Faktencheck

Olympia: Transfeindliche Beiträge verbreiten manipuliertes Foto von Schwimmerin Lia Thomas

Die amerikanische trans Schwimmerin Lia Thomas darf nicht an den Olympischen Spielen in Paris teilnehmen. In Sozialen Netzwerken verbreiten sich dazu Spott, Transfeindlichkeit und ein manipuliertes Foto.

von Viktor Marinov

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Die amerikanische Schwimmerin Lia Thomas bei einem Wettbewerb im Jahr 2022 (Quelle: John Bazemore / Picture Alliance / Associated Press)
Behauptung
Ein Foto zeige trans Schwimmerin Lia Thomas mit einem sich deutlich abzeichnenden Penis.
Bewertung
Manipuliert. Das Foto wurde nachträglich bearbeitet und der sich abzeichnende Penis hinzugefügt.

Das Olympische Komitee habe Lia Thomas aus dem Schwimmwettbewerb der Frauen ausgeschlossen, ohne die Gründe für diese Entscheidung zu nennen, schreibt eine Nutzerin auf X. „Ich frage mich warum“, heißt es im Beitrag weiter; darunter ist ein Foto der trans Schwimmerin Thomas zu sehen, auf dem sich unter ihrem Badeanzug ein Penis deutlich abzeichnet.

Das Foto wurde allein auf X fast 400.000 Mal gesehen, es verbreitet sich auch auf Instagram und Facebook – nicht nur auf Deutsch, sondern auch auf vielen anderen Sprachen. In den Kommentaren finden sich zahlreiche transfeindliche und beleidigende Kommentare. 

Der Beitrag auf X ist in mehrfacher Hinsicht falsch – erstens ist der Name von Thomas darin falsch geschrieben, zweitens ist der Grund für ihren Ausschluss öffentlich bekannt und drittens ist das Foto selbst manipuliert.

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Unter diesem Instagram-Beitrag mit dem manipulierten Foto von Thomas häufen sich transfeindliche und beleidigende Kommentare (Quelle: Instagram; Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck)

Das Originalfoto aus dem Jahr 2019 belegt Bildmanipulation

Lia Thomas ist eine trans Frau, die laut der New York Times 2019 ihre Geschlechtsangleichung mit Hormontherapie begann. Vor 2021 schwamm sie für das Männerteam der Universität von Pennsylvania. Danach erfüllte sie die Hormontherapie-Anforderungen der National Collegiate Athletic Association, die in den USA Universitätssport reguliert, um für das Frauenteam zu schwimmen. Dort gewann sie 2022 auch einen Titel.

Danach führte der Weltschwimmverband World Aquatics neue Regeln ein. Demnach werden trans Athletinnen nur dann in der Frauenklasse zugelassen, wenn sie sich bis zum zwölften Lebensjahr oder mit Eintreten der Pubertät einer Hormontherapie unterzogen haben. Kritiker bemängeln, dass diese Bedingungen kaum eine trans Person erfüllen könne. In Deutschland ist eine solche Hormontherapie erst ab einem Alter von 16 Jahren möglich. 

Gegen diese Regeln des Weltschimmverbands zog Thomas vor den Internationalen Sportgerichtshof, scheiterte aber.

Das Foto, das sich aktuell von Thomas verbreitet, ist manipuliert. Eine Bilderrückwärtssuche führt zu Medienberichten, die das Originalfoto enthalten. In einem Artikel auf Yahoo sind als Urheber der Fotograf Hunter Martin und die Bildagentur Getty Images angegeben. Auf der Seite von Getty Images findet sich das Original – ein Bild von Thomas aus dem Jahr 2019 bei einem Schwimmwettbewerb. Das männliche Genital, das sich unter ihrem Badeanzug auf dem manipulierten Foto abzeichnet, ist auf dem echten Foto nicht zu sehen.

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Das Originalfoto von Lia Thomson aus einem Yahoo-Artikel zeigt keine sich deutlich abzeichnenden männlichen Genitalien (Quelle: Yahoo / Hunter Martin / Getty Images; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Das Olympische Komitee steht in der Kritik, weil es die Entscheidung über die Teilnahme von trans Personen den einzelnen internationalen, für die verschiedenen Disziplinen zuständigen, Sportverbänden überlässt. Auch weitere trans Sportlerinnen, wie die französische Sprinterin Halba Diouf oder die amerikanische BMX-Fahrerin Chelsea Wolfe durften an den Olympischen Spielen in Paris nicht teilnehmen.

Alle Faktenchecks zu Olympia 2024 finden Sie hier.

Redigatur: Max Bernhard, Uschi Jonas

Die wichtigsten, öffentlichen Quellen für diesen Faktencheck:

  • Originalbild von Lia Thomas bei der Bildagentur Getty Images, 16. November 2019: Link