Falscher Kontext: Video zeigt nicht Brücke in Baltimore sondern Explosion auf der Krim-Brücke
Zu dem Brückeneinsturz in Baltimore, bei dem ein Schiff einen Brückenpfeiler rammte, kursiert in Sozialen Netzwerken eine falsche Aufnahme: Sie zeigt eigentlich den Einsturz der Krim-Brücke im Jahr 2022.
Nachdem das Frachtschiff Dali am 26. März 2024 vor Baltimore in den USA mit einer Brücke kollidierte und diese daraufhin einstürzte, veröffentlichten Medien zahlreiche Bilder und Videos des Ereignisses. In Sozialen Netzwerken machen aber – wie oft nach Katastrophen – auch Aufnahmen im falschen Kontext die Runde.
So auch im aktuellen Fall: Ein 15 Sekunden langes Video, das auf X und Tiktok kursiert und dort teils mehr als 1,7 Millionen Aufrufe erzielt, zeigt nicht, wie behauptet, die Francis Scott Key Bridge in Baltimore. Zu sehen ist eine Nachtaufnahme, Autos fahren eine Brücke hoch. Nach wenigen Sekunden lässt eine heftige Explosion das Bild erzittern, Funken fliegen. Dass es auf der Baltimore Brücke eine Explosion gab, ist allerdings nicht bekannt.
Das Video zeigt die Explosion der Krim-Brücke am 8. Oktober 2022, wie eine Bilder-Rückwärtssuche zeigt. Diese führt zu mehreren Medienberichten über die damalige Explosion, in denen das Video eingebettet ist. Die Explosion der Krim-Brücke gilt als Schlüsselmoment in Russlands Krieg gegen die Ukraine, weil über sie der Versorgungsweg auf die von Russland besetzte Halbinsel Krim führt. Seitdem gab es weitere Angriffe auf die Brücke.
Krim-Brücke sieht anders aus als Francis Scott Key Bridge
Die beiden Brücken unterschieden sich auch architektonisch. Im Video mit den Explosionen sind zwei nach oben hin schmäler werdende Konstruktionen zu sehen – diese sind auch in Fotos von der Krimbrücke zu sehen. Diese Bögen verlaufen jeweils über den beiden Fahrstreifen, aus denen die Krimbrücke besteht.
Auf der Francis Scott Key Bridge in Baltimore hingegen ist nur ein Bogen über der Fahrbahn, der zudem anders geformt ist.
Der älteste Verbreiter der Aufnahme im falschen Kontext, den wir finden konnten, ist ein X-Kanal mit dem Logo des iranischen Senders Press TV. Der X-Kanal veröffentlichte am 26. März um 9:30 Uhr einen Beitrag mit dem Video. Obwohl viele Nutzerinnen und Nutzer kommentierten, dass das Video auf der Krim entstanden sei, ist der Beitrag Stand 28. März weiter online.
Dem iranischen Sender wurde in der Vergangenheit vorgeworfen, Verschwörungen zu verbreiten. Ob der X-Kanal offiziell zum Sender gehört, ist unklar. Auf eine Anfrage von CORRECTIV.Faktencheck antwortete Press TV bislang nicht.
Redigatur: Viktor Marinov, Matthias Bau