Naher Osten

So verzerrten Influencer im Sommer die Sicht auf UN-Hilfslieferungen für Gaza

Im Sommer filmten sich mehrere Influencer am Grenzübergang Kerem Shalom und verbreiteten ein verzerrtes Bild der UN-Hilfslieferungen für Gaza. Was haben sie mit Israels Regierung zu tun und welchen Einfluss haben sie?

von Kimberly Nicolaus

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Diese Personen verbreiteten von Juli bis September 2025 Videos vom Grenzübergang Kerem Shalom im Süden Gazas. Darin zeigen sie einen verzerrten Blick auf Hilfslieferungen, die nach Gaza kommen. Von links oben: Noa Cochva, Xaviaer DuRousseau, David Rebel, Ex-Regierungssprecher Israels Eylon Levy, Jeremy Abramson, Marwan Jaber. (Quelle: Instagram; Screenshots und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)

Ausgerüstet mit Schutzweste und Helm wirkt der Auftritt von Xaviaer DuRousseau authentisch. Im Sommer zeigt er auf Instagram, dass am Grenzübergang Kerem Shalom massenhaft Hilfslieferungen lagern, die eigentlich für die Bevölkerung in Gaza bestimmt sind. 

Mit einem Selfie-Stick in der Hand spricht er in die Kamera: „The United Nations brings the food here […] but they never finish the job, just like your ex.“ (Deutsch: „Die Vereinten Nationen bringen Lebensmittel hierher […] aber sie bringen ihren Job nie zu Ende, genauso wie dein Ex“). Die humorvoll dargestellte Inszenierung passt in die Social-Media-Welt und ist offenbar Teil von Bemühungen der israelischen Regierung, die öffentliche Meinung zu beeinflussen – denn der Krieg im Nahen Osten wird auch online geführt. 

Für die Hamas mussten sich im Sommer zwei israelische Geiseln ausgehungert in Propagandavideos zur Schau stellen lassen. Reichweitenstarke Accounts auf Social Media verteidigten die Terrorangriffe der Hamas vom 7. Oktober 2023 und hetzten gegen die israelische Bevölkerung.    

Auch für die israelische Regierung spielt Social Media eine große Rolle, darunter Influencer wie DuRousseau. Gemeinsam mit anderen nahm er im Sommer an einer „Special Tour“ zum Grenzübergang Kerem Shalom teil, die ein israelisches Ministerium organisiert hatte. Ihre Videos erreichten Millionen. Zwar ist eine Zusammenarbeit mit Influencern laut Fachleuten grundsätzlich legitim, doch die Beiträge stellten die Situation vor Ort verzerrt dar und dienten dazu, die Kontrolle über die Darstellung des Krieges zu behalten.

Influencer am Grenzübergang Kerem Shalom: Mit dabei Trump-Anhänger und eine Miss-Universe-Teilnehmerin 

Neben dem US-Amerikaner und Trump-Anhänger DuRousseau konnten sich im Sommer mindestens fünf weitere internationale Influencer an dem Grenzübergang in Szene setzen. Kerem Shalom liegt im Süden Gazas und ist kein öffentlich zugängliches Gelände. Anders als in Berichten von Medienhäusern, wie der Associated Press und der Australian Broadcast Union, erwähnen die Influencer in ihren Videos nicht, dass ihnen die israelische Armee (IDF) Zutritt gewährt haben muss.

Auch Jeremy Abramson ist US-Amerikaner und Trump-Anhänger. Seine Bilder und Videos auf Instagram zeugen von einer guten Zeit in Israel. Er zeigt sich am Strand und beim Essen. Dazwischen steht er, ebenfalls mit Schutzweste und Helm, am Grenzübergang und behauptet: Israel tue alles in seiner Macht stehende, um Lebensmittel an die palästinensische Bevölkerung zu liefern. Es seien die Hamas und die UN, die an dem Leid und Hunger der Menschen in Gaza Schuld seien. Wie Abramson zu dieser Schlussfolgerung kommt und woher er seine Informationen bezieht, erklärt er nicht.  

