Faktencheck

Berlin: Nein, dieses Foto zeigt keine Zerstörung durch die „Antifa“ am 29. August 2020

Ein Bild, das hundertfach bei Facebook geteilt wird, soll angeblich das Resultat heftiger Krawalle der „Antifa“ in Berlin zeigen. Angeblich hätten diese am selben Abend wie die großen Corona-Proteste stattgefunden. Das ist falsch: Das Foto ist von 2017, und es gab an dem Wochenende auch keine ähnlichen Vorfälle. 

von Alice Echtermann

Rigaer Straße Berlin
Dieses Foto wird in falschem Kontext auf Facebook verbreitet. Es stammt von 2017. (Screenshot: CORRECTIV)
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Falsch. Das Foto zeigt keine Krawalle in der Rigaer Straße am 29. August 2020. Es gab an diesem Tag in Berlin keine solchen Vorfälle. 

Auf Facebook wird ein Bild einer nächtlichen Straße verbreitet, auf der verbrannte Autos stehen. Es stamme aus der Rigaer Straße in Berlin von „gestern Abend“, so der Nutzer, der es am 30. August 2020 hochgeladen hat. „Nur mal so zum Vergleich“, schrieb die Person und setzte dazu den Hashtag #b2908, der auf die großen Proteste gegen die Corona-Maßnahmen am 29. August in Berlin verweist. Der Facebook-Beitrag wurde bereits knapp 800 Mal geteilt. 

Es wird also behauptet, am 29. August hätte „die Antifa“ die Rigaer Straße verwüstet, und dieses Foto zeige das Resultat. Das ist falsch.

Das Foto der Rigaer Straße ist von 2017

Mit einer Bilder-Rückwärtssuche bei der Suchmaschine Bing fanden wir das Foto in einem Facebook-Beitrag der Jungen Gruppe der Gewerkschaft der Polizei (GdP) Hamburg vom 18. Juni 2017. Der Text „Junge Gruppe GdP“ ist sogar in dem Facebook-Beitrag vom 30. August 2020 zu sehen.

Facebook-Beitrag über Rigaer Straße 2017
Ein Screenshot des Facebook-Beitrags, der das Foto in falschen Kontext stellt. Im Bild ist unten am Rand mittig zu lesen „Junge Gruppe GdP“. (Screenshot: CORRECTIV)

Im Text des Beitrags der GdP steht, das Bild stamme vom Vortag aus Berlin, also dem 17. Juni 2017. Tatsächlich hatte es an dem Wochenende in der Rigaer Straße in Friedrichshain Krawalle gegeben: Laut Polizei seien brennende Barrikaden errichtet und die Beamten unter anderem mit Flaschen und Steinen beworfen worden. Darüber gab es am 17. Juni auch mehrere Medienberichte. Darin sind weitere Fotos der mit Pflastersteinen übersäten Straße zu sehen.  

Auf Nachfrage, ob es am 29. oder 30. August in Berlin ähnliche Vorfälle gegeben habe, antwortete eine Polizeisprecherin am Telefon: „Nein. Und wenn so etwas passiert wäre, wüssten wir davon.“ 

Den veröffentlichten Polizeimeldungen ist ebenfalls nichts zu entnehmen. Es gibt lediglich einzelne Meldungen über brennende Autos, Täter und Gründe sind stets unklar: eine aus Neukölln (qualmender BMW), eine aus Mitte (Feuer in einer Tiefgarage), eine aus Marzahn-Hellersdorf (brennender Reifen eines parkenden Autos), und eine über zwei brennende Autos in Marzahn-Hellersdorf und Steglitz-Zehlendorf (ein Opel und ein Smart).