Faktencheck

„Alternative Energien sind sinnlos“? Windkraftgegner verbreiten seit Jahren Fake-Zitat von Reinhold Messner

Autor und Bergsteiger Reinhold Messner soll gesagt haben, alternative Energien würden die Natur zerstören, statt sie zu schützen. Doch für die angebliche Äußerung gibt es keine Belege, sein Management dementiert.

von Paulina Thom

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Reinhold Messner, Bergsteiger und Autor, beim NDR im September 2024 (Quelle: Georg Wendt / DPA / Picture Alliance)
Behauptung
Reinhold Messner habe gesagt: „Alternative Energien sind sinnlos, wenn sie genau das zerstören, was man durch sie schützen will: die Natur.“
Bewertung
Falsch. Es gibt keine Hinweise, dass sie Reinhold Messner so geäußert hat. Das Management von Reinhold Messner dementiert, dass die Äußerung von ihm stammt.

Auf X gefällt mehr als 5.000 Nutzerinnen und Nutzern ein angebliches Zitat des Bergsteigers und Autors Reinhold Messner. Er soll gesagt haben: „Alternative Energien sind sinnlos, wenn sie genau das zerstören, was man durch sie schützen will: die Natur.“ Die Äußerung kursiert auch auf Linkedin und Facebook, teilweise mit Verweis auf den AfD-nahen Deutschland-Kurier und mit dem Zeichen der Anti-Grünen-Kampagne „Grüner Mist“

Messner war von 1999 bis 2004 Abgeordneter der italienischen Grünen im Europaparlament. In Interviews hat er sich mehrfach für die Reduzierung des CO2-Ausstoßes ausgesprochen. Er steht aber dem Begriff Klimaschutz sprachlich kritisch gegenüber und lehnt Aktionen von Klima-Aktivistinnen und Klima-Aktivisten der Letzten Generation ab.

Was hat es mit der angeblichen Äußerung über alternative Energien auf sich, stammt sie tatsächlich von Messner?

Screenshot eines X-Beitrages mit dem erfundenen Zitat
Auf X teilt ein Nutzer ein Bild mit einem angeblichen Zitat von Reinhold Messner – doch der Extrembergsteiger hat sich so laut eigener Angabe nie geäußert (Quelle: X; Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck)

Management von Messner dementiert, dass Äußerung über alternative Energien von ihm stammt

Eine Google-Suche zeigt, der Deutschland-Kurier hat das Bild von Messner mit dem Zitat im Januar 2023 auf Facebook veröffentlicht. Wann oder zu welchem Zeitpunkt das angebliche Zitat fiel, dazu ist nichts angegeben. 

Laut einer weiteren Google-Suche kursiert das Zitat schon länger, etwa in einem Leserbrief in der Süddeutschen Zeitung von Dezember 2015. Immer wieder taucht es zudem bei Blogs und Initiativen gegen Windkraft auf, etwa im Januar 2014. In abgewandelter Form verbreitete es sich bereits 2011, wie die Faktencheck-Redaktion der Deutschen Presse-Agentur berichtete. Auch in der Pressedatenbank Genios gibt es für das angebliche Zitat keinerlei Treffer. 

Wir haben daher nachgefragt. Aus dem Büro von Messner heißt es, dass die Aussage nicht von ihm stamme und er sich davon distanziere. Auch gegenüber dem Südkurier distanzierte sich das Management von Messner im September 2024 von der angeblichen Äußerung. Man sei auch bereits rechtlich gegen derartige Fälle vorgegangen, sagte das Management. Messner setze sich seit Jahrzehnten für den Schutz der Natur ein, wozu auch die Reduzierung des CO2-Ausstoßes gehöre. „Hierzu können Windräder einen wichtigen Beitrag leisten“, sagte Messners Management dem Südkurier

Wir haben die Redaktion des Deutschland-Kuriers auf die Rechercheergebnisse hingewiesen und gefragt, warum diese Informationen falsch dargestellt wurden. Ein Redakteur antwortete, dass „das Messner zugeschriebene Zitat schon seit vielen Jahren zunächst unwidersprochen im Umlauf“ sei, auch Jahre bevor der Deutschland-Kurier das Zitat im Januar 2023 verbreitete. Weiter heißt von dem Redakteur, dass man „das Dementi Messners zur Kenntnis“ nehme und die ​​ihm „zugeschriebenen angeblichen Worte nicht wiederholen“ werde. 

Der Facebook-Beitrag des Deutschland-Kuriers mit dem falschen Zitat war bis zur Veröffentlichung des Faktenchecks weiterhin online (Stand: 7. November 2024). 

Redigatur: Matthias Bau, Kimberly Nicolaus

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