Faktencheck

Dieses Video zeigt keine Christen-Versammlung nach der Olympia-Eröffnungsfeier

Die Inszenierung eines Gemäldes auf der Olympia-Eröffnungsfeier durch Drag-Queens hatte für Diskussionen gesorgt. Nun kursiert online ein Video, das angeblich protestierende Christen in Frankreich zeigen soll – doch die Aufnahme ist knapp zwei Jahre alt.

von Paulina Thom

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Mit diesem Video behaupten Beiträge in Sozialen Netzwerken, in Frankreich hätten sich nach der Olympia-Eröffnungsfeier tausende Christen versammelt – doch das Video ist knapp zwei Jahre alt (Quelle: Instagram; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Ein Video zeige eine Versammlung von Christinnen und Christen in Frankreich nach der Eröffnungsfeier für die Olympischen Spiele 2024.
Bewertung
Falscher Kontext
Über diese Bewertung
Falscher Kontext. Das Video hat keinen Bezug zu Olympia. Es ist knapp zwei Jahre alt und entstand bei einer Lichterprozession in Lourdes im Südwesten Frankreichs.

Die Inszenierung eines Gemäldes – das Kritiker an „Das letzte Abendmahl“ von Leonardo Da Vinci erinnerte – durch Drag-Queens und queere Menschen bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris hatte für Kritik von Katholiken und anderen christlichen Gruppen, Prominenten wie Elon Musk, oder Politikern wie Donald Trump und Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán gesorgt. Die französische Bischofskonferenz etwa schrieb, die Feier habe Szenen enthalten, die das Christentum verspottet hätten. 

Nun kursiert in Sozialen Netzwerken ein Video, das angeblich tausende Christinnen und Christen zeigen soll, die in Frankreich nach der Olympia-Eröffnungsfeier auf die Straße gehen. Englischsprachige und deutsche Beiträge auf X, Telegram und Instagram mit dem Video erreichten teils millionenfache Aufrufe und zehntausende Likes. Doch: Das Video steht in keinem Zusammenhang zu den aktuellen Olympischen Spielen. 

Screenshot eines Instagram-Beitrags mit dem Video
Ein Video, das unter anderem auf Instagram kursiert, soll Christinnen und Christen in Frankreich nach der Olympia-Eröffnungsfeier zeigen. Es hat aber keinen Bezug zu den Olympischen Spielen. (Quelle: Instagram; Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck)

Video zeigt katholische Prozession im August 2022 in Lourdes 

Eine Bilder-Rückwärtssuche mit dem Video führt zu einem Facebook-Beitrag vom 15. August 2022. In der Beschreibung des Videos heißt es: „Menschenmenge in Lourdes singt ‚Ave Maria‘ zur Feier von Mariä Himmelfahrt. Auch ein Medienbericht ist unter den Suchergebnissen, demnach nahmen damals tausende Pilgerer an einer Lichterprozession zur Ehre der Jungfrau Maria im katholischen Heiligtum der französischen Stadt Lourdes teil.

Die Aufnahmen und der Gesang aus dem Facebook-Beitrag von 2022 sind identisch mit dem Video, das aktuell in Sozialen Netzwerken kursiert. Auf der Bühne sind dieselben Personen mit Kreuzen zu erkennen (gelbe Markierungen), die Wege durch die Menschenmenge sind gleich, ebenso wie die Lichter im Hintergrund (grüne Markierungen): 

Vergleich der Videos
Dieser Vergleich zeigt, dass das Video, das angeblich nach der Olympia-Eröffnungsfeier entstanden sein soll (rechts) schon knapp zwei Jahre alt ist (links) (Quellen: Facebook/X; Screenshot, Collage und Markierungen: CORRECTIV.Faktencheck)

Das Video ist also tatsächlich in Frankreich entstanden, es hat aber keinen Bezug zu den aktuellen Olympischen Spielen, sondern ist knapp zwei Jahre alt. Über angebliche Proteste von Christinnen und Christen in Frankreich nach der Eröffnungsfeier finden sich zudem keinerlei Medienberichte. 

Umstritten, ob Inszenierung bei Olympia-Eröffnungsfeier das letzte Abendmahl parodierte

Ob die Inszenierung bei der Eröffnungsfeier tatsächlich eine Parodie auf das letzte Abendmahl darstellte, ist umstritten. Im Programm trug sie nach einem Bericht des Stern den Titel „Olymp der Götter“ und nicht „Das letzte Abendmahl“. 

Medienberichten zufolge erklärte auch der Regisseur der Eröffnungsfeier, Thomas Jolly, Inspiration sei nicht das letzte Abendmahl gewesen, sondern das Gemälde „Fest der Götter“ des niederländischen Malers Jan van Bijlert. Es zeigt Feierlichkeiten auf dem Olymp. Die Idee sei gewesen, ein großes „heidnisches Fest mit den Göttern des Olymps“ darzustellen. Dafür spricht unter anderem, dass in der Szene mehr Personen als Jünger im Abendmahl zu sehen waren, darunter auch der griechische Gott Dionysos, der im letzten Abendmahl natürlich keine Rolle spielt. 

Es kursiert ein weiteres Video in falschem Kontext zur Olympia-Eröffnungsfeier, wie wir hier berichten.

Alle Faktenchecks zu Olympia 2024 finden Sie hier.

Redigatur: Max Bernhard, Uschi Jonas

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