeriert, ein Milliardär wolle 15 Prozent des Planeten kaufen, um ihn zu schützen. Das ist eine falsche Schlussfolgerung. Wie er tatsächlich in Umweltschutzmaßnahmen investieren möchte, wird im Verlauf des Artikels korrekt wiedergegeben.
In diesem Faktencheck geht es um Folgendes:
Am 14. Juli 2019 veröffentlichte die Website Unser Planet einen Artikel mit zwei Behauptungen:
- Ein Milliardär wolle 15 Prozent des Planeten bis zum Jahr 2030 kaufen, um ihn zu schützen.
- Hansjörg Wyss habe 450 Millionen US-Dollar für den Schutz von 40 Millionen Hektar Land und Wasser gespendet.
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Das Ergebnis unseres Faktenchecks:
Die Behauptungen sind teilweise falsch.
Behauptung 1
Ein Milliardär wolle 15 Prozent des Planeten bis zum Jahr 2030 kaufen, um ihn zu schützen.
Was stimmt?
Nein, der Milliardär Hansjörg Wyss – von dem im Artikel die Rede ist – will nicht 15 Prozent des Planeten bis zum Jahr 2030 kaufen.
Laut einem persönlichen Statement, das der Schweizer Milliardär Hansjörg Wyss im Oktober 2018 in der New York Times veröffentlichte, plane er „in den nächsten zehn Jahren eine Milliarde US-Dollar zu spenden, um Umweltschutzmaßnahmen an Land und zu Wasser weltweit voranzubringen“. Ziel sei es, dass im Jahr 2030 etwa 30 Prozent der Erdoberfläche geschützt sind.
Da nach UN-Informationen bisher etwa 15 Prozent der Erdoberfläche zu Schutzzonen erklärt worden sind, beträgt die Differenz zu seinem Ziel demnach weitere 15 Prozent.
Hansjörg Wyss möchte diesen Anteil jedoch nicht selbst käuflich erwerben, sondern über seine Stiftung mit örtlichen Gemeinden, indigenen Gemeinschaften und Regierungen zusammenarbeiten, um Naturschutzgebiete zu schaffen und zu erhalten. Das hat uns Greg Zimmerman, Pressesprecher der Wyss Foundation, auf Anfrage schriftlich bestätigt.
Hansjörg Wyss ist Gründer der Wyss Foundation, eine gemeinnützige Stiftung mit Sitz in den USA. Mit Hilfe dieser Stiftung hat er nun die Wyss Campaign for Nature ins Leben gerufen, die das Vorhaben bündelt.
Auf Nachfrage von CORRECTIV teilt die Pressestelle der Wyss Foundation mit, dass die Kampagne zwei Hauptziele verfolge: Einerseits sollen die Regierungen der vereinten Nationen überzeugt werden, mehr Mittel zum Erhalt und zur Förderung von Schutzgebieten bereitzustellen. Des Weiteren will die Stiftung mit der örtlichen Bevölkerung und lokalen Behörden zusammenarbeiten, um Nationalparks und Meeresschutzgebiete auszubauen und zu erhalten.
Als Beispiel nennt Zimmerman die Kooperation der Wyss Kampagne mit einer lokalen Organisation in Argentinien, um Land im Aconquija-Nationalpark und -Reservat zu erwerben. Nach dem Kauf seien die Grundstücke der argentinischen Parkverwaltung (Administración de Parques Nacionales) gespendet worden und nun öffentlich zugänglich.
Diese und weitere Details werden auch im Artikel erwähnt. Lediglich die Überschrift ist irreführend formuliert.
Behauptung 2
Hansjörg Wyss habe 450 Millionen US-Dollar für den Schutz von 40 Millionen Hektar Land und Wasser gespendet.
Was stimmt?
Greg Zimmerman, Pressesprecher der Wyss Foundation, hat die Zahlen schriftlich bestätigt. Seit ihrer Gründung im Jahr 1998 habe Hansjörg Wyss etwa 450 Millionen US-Dollar in die Arbeit der Wyss Foundation investiert. Damit seien mehr als 40 Millionen Hektar Lebensraum für Wildtiere in Afrika, Europa sowie Nord- und Südamerika unter permanenten Schutz gestellt worden.
Fazit
Nein, der Milliardär Hansjörg Wyss will nicht 15 Prozent des Planeten bis zum Jahr 2030 kaufen. Das ist eine falsche Schlussfolgerung aus Informationen, die im weiteren Verlauf des Artikels richtig wiedergegeben werden: Durch seine Stiftung möchte er örtliche Regierungen dabei unterstützen, dass bis zum Jahr 2030 etwa 30 Prozent der Erdoberfläche zu Naturschutzgebieten erklärt worden sind. Zu diesem Zweck will er eine Milliarde US-Dollar investieren. Seit 1998 hat Wyss nach Angaben seiner Stiftung bereits 450 Millionen US-Dollar in Naturschutzprojekte investiert.
Von Matthias Schaar, Mitglied der Checkjetzt-Redaktion