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Video von angeblicher Farbattacke auf Aktivisten mit Antifa-Fahne ist KI-generiert

Ein virales Video soll zeigen, wie jemand vermummte Demonstrierende mit Farbbeuteln bewirft. Doch die Szene beinhaltet typische Fehler von Künstlicher Intelligenz. Grundlage war ein echtes Foto.

Auf der Guildhall Square in Portsmouth finden regelmäßig Demonstrationen gegen Rassismus statt – im Bild eine Veranstaltung im August 2025 (Gareth Fuller / Picture Alliance / empics)
Auf der Guildhall Square in Portsmouth finden regelmäßig Demonstrationen gegen Rassismus statt – im Bild eine Veranstaltung im August 2025 (Gareth Fuller / Picture Alliance / empics)
Behauptung
Ein Video zeige Antifa-Demonstrierende, die mit Farbe beworfen werden.

Faktensammlung


Ein virales Video zeigt drei schwarz gekleidete Personen, die ein Banner mit der Aufschrift „Antifascist Action“ halten und eine weitere Person mit zwei Schildern, die auf der Treppe vor einem Gebäude stehen. Nach wenigen Sekunden fliegen von der rechten Bildhälfte mehrere gelbe und rote Farbbeutel ins Bild, die jemand scheinbar auf die Gruppe wirft. Das Video verbreitet sich auf wie X und Facebook in verschiedenen Sprachen, allein ein polnischer Facebook-Beitrag hat rund 200.000 Aufrufe. Teils sind die Videos mit Ortsangaben wie „Alexanderplatz“ versehen. In den Kommentaren feiern Nutzerinnen und Nutzer den vermeintlichen „Angriff auf die Antifa“.


Das Faktenforum hat mit Standbildern aus dem Video per Bilderrückwärtssuche nach dem Ursprung gesucht. Die Suche führt zu einer Foto­serie des Fotografen Tim Sheerman-Chase: Sie zeigt dieselbe Personengruppe am 7. September 2024 auf der Treppe am Guildhall Square in Portsmouth, Großbritannien. Dort finden sich aber keine Hinweise, dass jemand Farbe auf die Demonstranten geworfen hat.

Ein Vergleich des Gebäudes im Video mit der Portsmouth Guildhall auf Google Street View bestätigt die Ortsangabe. Die Aufnahme entstand im Rahmen einer Demonstration gegen Rassismus. Lokale Medien berichten über den Protest mit rund 350 Teilnehmenden als friedlich. Die Lokalzeitung „The News“ schreibt, dass es keine Probleme oder Festnahmen gegeben habe. Die Antifa-Gruppe hatte demnach rund 15 Mitglieder. Hinweise auf einen Angriff mit Farbbeuteln gibt es nicht.


Das Video hat zahlreiche Auffälligkeiten, die darauf hindeuten, dass es mithilfe von Künstlicher Intelligenz erstellt wurde. So verschwinden die gelben Farbbeutel teilweise in der Luft. Auf dem Boden sind keine Farbspritzer zu sehen. Auch innerhalb der Personengruppe verändern sich Details unnatürlich: Das Gesicht der Person mit den Protestschildern wechselt zwischen den Bildfrequenzen deutlich in Form und Proportion, die Schriftzüge auf dem Banner und den Plakaten verändern sich mehrfach, und bei der sitzenden Person im Hintergrund taucht plötzlich ein Gegenstand in den Händen auf, der zuvor nicht da war. Solche Unstimmigkeiten sind typisch für KI-generierte Videos, bei denen aus einem einzelnen Foto künstliche Bewegung erzeugt wird. Sie zeigen klar: Die Szene ist nicht real gefilmt, sondern digital erzeugt.


In sozialen Medien wird der Begriff „Antifa“ oft so verwendet, als handle es sich dabei um eine klar organisierte Gruppe mit festen Strukturen. Das ist jedoch falsch. Der Begriff steht vielmehr als Sammelbezeichnung für lose vernetzte, teils unabhängige antifaschistische Gruppen und Initiative der linken bis linksextremen Szene, denen kein politisch-ideologisch geschlossenes Konzept oder einheitliches Handeln zugrunde liegt.


Diese Faktensammlung haben Mitglieder der Faktenforum-Community recherchiert. Redaktion: Nadia Westerwald; Redigatur: Viktor Marinov

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