Migration

Nein, mit dieser Spendennummer wird keine Haftstrafe für Carola Rackete unterstützt

Auf Facebook kursiert eine Grafik, auf der aufgefordert wird, eine SMS mit „seawatch10“ an eine Nummer zu schicken, wenn man „für mindestens zehn Jahre Haft“ für Sea-Watch-Kapitänin Carola Rackete sei. Durch die SMS wird jedoch Geld an Sea-Watch gespendet.

von Alice Echtermann

Bildschirmfoto 2019-07-01 um 13.42.29
Diese Grafik wird seit dem 30. Juni im Internet verbreitet. (Screenshot: CORRECTIV)
Bewertung
Falsch. Der Spendenaufruf ist irreführend. Statt einer Haftstrafe für Carola Rackete wird die Organisation Sea-Watch finanziell unterstützt. Dass es sich um Satire handeln soll, ist nicht erkennbar.

Eine Grafik mit einem vermeintlich gegen Carola Rackete gerichteten Aufruf wird derzeit von verschiedenen Seiten auf Facebook verbreitet. Das Layout ist grob an das Design der AfD angelehnt. Auf hellblauem Hintergrund steht mit weißer Schrift: „Du bist für mindestens 10 Jahre Haft für Carola Rackete? Sende ‘seawatch10’ an die 81190“. Darunter steht, eine SMS koste zehn Euro, und in einer Ecke auf rotem Hintergrund „Servicepost für Deutschland“.

Carola Rackete wurde am vergangenen Wochenende in Italien verhaftet, weil sie mit dem Schiff „Sea-Watch 3“ mit Migranten und Flüchtlingen an Bord trotz eines Verbots im Hafen der italienischen Insel Lampedusa anlegte. 

Das Geld landet bei Sea-Watch

Die Spendennummer, die auf der Grafik verwendet wird, ist identisch mit einer, die die Organisation Sea-Watch verwendet. Sie ist auf der Webseite der Organisation zu finden. Wer dem Aufruf folgt und für eine Haftstrafe der Kapitänin eine SMS schickt, spendet tatsächlich an Sea-Watch.

Dieselbe Spendennummer steht auf der Webseite von Sea-Watch. (Screenshot und Hervorhebung: CORRECTIV)

Auf Anfrage von CORRECTIV teilte Sea-Watch-Sprecher Chris Grodotzki per E-Mail mit, die Grafik stamme nicht von seiner Organisation. Man gehe davon aus, dass der Urheber die Gruppe „Hooligans gegen Satzbau“ sei und habe zuvor nichts davon gewusst. „Die Spendennummer ist korrekt, SMS-Spenden kommen bei Sea-Watch an.“

„Hooligans gegen Satzbau“ verbreiten den irreführenden Aufruf

Mutmaßlicher Urheber der Grafik ist also die Facebook-Seite „Hooligans gegen Satzbau“. Dort tauchte das Bild mit dem angeblichen Spendenaufruf in der Nacht zu Montag offenbar zuerst auf. Es wurde bisher mehr als 3.900 Mal geteilt. Ein zeitgleicher Beitrag der Gruppe auf Twitter wurde bisher rund 1.900 Mal geteilt. 

Die Seite „Hooligans gegen Satzbau“ veröffentlichte die Grafik mutmaßlich als erstes. (Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV)

Daraufhin verbreitete sich das Bild auch auf zahlreichen anderen Seiten im Netz, zum Beispiel auf einer Facebook-Seite, die sich als Seite der Identitären Bewegung ausgibt, und auf der Seite des Kolumnisten Stephan Anpalagan

„Hooligans gegen Satzbau“ will sich laut der Selbstbeschreibung der Gruppe mit satirischen Aktionen gegen den „Rechtsruck“ in der Gesellschaft stellen. Die Grafik ist jedoch nicht als Satire zu erkennen, und sie enthält kein Logo von „Hooligans gegen Satzbau“.

Auf eine schriftliche Anfrage von CORRECTIV, ob „Hooligans gegen Satzbau“ die Grafik erstellt habe, bestätigte eine Sprecherin dies nur indirekt: „Es handelt sich bei dem anscheinend von uns veröffentlichten Beitrag um KEINEN Spendenaufrauf (sic!). Wir fordern lediglich die Menschen auf, die sich für eine Inhaftierung von Carola Rackete aussprechen, eine 10,- Euro teure SMS zu verschicken.“ 

„Hooligans gegen Satzbau“ sammelte nach eigenen Angaben auch selbst Spenden zur Unterstützung von Kapitänin Carola Rackete und überwies sie an Sea-Watch.