Faktencheck

Nein, die SPD hat dieses Banner für die EU-Wahl nicht neben dem Brandenburger Tor aufgehängt

An einem Gebäude direkt neben dem Brandenburger Tor soll die SPD ein Banner für die EU-Wahl im Stil einer NS-Flagge aufgehängt haben. Das Bild ist gefälscht. Es war ursprünglich Teil einer missglückten PR-Kampagne der Berliner Sparkasse.

von Johannes Gille

titelbild_banner_brandenburger_tor
Dieses manipulierte Foto von einer angeblichen SPD-Wahlwerbung kursiert aktuell im Netz. Das tatsächliche Banner war 2014 Teil einer Werbekampagne der Sparkasse. (Quelle: X; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Ein rotes Banner an einem Gebäude beim Brandenburger Tor zeige Wahlwerbung der SPD.
Bewertung
Manipuliert. Das Bild ist gefälscht. Es stammt von einer zehn Jahre alten Werbekampagne der Sparkasse, die sich damals dafür entschuldigte. Die SPD bestätigt, dass das Banner nicht von der Partei stammt.

„Alter ist das daneben“, schreibt ein Nutzer auf X unter dem Bild eines angeblichen Wahlplakats der SPD für die Europawahl. Das rote Banner neben dem Brandenburger Tor erinnert an die Flaggen des NS-Regimes, die an genau diesem Ort einst wehten. In Kommentaren auf Sozialen Netzwerken ziehen Nutzerinnen und Nutzer Parallelen zum Nationalsozialismus. 

Das Bild wurde in Beiträgen auf X über 400 Mal geteilt und auf Tiktok über 20.000 Mal angeschaut. Aber das Banner hat nichts mit der SPD zu tun, das Bild wurde gefälscht.

Ein manipuliertes Bild vom Brandenburger Tor geht in Sozialen Netzwerken um (Quelle: Tiktok; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Eine missglückte Werbeaktion der Berliner Sparkasse

Eine Bilderrückwärtssuche führt zum ursprünglichen Bild, das 2014 auf X hochgeladen wurde. Es zeigt ein ähnliches rotes Banner. Dieses trägt aber nicht das Logo der SPD, sondern macht Werbung für die Sparkasse anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des Mauerfalls. 

Das Original (links) und die manipulierte Version (rechts) im Vergleich (Quelle: X, Collage und Markierungen: CORRECTIV.Faktencheck)

Die Bilder zeigen dieselbe Szene. Das ist beispielsweise an dem weißen Transporter und einer Bühne im Vordergrund zu erkennen. Beim manipulierten Bild wurde jedoch nicht nur das Logo der SPD eingefügt, sondern auch der Himmel nachträglich aufgehellt. Die Abwandlungen fallen erst bei genauer Betrachtung auf – unter anderem wurden eine Glas-Balustrade auf dem Dach und ein Fahnenmast ausgeschnitten. Zusammen mit dem viel früheren Erscheinungsdatum des Sparkassen-Bildes ist eindeutig, welches der zwei Fotos das Original ist.

Über das Banner der Sparkasse gab es 2014 auch Medienberichte. Es wurde am Max-Liebermann-Haus angebracht, in dem die von der Berliner Sparkasse gegründete Stiftung Brandenburger Tor ihren Sitz hat. Auch in der Werbeaktion damals sahen einige Menschen Ähnlichkeiten zur Nazi-Symbolik, wofür sich die Sparkasse kurze Zeit später entschuldigte, und das Banner entfernte, wie unter anderem der Tagesspiegel berichtete. 

Auch ein Sprecher der Bundes-SPD bestätigte uns auf Nachfrage, dass die Partei kein solches Banner aufgehängt habe.

Alle Faktenchecks zur Europawahl 2024 finden Sie hier. 

Redigatur: Viktor Marinov, Uschi Jonas

CORRECTIV im Postfach
Lesen Sie von Macht und Missbrauch. Aber auch von Menschen und Momenten, die zeigen, dass wir es als Gesellschaft besser können. Täglich im CORRECTIV Spotlight.