Faktencheck

Nein, der Vater von Tobias R. aus Hanau ist kein Politiker oder Grünen-Mitglied

Nach dem rassistischen Anschlag in Hanau wird die Familiengeschichte des mutmaßlichen Täters diskutiert. Es wird angedeutet, sein Vater sei ein Politiker oder Mitglied der Grünen. Das stimmt nicht. 

von Alice Echtermann

Hanau Anschlag Kerzen
Kerzen zum Gedenken an den Anschlag in Hanau. (Foto: Michael Probst / AP / picture alliance)
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Teilweise falsch
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Teilweise falsch. Der Vater von Tobias R. ist kein „Grüner“. Er kandidierte 2011 einmal erfolglos für eine Beiratswahl, ohne Parteimitglied zu sein.

Die Seite PI-News behauptet, der Vater des mutmaßlichen Rechtsterroristen Tobias R. aus Hanau sei ein „Grüner“. Der Text vom 21. Februar wurde laut Daten von Facebook bereits 9.600 Mal geteilt. Auch die Seite MMNews schreibt am 22. Februar: „Hanau-Mörder: Vater ist Grüner“. 

In den Artikeln wird angedeutet, der Vater sei ein aktiver Politiker oder Mitglied der Grünen. Beides ist falsch. 

Vater ist kein Mitglied der Grünen

Der Vorstand der Hanauer Grünen veröffentlichte dazu am 23. Februar eine Pressemitteilung, in der es heißt, die Behauptungen, „dass der Vater des Täters Mitglied oder gar aktiver Politiker der Grünen sei“ entspreche nicht den Tatsachen. „Hans-Gerd R[…] ist und war kein Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen. Er kandierte 2011 ohne Mitgliedschaft bei den Grünen auf einer Ortsbeiratsliste für Kesselstadt (Anm. d. R.: Ortsteil von Hanau) und wurde nicht gewählt. Nach seiner Kandidatur gab es keinen Kontakt mehr zu Bündnis 90/Die Grünen.“

Ursprünglich hatte offenbar die Zeitung Hanauer Anzeiger in einem Bericht vom 20. Februar die Falschmeldung verbreitet, der Vater sei aktives Mitglied der Grünen. Die Redaktion hat den Artikel aber inzwischen korrigiert: „Er war nie Mitglied der Grünen. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.“

In dem Artikel von MMNews heißt es außerdem (unter Berufung auf einen Artikel der Bild), der Vater werde in Bezug auf den Anschlag in Hanau angeblich als „Beschuldigter“ geführt und es werde geprüft, ob er „tatbegünstigend“ gewirkt habe. Der Pressesprecher des Generalbundesanwalts, Markus Schmitt, teilt jedoch auf Nachfrage von CORRECTIV per E-Mail mit: „Im Zusammenhang mit dem Geschehen in Hanau sind bei der Bundesanwaltschaft gegen den Vater von Tobias R. keine Ermittlungen anhängig.“

Behörden vermuten rassistischen Anschlag in Hanau

Am 19. Februar gegen 22 Uhr erschoss der 43-jährige Tobias R. laut Generalbundesanwalt in Hanau neun Menschen und verletzte weitere Personen zum Teil schwer. Laut Medienberichten suchte er für seinen Anschlag zwei Shishabars in der Innenstadt auf. Die Behörden sprechen von starken Indizien auf einen rassistischen Anschlag. Bei einer Durchsuchung seiner Wohnung in der Nacht wurden R. und seine 72-jährige Mutter tot aufgefunden. Neben ihm habe seine Schusswaffe gelegen. Sein Vater sei unverletzt gefunden worden. 

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