Genauso unklar ist das bei den israelischen Influencern. Eine von ihnen, Noa Cochva, hat laut Eigenangaben Israel 2021 bei dem Schönheitswettbewerb Miss Universe repräsentiert. In ihren Videos behauptet sie, dass die UN Hilfslieferungen in Kerem Shalom nie abgeholt hätte. 

Dann ist da noch David Rebel. Laut ihm seien es zehntausende Hilfslieferungen, die die internationalen Organisationen nicht abgeholt hätten. Und Influencer Marwan Jaber,  dessen Instagram-Profil inzwischen nicht mehr abrufbar ist, behauptet in seinem Video vom 21. August 2025 – ähnlich wie Abramson – die Hamas stehle Hilfslieferungen und „lüge über Hungersnot“. Eylon Levy verbreitet auf Social Media ein ähnliches Bild. Wer auf sein Profil klickt, erfährt, dass er früher Israels Regierungssprecher war.

Von links oben: Xaviaer DuRousseau, Jeremy Abramson, Noa Cochva, Marwan Jaber, David Rebel und Eylon Levy (Quelle: Instagram; Screenshots und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Von links oben: Xaviaer DuRousseau, Jeremy Abramson, Noa Cochva, Marwan Jaber, David Rebel und Eylon Levy (Quelle: Instagram; Screenshots und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)

Zusammen veröffentlichten diese sechs Influencer zwischen Juli und September mindestens 14 Videos auf Instagram, die knapp 11 Millionen Aufrufe erzielten. 

Influencer verbreiten im Sommer das gleiche Narrativ wie die israelische Regierung  

Die Beiträge tauchen im Sommer zu einem Zeitpunkt auf, als die Kritik an der israelischen Regierung international wächst. So teilten etwa die Außenminister von Deutschland, Frankreich und Großbritannien in einer gemeinsamen Erklärung im April mit, dass die im März von Israel verhängte Blockade für Hilfsgüter „untragbar“ sei. Auch nachdem die israelische Regierung Ende Mai die Einfuhr von Hilfslieferungen wieder erlaubte, riss die Kritik nicht ab. Bundeskanzler Friedrich Merz forderte im August, die israelische Regierung müsse „einen umfassenden Zugang für Hilfslieferungen ermöglichen, auch für UN-Organisationen und andere nicht-staatliche Institutionen“. Ende August teilte die führende Initiative für Ernährungssicherheit, die IPC-Initiative, mit, dass Teile Gazas von einer Hungersnot betroffen sind. 

Dass die humanitäre Lage in Gaza schwerwiegend ist, dementiert die israelische Regierung im August nicht – sucht die Schuld aber woanders. Die Videos der Influencer stimmen in dieser Zeit mit dem Narrativ der israelischen Regierung überein. Das zeigen Social-Media-Beiträge des israelischen Militärs, der israelischen Militärbehörde Cogat und der israelischen Botschaften in den USA und in Deutschland. Darin werden die in Kerem Shalom gelagerten Hilfslieferungen teils als „UN waiting game“ (Deutsch: Das Wartespiel der UN) bezeichnet. Auch in mehreren Youtube-Videos des verifizierten Kanals des israelischen Außenministeriums heißt es, die UN weigere sich, Hilfsgüter zu verteilen und die Hamas stehle UN-Hilfslieferungen, um sich selbst zu versorgen oder um sie zu verkaufen. Die Videos wurden laut der Werbebibliothek von Google über eine israelische Werbeagentur gezielt in Deutschland beworben. Sie erreichten mehrere Millionen Aufrufe. 

Das israelische Außenministerium verbreitete im Sommer 2025 auf Youtube ein Video zu den Hilfslieferungen für Gaza am Grenzübergang Kerem Shalom (Quelle: Israelisches Außenministerium / Youtube; Screenshots und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Das israelische Außenministerium verbreitete im Sommer 2025 auf Youtube ein Video zu den Hilfslieferungen für Gaza am Grenzübergang Kerem Shalom (Quelle: Israelisches Außenministerium / Youtube; Screenshots und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)

Warum Hilfslieferungen der UN für Gaza im Sommer teilweise an den Grenzen lagerten

Wie wir hier ausführlich berichteten, liefern die Beiträge vom Grenzübergang eine irreführende Darstellung der Hilfslieferungen nach Gaza. Laut UN-Angaben wurde die Mehrheit der UN-Hilfslieferungen an den Grenzübergängen im Sommer abgeholt. Zwischen dem 19. Mai und dem 9. Oktober 2025 waren es mehr als vier Fünftel. Die israelische Militärbehörde Cogat machte auf Nachfrage keine Angaben, wie viele Hilfslieferungen an den Grenzen geblieben sein sollen. 

