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Falschmeldung über Brief zur Rente erreicht Hunderttausende

In einem Youtube-Video heißt es, dass ab August 2025 ein einzelner unbeantworteter Brief zur Einstellung der Rente führen könne. Eine solche Änderung gibt es aber gar nicht.

Älteres Paar am See
Ein älteres Paar blick über einen See (Symbolbild: Britta Pedersen / Picture Alliance / dpa)
Behauptung
Rentner bekämen im August 2025 die sogenannte „Rentenpflichtpost“. Wer nicht darauf antworte, verliere die Rente, ohne Mahnung oder zweite Chance.

Faktensammlung


„Achtung Rentner, ab August 2025 genügt ein einziger übersehener Brief und ihre gesamte Rente wird gestoppt. Keine Mahnung, keine zweite Chance“: So fängt ein Youtube-Video an, das vermeintlich die „wichtigste Rentenmeldung des Jahres“ verkündet. Es trete eine neue Regelung in Kraft, die für alle verpflichtend sei.

Im Video geht es um eine angebliche „Rentenpflichtpost“. Mit ihr müssten Rentner nachweisen,  dass sie noch leben. Bislang seien fehlende Rückmeldungen mit einer Erinnerung oder Mahnung beantwortet worden, heißt es im Video. Das sei ab August 2025 nicht mehr der Fall. Das Video zitiert auch den Verband „Deutscher Seniorenbund“ – dieser habe die Änderung in einer Mitteilung im Juli als „stille Gefahr im Verwaltungsgewand“ bezeichnet. Das Video hat mehr als 230.000 Aufrufe.


Google-Suchen mit den Begriffen „Rentenpflichtpost“ oder „Änderung Rente August 2025“ liefert keine Hinweise darauf, dass es eine solche Änderung gibt. Auch das Zitat zur angeblichen stillen Gefahr vom Seniorenbund lässt sich weder auf der Webseite des Vereins noch über Google finden. In Medienberichten wird lediglich eine Erhöhung der Rente um 3,74 Prozent thematisiert – sie griff schon im Juli 2025.


Das CORRECTIV.Faktenforum kontaktierte die Deutsche Rentenversicherung Bund (DRV), die für die Auszahlung der Renten zuständig ist. Eine Pressesprecherin antwortete: „Zum August gibt es keine derartige Änderung für Rentenbeziehende“. Nach unserer Anfrage veröffentlichte die DRV eine Richtigstellung auf ihrer Webseite und bezeichnete die Behauptung aus dem Youtube-Video als Falschmeldung.

Am 15. August ende jedoch eine wichtige Frist, schrieb die Sprecherin – jene für den Lebensnachweis für Rentnerinnen, die im Ausland leben. Sie müssen einmal im Jahr Dokumente einreichen, um ihre Rente weiterhin zu bekommen. Das gilt jedoch nur für einen Teil der im Ausland lebenden Rentner – betroffen sind laut der DRV rund eine halbe Million Menschen. Insgesamt leben 1,7 Millionen Rentner im Ausland; die meisten von ihnen leben aber in Ländern, in denen das Land selbst den Lebensnachweis automatisch an Deutschland übermittelt.

Doch auch bei den betroffenen Rentnerinnen kann ein einzelner unbeantworteter Brief nicht zur Einstellung der Rente führen, erklärte die DRV-Sprecherin. Es gäbe ein Erinnerungsschreiben mit Frist bis 17. Oktober 2025 – erst wenn diese Frist verstreicht, kann die Zahlung der Rente gestoppt werden.

deutsche-rentenversicherung.de


Das Youtube-Video wurde mit Künstlicher Intelligenz generiert. Das ist an mehreren Stellen im Video deutlich erkennbar. Bei Sekunde 36 etwa hat ein Mann drei Hände, eine davon kommt scheinbar aus seiner Hose, eine weitere aus einem Blatt Papier. Immer wieder zeigt das Video fehlerhafte Kalender, bei denen Tage doppelt oder in der falschen Reihenfolge auftauchen. Und auf Dokumenten im Video stehen nicht-existierende Worte.

Der Kanal existiert schon seit Juli 2023, das älteste verfügbare Video ist aber vom 17. März 2025. Seitdem hat der Kanal mehr als 300 Videos veröffentlicht, meistens zum Thema Rente, viele von ihnen nutzen KI. Auffällig ist, dass die Kanalbeschreibung für ganz andere Inhalte und einen anderen Kanalnamen wirbt. Der Kanal „Finanzwelle“, heißt es dort, sei der ultimative Kanal „aktuelle Finanznachrichten und Wirtschaftstrends in Deutschland“.

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Diese Faktensammlung haben Mitglieder der Faktenforum-Community recherchiert. Redaktion: Viktor Marinov; Redigatur: Paulina Thom