Warnung vor kostenlosen Schlüsselanhängern mit angeblicher Ortungsfunktion ist alter Mythos
Vor kostenlosen Schlüsselanhängern warnt ein Bild, das sich in Sozialen Netzwerken verbreitet: Sie würden einen Chip zur Ortung enthalten und von Kriminellen genutzt, um später einzubrechen. Das ist frei erfunden, die „Warnung“ kursiert seit mindestens zehn Jahren im Netz.
Auf WhatsApp und Facebook verbreitet sich ein Bild, in dem vor kostenlosen Schlüsselanhängern gewarnt wird. Auf dem Bild mit dem Titel „Eine Warnung an ‘Alle’“ heißt es, die Anhänger würden an Tankstellen und auf Parkplätzen verteilt und enthielten einen Chip, mit dem Kriminelle Menschen nach Hause verfolgen und so bei Gelegenheit einbrechen könnten. Weiter heißt es, nach „Angaben der Polizei“ sei dies „das Werk von rumänischen Kriminellen“.
Die Behauptung ist frei erfunden und verbreitet sich seit Jahren auf Facebook. Wir fanden sie etwa in Beiträgen von 2012, 2015, und 2017. Einzelne Beiträge von 2015 wurden zehntausendfach geteilt. Mehrere Faktencheck-Redaktionen berichteten über die angebliche Warnung.
Wir haben trotzdem beim Bundeskriminalamt (BKA) nachgefragt, ob es solche Einbrüche aktuell gibt oder in der Vergangenheit gegeben hat. Ein Pressesprecher antwortete: „Der beschriebene Modus Operandi [diese Vorgehensweise, Am. d. Red] und damit auch entsprechende Fälle sind im BKA nicht bekannt.“ Da Straftaten wie Wohnungseinbrüche laut BKA zunächst von den örtlichen Polizeidienststellen erfasst werden, haben wir zusätzlich entweder bei den Landespolizeien oder den Landeskriminalämtern (LKA) der 16 Bundesländer nachgefragt.
Polizei sind keine Fälle von Einbrüchen aufgrund ortender Schlüsselanhänger bekannt
Wir erhielten von 14 der 16 Bundesländer eine Rückmeldung, nur Sachsen und Brandenburg antworteten uns bisher nicht. Keiner Polizeistelle liegen Hinweise auf die beschriebene Masche vor oder sind derartige Fälle bekannt. Das LKA Rheinland-Pfalz schreibt: „In Rheinland-Pfalz konnte dieses Kriminalitätsphänomen bislang nicht festgestellt werden. Vor diesem Hintergrund kann keine Aussage zur Nationalität von Tätern getroffen werden. Zusätzlich betont das LKA Schleswig-Holstein: „Allein die Formulierung ‘…Werk von rumänischen Kriminellen’ lässt vom Sprachgebrauch her eher nicht auf eine seriöse polizeiliche Quelle schließen.“ Von der Landespolizeidirektion Thüringen heißt es, dass „die Begehungsweise nach wie vor nicht bekannt ist“.
Auch die Polizei Berlin teilte uns mit, dass „keine entsprechenden Sachverhalte polizeilich dokumentiert sind.“ Man habe keine Warnmeldungen zu der Thematik veröffentlicht. Bereits im März 2020 hatte sie bei Facebook veröffentlicht, dass es sich um eine Falschmeldung handelt, die sich schon damals via WhatsApp verbreitete.
Warnung ist ein Internet-Mythos, der seit Jahren kursiert
Es handele sich um einen Mythos, der mindestens seit 2012 im Internet kursiere, schreibt uns auch das LKA Niedersachsen. Die Meldung scheint ursprünglich sogar noch weiter zurückzuliegen. Mimikama verweist auf einen Vorfall in Südafrika im Jahr 2008. Damals habe eine Tankstellenkette als Werbung Schlüsselanhänger verteilt, dann seien Gerüchte aufgekommen, welche Funktionen darin stecken könnten. Über den Vorfall berichtete 2008 auch Snopes.
Autorin: Christina Quast
Redigatur: Sophie Timmermann, Gabriele Scherndl