Hilfsorganisationen, darunter die UN, berichten davon, dass die israelische Regierung Genehmigungen verweigere, die nötig für die Abholung und Verteilung der Hilfsgüter seien. Cogat erklärt, dass Verzögerungen bei der Einfuhr von Hilfsgütern nur dann auftreten würden, wenn sich Organisationen weigerten, Sicherheitsanforderungen zu erfüllen. Diese seien notwendig, weil die Hamas laut Geheimdienstinformationen humanitäre Hilfe missbrauche. Die Hamas wird von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft.

Es gibt Berichte über Plünderungen und Diebstahl von Hilfslieferungen, durch kriminelle Banden und auch durch die Hamas im Sommer. Es gibt jedoch keine Belege, dass die Hamas regelmäßig von den Vereinten Nationen gestohlen hätte.

Ministerpräsident Netanjahu: Influencer „sehr wichtig“

Die Videos der Influencer sind damit offenbar Teil von Israels „Hasbara“, was übersetzt so etwas wie „Erklären“ bedeutet. Die israelische Regierung bezeichnet so ihre Öffentlichkeitsarbeit – Kritiker sehen darin einen Euphemismus für Propaganda. 

Israel scheint dabei gezielt auf Influencer zu setzen. Bei einem Treffen mit pro-israelischen Influencern Ende September 2025 in New York sagte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu: „We have to fight back. How do we fight back? Our influencers […] they are very important.“ (Deutsch: „Wir müssen zurückschlagen. Wie können wir zurückschlagen? Unsere Influencer […] sie sind sehr wichtig.“) 

Von dem Treffen gibt es ein Foto, das auf dem X-Profil von Netanjahu veröffentlicht wurde. Darauf ist die Influencerin Noa Cochva erkennbar.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu traf sich Ende September 2025 mit pro-israelischen Influencern in New York (Quelle: X; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu traf sich Ende September 2025 mit pro-israelischen Influencern in New York (Quelle: X; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Schon wenige Tage nach den Terrorangriffen der Hamas am 7. Oktober 2023, bei denen mehr als 1.200 Menschen in Israel getötet und über 200 Menschen als Geiseln entführt wurden, sagte ein Sprecher des israelischen Außenministeriums gegenüber The Jerusalem Post: „Der Kampf in den Sozialen Netzwerken und die Beeinflussung der internationalen öffentlichen Meinung sind in Kriegszeiten von entscheidender Bedeutung.“ 

Dieser Kampf wird auch von der Hamas geführt. Eine Analyse von Newsguard von Ende Oktober 2023 zeigte, wie gewalttätige Propagandavideos der Hamas die Sozialen Netzwerke fluteten. Zu dieser Propaganda zählten im Sommer auch Videos zweier israelischer Geiseln, die ausgehungert wurden; einer von ihnen musste sein eigenes Grab schaufeln. Inzwischen wurden beide Geiseln im Rahmen des Waffenstillstandabkommens freigelassen. Andere Influencer verteidigten die Gewalt der Hamas und verbreiteten Hass. So sagte zum Beispiel Clanchef Arafat Abou-Chaker in einem Tiktok-Livestream: „Für mich ist Adolf Hitler besser als Netanjahu.“

Medienwirkungsforscher: Problematisch, wenn Influencer vorgeben, unabhängig zu agieren

Christian von Sikorski, Professor für Medienwirkungsforschung an der Freien Universität Berlin, wertet die Rolle von Influencern in der öffentlichen Kommunikation allgemein als „zunehmend wichtig“. Sie könnten die Reichweite und „Anschlussfähigkeit staatlicher Kommunikation“ erheblich erhöhen.

