Diese Wahlurne wurde bei der Landtagswahl 2019 in Thüringen aufgebrochen
Ein Foto einer Wahlurne kursiert auf Facebook, um Gerüchte über angebliche Wahlfälschungen anzufachen. Es entstand 2019 bei der Landtagswahl in Thüringen. Urnen wie diese lassen sich aber hinten nicht einfach so öffnen – das Exemplar auf dem Bild wurde laut dem Büro des Landeswahlleiters aufgebrochen.
Auf Facebook wird ein Foto einer Wahlurne geteilt, die vorne mit einem Schloss und Siegel gesichert ist, hinten aber offenbar einfach aufgeklappt werden kann. Das Siegel trägt die Aufschrift „Landtagswahl“. Das Foto soll offenbar belegen, dass es bei einer Landtagswahl zu Wahlfälschung kommen könne, weil die Urnen geöffnet werden können, ohne das Siegel oder Schloss zu beschädigen.
Der Beitrag wurde etwa 1.000 Mal geteilt. Da er am 14. März 2021 veröffentlicht wurde – dem Tag der Landtagswahlen in Baden-Württemberg und in Rheinland-Pfalz – entsteht der Eindruck, das Bild sei aktuell. Das ist jedoch falsch.
Das Foto entstand bei der Landtagswahl 2019 in Thüringen und ist kein Beleg für Wahlfälschung. Laut einer Sprecherin des Landeswahlleiters wurde die Urne auf der Rückseite gewaltsam aufgebrochen – Urnendeckel lassen sich normalerweise nicht einfach anheben.
Über eine Bilder-Rückwärtssuche mit der Suchmaschine Yandex fanden wir einen Tweet vom 27. Oktober 2019. Er enthält das Foto und den Hashtag #ltwth19 für „Landtagswahl Thüringen 2019“. Diese fand am 27. Oktober 2019 statt.
Der Verein Mimikama hat zu dem Foto bereits 2019 einen Artikel veröffentlicht. Darin ist das Siegel auf der Urne besser zu erkennen: Es trägt das Datum 27.10.2019. Der Ursprung oder Aufnahmeort des Fotos konnte damals aber nicht geklärt werden. Es kursierten verschiedene Gerüchte, wo das Foto aufgenommen wurde.
Die Webseite Thüringen24 berichtete in einem Liveticker zur Wahl 2019 ebenfalls über das Foto. Darin steht, der Landeswahlleiter wolle den Fall prüfen; es stehe nicht fest, dass das Bild tatsächlich eine Urne bei der Wahl in Thüringen zeigte.
Sprecherin des Landeswahlleiters: Die Wahlurne wurde aufgebrochen
Wir haben deshalb beim Büro des Landeswahlleiters nachgefragt. Wie uns eine Sprecherin am Telefon mitteilte, konnte die Herkunft des Bildes damals tatsächlich verifiziert werden: Es stammte aus einem Wahlbezirk in Thüringen. Die Person, die das Foto gemacht habe, habe die Wahlurne dafür hinten gewaltsam aufgebrochen. „Die Urnen sind normalerweise hinten nicht offen, sondern der Deckel wird eingehakt, damit man ihn nicht öffnen kann. Wenn man das Ganze aufbricht, mit genügend krimineller Energie, geht das aber natürlich“, erklärte die Sprecherin.
Um welchen Wahlbezirk genau es sich gehandelt habe, wollte sie nicht sagen. Der Fall sei aber überprüft worden – es sei damals nichts aus der Urne entwendet oder hineingelegt worden. Es sei also nicht zu einer Wahlfälschung gekommen.
Redigatur: Steffen Kutzner, Sarah Thust