Auch außerhalb von Kriegssituationen sind Influencer im Einsatz. Das zeigen zum Beispiel die Aufklärungskampagnen zur Corona-Pandemie der deutschen Bundesregierung, Großbritanniens oder Kanadas.

Solange die Zusammenarbeit mit Influencern transparent gestaltet sei und einem gemeinwohlorientierten Zweck dienten, sei dagegen grundsätzlich nichts einzuwenden, meint Christian von Sikorski. Problematisch werde es, wenn Influencer eingesetzt werden, die vorgeben, unabhängig zu agieren, tatsächlich aber verdeckt von einer Regierung oder politischen Partei unterstützt oder finanziert werden.  

Influencer besuchten Kerem Shalom bei einer „Special Tour“ der israelischen Regierung  

US-Influencer DuRousseau erklärt in einem Youtube-Video zwar, dass niemand ihn gebeten habe, ein Video über Hilfslieferungen am Grenzübergang Kerem Shalom zu machen und dass es auch keinen Vertrag gegeben habe. 

Fotos einer Pressemitteilung des israelischen Ministeriums für Diaspora-Angelegenheiten und der Bekämpfung von Antisemitismus belegen, dass er zumindest nicht unabhängig dort war. DuRousseau nahm an einer „Special Tour“ des Ministeriums teil. Das Ministerium schreibt in seiner Mitteilung: „Die nach der Tour veröffentlichten Inhalte haben innerhalb weniger Tage bereits über 15 Millionen Aufrufe erreicht.“ Die Beiträge – offenbar ein Erfolg. 

Neben Du Rousseau ist auch Jeremy Abramson auf den Fotos erkennbar, außerdem David Rebel und Marwan Jaber.

Fotos, die das israelische Ministerium für Diaspora-Angelegenheiten und der Bekämpfung von Antisemitismus veröffentlichte (oben links und rechts), geben Aufschluss darüber, dass Jeremy Abramson (gelb), David Rebel (blau), Marwan Jaber (grün), Xaviaer DuRousseau (rot) an einer „Special Tour“ eines israelischen Ministeriums zum Grenzübergang Kerem Shalom teilnahmen (Fotos oben: Matan Malahovski / Israels Ministerium für Diaspora-Angelegenheiten und Bekämpfung des Antisemitimsus; Fotos unten: Instagram; Collage und Markierungen: CORRECTIV.Faktencheck)
Fotos, die das israelische Ministerium für Diaspora-Angelegenheiten und der Bekämpfung von Antisemitismus veröffentlichte (oben links und rechts), geben Aufschluss darüber, dass Jeremy Abramson (gelb), David Rebel (blau), Marwan Jaber (grün), Xaviaer DuRousseau (rot) an einer „Special Tour“ eines israelischen Ministeriums zum Grenzübergang Kerem Shalom teilnahmen (Fotos oben: Matan Malahovski / Israels Ministerium für Diaspora-Angelegenheiten und Bekämpfung des Antisemitimsus; Fotos unten: Instagram; Collage und Markierungen: CORRECTIV.Faktencheck)

Dass sie im Rahmen einer „Special Tour“ eines israelischen Ministeriums den Grenzübergang Kerem Shalom besuchten, erwähnt keiner von ihnen in ihren Videos. 

Ob die Influencer für ihre Beiträge von der israelischen Regierung bezahlt wurden, ist unklar. DuRousseau dementiert das in seinem Youtube-Video, von den anderen Influencern konnten wir dazu keine Stellungnahme finden, wir erhielten auch keine Antworten auf unsere Anfragen. Auch die israelische Regierung und die israelische Militärbehörde Cogat reagierten nicht auf unsere Fragen dazu. 

Laut einem Bericht der US-Denkfabrik Quincy Institute for Responsible Statecraft soll die israelische Regierung bis November 2025 insgesamt 900.000 US-Dollar für eine Influencer-Kampagne eingeplant haben, um „den kulturellen Austausch zwischen den Vereinigten Staaten und Israel“ zu fördern. Unklar ist, um welche Inhalte es sich konkret handelt, und ob die Influencer vom Grenzübergang Kerem Shalom Teil dieser Kampagne sind. 

Reporter ohne Grenzen: Zusammenarbeit mit Influencern grundsätzlich „legitim“, verschleiert jedoch Realität vor Ort

Christopher Resch, Pressesprecher bei Reporter ohne Grenzen, wertet Israels Bemühungen, mit Influencern zusammenzuarbeiten, als „grundsätzlich legitim“, sie dienten jedoch dem Ziel die Kontrolle über die Darstellung des Krieges zu behalten und verschleierten die Perspektive auf das, was wirklich vor Ort geschieht. 

Seit Beginn des Kriegs hindert die israelische Regierung ausländische Journalisten am unabhängigen Betreten des Kriegsgebiets. Medienwirkungsforscher Christian von Sikorski weist auf die Konsequenzen hin, wenn klassische Medien mangels Zugang oder aus journalistischer Sorgfaltspflicht nicht oder nur sehr zurückhaltend berichten: „Influencer agieren hier in Teilen deutlich schneller, in Teilen mit anderen Ansprüchen (sie wollen oftmals ja überzeugen) und gehen nicht selten auch weniger sorgsam vor, was beispielsweise die Ausgewogenheit von Beiträgen angeht.“ 

Das Problem sieht Christopher Resch von Reporter ohne Grenzen bei den Influencern am Grenzübergang Kerem Shalom: Die Videos zeigten nur einen bestimmten Aspekt der Situation. Sie ließen den Kontext weg oder abweichende Meinungen außer Acht und „stellen das Thema durch Auswahl und Betonung in ein bestimmtes Licht“. 

Auf unsere Frage danach, ob sie ihre verzerrte Darstellung zu den Hilfslieferungen für Gaza aus dem Sommer korrigieren werden, reagierte von den Influencer lediglich Israels Ex-Regierungssprecher Eylon Levy. Er schrieb, dass er die Frage nicht verstehe und widersprach unserer Recherche.

Experte: Influencer können Einfluss nehmen, wenn parasoziale Beziehung zu Social-Media-Nutzern besteht 

Einfluss könnten solche Inhalte vor allem dann haben, wenn der Inhalt den eigenen Einstellungen entspricht und eine so genannte parasoziale Beziehung zu dem Influencer besteht, erklärt von Sikorski. Der Begriff parasoziale Beziehung beschreibt die einseitige, teilweise sehr persönliche Beziehung zu Medienfiguren. „Solche Beziehungen können sich über die Zeit rasch entwickeln und festigen, insbesondere wenn Influencer neben politischen Themen auch private oder humorvolle Einblicke in ihr Leben geben […]. Diese Nähe bildet dann häufig die Grundlage dafür, dass ihre Inhalte (auch politische) überzeugend wirken.“

Einige der Influencer, die sich am Grenzübergang Kerem Shalom filmten, veröffentlichen private Einblicke. Xaviaer DuRousseau zeigt sich zum Beispiel bei einer Pool-Party in Italien. Jeremy Abramson beim Gebet und Noa Chova zeigt ein selbst gebackenes Zopfbrot. 

Manche der Influencer, wie Xavier DuRousseau (links), Jeremy Abramson (mitte) und Noa Cochva (rechts) geben auch private Einblicke auf Instagram (Quelle: Instagram; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Manche der Influencer, wie Xavier DuRousseau (links), Jeremy Abramson (mitte) und Noa Cochva (rechts) geben auch private Einblicke auf Instagram (Quelle: Instagram; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)

Dass manche Nutzer womöglich eine parasoziale Beziehung zu ihnen führen, lassen Kommentare vermuten wie „love you“ (Deutsch: „Ich liebe dich“), „I love you queen“ (Deutsch: „Ich liebe dich, Königin“) oder „you’re literally my favorite person on the internet“ (Deutsch: „Du bist buchstäblich meine Lieblingsperson im Internet“). Doch in den Kommentarspalten findet sich auch Antisemitismus und Beleidigungen. Stimmen, die sich um eine Einordnung bemühen, gibt es dagegen nicht.

Redigatur: Paulina Thom, Sophie Timmermann 

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